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18. Juni 2015 | Worte des Bewegungsleiters | 

„Ich liebe dich und du mich. Und diese Liebe soll bleiben und wachsen!“


Jubiläumsmotiv 2015 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: Kiess)

Jubiläumsmotiv 2015 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: Kiess)

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt-Bewegung!

Für ein paar Monate des Übergangs nach der Beendigung der Amtszeit von Pater Penners als Bewegungsleiter habe ich die Koordination an der Zentrale und darf Ihnen in dieser Funktion einige Gedanken im Bündnisbrief als Anregung schreiben.

Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie und wo Sie im Moment sind, alleine oder in Gemeinschaft, zu Hause oder bei einer Bündnisfeier mit der Schönstattfamilie vor Ort. Vielleicht ist das Pilgerheiligtum bei Ihnen? Ich hoffe, heute ist ein sonniger Tag für Sie und Sie können im Freien sein und die Helle des langen Tages genießen. Mich locken die lichten Abende im Juni immer wieder hinaus in die Natur zu Spaziergängen und Wanderungen. Oft sind es Pilgerwege, die daraus werden – manchmal ganz ungeplant. Wenn Gott zu uns sprechen möchte, tut Er es gerne über Zeichen und Spuren, die uns eigenartig berühren. Eine Wegerfahrung möchte ich mit Ihnen teilen.

Ein Herz in eine Baumrinde eingeschnitten (Foto: Herter)

Ein Herz in eine Baumrinde eingeschnitten (Foto: Herter)

Es war bei einer meiner Wanderungen, wann genau, weiß ich nicht mehr. Beim Aufstieg in einem Waldstück bleibe ich bei einem Baum stehen, in dessen Rinde etliche Zeichen eingeritzt sind. Es muss ihm wehgetan haben. Aber inzwischen – nach Jahren – sind das Herz, die beiden Buchstaben darin und das Wort „Liebe“ darüber ein Teil seiner Borke und seiner Lebensgeschichte geworden. Die Botschaft dessen, der hier Herz und Initialen hinterlassen hat, ist klar: „Ich liebe dich und du mich. Und diese Liebe soll bleiben und wachsen wie dieser Baum!“

Mit diesem Bild im Kopf und in der Kamera setze ich meinen Weg fort und komme an einem Feldkreuz vorbei. Auch dieses spricht mich an, und ich lasse mir Zeit, darüber nachzusinnen. Die Menschen früherer Jahrhunderte haben Kreuze an Weggabelungen, auf Höhen oder einfach mitten in ihre Felder am Wegrand aufgestellt. Sie sollten Gottes Segen dorthin bringen, wo und wovon sie lebten. Der Juni ist auch der Monat, in dem traditionell Flurprozessionen abgehalten werden, wie ich mich von meiner Kindheit her erinnere. Heute sind es vor allem die kleinen Kreuze am Straßenrand, die man immer wieder im Vorbeifahren kurz wahrnimmt. Wenn Lichter daneben brennen, weiß man, dass hier jemand vor nicht allzu langer Zeit zu Tode gekommen ist.

Das Kreuz am Wegrand erzählt von einem, der vor langer Zeit umgekommen ist. Jesus hängt an diesem Holz und will mir sagen: „Du bist es mir wert, dass ich all das auf mich nehme.“ Diese Botschaft ist in seinen Leib eingeritzt. Er ist gezeichnet vom Hass, aber sein geöffnetes Herz bietet eine Liebe an, die größer ist. Den Schmerz wandelt er in Erbarmen, den Tod in Leben, Fluch zum Segen. In Schönstatt sagen wir, dass die Hochform der Liebe darin bestehe, dass ein Herz ins andere eingeschrieben sei („Inscriptio“). Es gibt Momente, in denen das Herz Jesu für uns besonders offensteht und wir diese Erfahrung brauchen, dass es Gott ist, der mich versteht und liebt. Wir können nicht immer begreifen, warum Gott Katastrophen, Krankheiten und Kriege zulässt. Das durchbohrte Herz sagt uns jedoch, dass alle diese Unbegreiflichkeiten Gott genauso treffen wie uns selber. Er fühlt und leidet mit uns. Es ist aber kein sinnloses Leiden mehr, sondern eines, das in der Liebe Gottes aufgehoben ist und dadurch alle Leiden erlöst. Hier also sind auch mein Schmerz und meine Liebe zu Hause.

Pater Lothar Herter, kommissarischer Leiter der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Foto: Brehm)

Pater Lothar Herter, kommissarischer Leiter der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Foto: Brehm)

Im Juni begehen wir den „Herz-Jesu-Monat“ und denken auch an das Herz Mariä, durch das „ein Schwert“ gegangen ist. Ein Herz, das liebt, ist immer auch eines, das verwundet ist, denn es ist verletzlich und nimmt den Schmerz anderer auf. Es ist barmherzig und groß. Ein solches Herz ist gleichzeitig ein Raum, der anderen Heimat gibt. Aus dem Herzen Jesu ist die Kirche entstanden. Sein Herzensanliegen war es, den Jünger mit seiner Mutter und die Jünger untereinander zu verbinden: „Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt (Joh 15,12 f.). Das Heiligtum in Schönstatt, so können wir sagen, ist der Herzensraum der Gottesmutter, in dem wir Heimat finden und eine Weitung unserer Herzen erfahren, sodass wir selber wieder lieben und anderen eine Heimat geben können.

Wenn wir heute unser Liebesbündnis erneuern und unser Herz neu der Gottesmutter weihen und für ihren Sohn öffnen, dann gilt auch für uns das Wort: „Ich liebe dich und du mich. Und diese Liebe soll bleiben und wachsen!“

Dazu wünsche ich Ihnen Gottes Segen!

          P. Lothar Herter

Schönstatt-Bewegung Deutschland


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