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21. Mai 2015 | Pfingstkongress 2015 | 

Zeitenstimmen und Zukunftsträume - Pfingstkongress der Schönstatt-Bewegung in entscheidender Phase


Redaktionsgespräch mit der Methode "Fish-Bowl" (Foto: Brehm)

Redaktionsgespräch mit der Methode "Fish-Bowl" (Foto: Brehm)

Hbre. Nach einem Gottesdienst am Morgen in der Anbetungskirche, dessen liturgische Texte einmal mehr die Bitte um die Einheit im Glauben und das Kommen des Heiligen Geistes thematisierten, begann der vierte Tag des Pfingstkongresses in Schönstatt, zu dem Verantwortliche der Bewegung aus der ganzen Welt versammelt sind, mit einem Blick in die Zeit. Drei Statements mit unterschiedlichen Fragestellungen waren gedacht als Beitrag zum Kontext, in dem die Schönstatt-Bewegung ihren Weg in die Zukunft gehen möchte.

Prof. Dr. Dr. Michael Hochschild, Paris (Foto: Brehm)

Prof. DR Michael Hochschild, Paris (Foto: Brehm)

Neugründung und Wiederentdeckung des pädagogischen Charismas

Prof. DR Michael Hochschild, Forschungsleiter im Time-Lab Paris, einem Institut für postmoderne Studien und Forschung, stellte in seinem Beitrag unter dem Thema „Wie wollen wir unsere Zukunft?“ dar, dass es heute in der Wirtschaft, in Fragen des Klimawandels, der Sicherheitspolitik, der Erziehung, ja der Werte und des Zusammenlebens eine tiefe Systemkrise gäbe. „Die Moderne, wie wir sie über ihre soliden Bürokratien und ihre Prozesse des arbeitsteiligen Zusammenlebens kennen und schätzen gelernt haben, geht zu Ende“, so Hochschild. Mitten in einer turbulenten Situation die Zukunftsfrage zu stellen, brauche Mut und Weitsichtigkeit. Eine Bewegung wie Schönstatt sei heute für die Zukunft gefragt, „weil sie mit allen ihren Ideen, Werten und ihrem Vertrauen eigentlich sogar aus der Zukunft geboren ist.“ Damit Schönstatt seine Aufgaben für die Zukunft bewältigen könne, brauche es eine Neugründung, müsse innerhalb der Bewegung der interkulturelle Dialog intensiviert werden, brauche es geeignete Strukturen und stärker internationalisierte Gremien und vor allem auch mehr Präsenz in der Öffentlichkeit.

Außerdem müsse Schönstatt sein pädagogisches Charisma wiederentdecken, führte Hochschild aus. Schönstatt müsse sich in der heutigen Zeit daran erinnern, dass es nie nur als geistliche Bewegung, sondern immer auch als pädagogische Bewegung gemeint war und ist. Wenn die soziale Frage der Moderne die Armut gewesen sei, so werde die soziale Frage der Postmoderne die Erziehung sein. Sich hier nicht nur deshalb einzubringen, weil es heute einen erdrückenden Erziehungsnotstand zu verzeichnen gäbe, sondern weil Erziehung eine Gestaltungsmacht jedweder Zukunft sei, trage zur Entstehung einer postmodernen Kultur von morgen wesentlich bei.

Pater Ángel Strada, Postulator für die Seligsprechung von Pater Kentenich, Vallendar-Schönstatt (Foto: Brehm)

Pater Ángel Strada, Postulator für die Seligsprechung von Pater Kentenich, Vallendar-Schönstatt (Foto: Brehm)

Für eine erneuerte Kirche und eine Kultur der Begegnung

Im zweiten Statement des Vormittages reflektierte der Argentinier Pater Ángel Strada, Postulator für die Seligsprechung von Pater Kentenich, über sich seit dem Beginn des Pontifikates von Papst Franziskus abzeichnende Veränderungen der Kirche. Papst Franziskus vertrete ein Kirchenbild, das der Vision von Pater Kentenich ganz nahe sei. Auf dem Weg in ihr neues Jahrhundert müsse sich die Schönstatt-Bewegung dieser Vision ihres Gründers vergewissern und sich so ganz auf den Weg zu begeben, zu dem der Heilige Vater aufrufe. Dieser Weg sei ein Weg des Aufbruchs. Die missionarische Option sei gefragt, eine dem Leben der Menschen nahe Kirche. Schönstatt dürfe nicht abwartend und distanziert sein, sondern müsse sich aktiv einsetzen für eine Kultur der Begegnung. Dazu sei ein volkstümliches und nicht ein elitäres Schönstatt gefragt, das gleichzeitig nicht vergessen dürfe, dass die eigentliche Quelle der Erneuerung die Begegnung mit Jesus Christus sei.

Schwester M. Nilza P. da Silva, Beauftragte für die Kommunikation in der Schönstatt-Bewegung Brasilien (Foto: Brehm)

Schwester M. Nilza P. da Silva, Beauftragte für die Kommunikation in der Schönstatt-Bewegung Brasilien (Foto: Brehm)

Missionare des Liebesbündnisses für heute!

Schwester M. Nilza P. da Silva, Beauftragte für die Kommunikation in der Schönstatt-Bewegung Brasiliens, beschäftigte sich in ihrem Statement mit Herausforderungen im digitalen Zeitalter und bezeichnete den „digitalen Kontinent“ als einen neuen Raum für die Sendung Schönstatts. Der digitale Raum schaffe neue Formen der Solidarität, neue Ausgegrenzte, neue Randgebiete, neue Formen der Demokratie, neue Formen von Verhandlungen, Entscheidungen, Zusammenarbeit, Affektivität und Geselligkeit. Es brauche aber jemanden, der diesem neuen Raum, in dem nicht nur Ideen und Informationen ausgetauscht würden, sondern die Personen sich letztlich selbst mitteilten, wie der emeritierte Papst Benedikt XVI schreibe, Identität gäbe. Die vernetzte Welt sei ein neues Umfeld, in dem es gelte, das Liebesbündnis bekannt zu machen und zu bezeugen, es zu leben und damit Beziehungen und das Entstehen der neuen Gemeinschaft zu stärken. „Es braucht Missionare des Liebesbündnisses für heute!“ Schwester Nilza stellte abschließend die Frage, ob Schönstatt im digitalen Netz mit ansprechenden und attraktiven Angeboten genügend präsent sei.

Prof. Dr.-Ing. Lothar Ruf, Darmstadt (Foto: Brehm)

Prof. Dr.-Ing. Lothar Ruf, Darmstadt (Foto: Brehm)

Bündelung der Zukunftsträume

Die drei Statements und das sich anschließende Referentengespräch, bei dem auch das Plenum Fragen stellen und sich einbringen konnte, lösten lebhafte Debatten aus, aus denen sich wichtige Puzzle-Teile für die am Nachmittag stattfindende Gruppenarbeit ergaben, die der Ergebnisbündelung und der Vorbereitung eines Abschlusspapieres der Konferenz diente. Dieser Gruppenarbeit ging ein Statement von Prof. Dr.-Ing. Lothar Ruf, Darmstadt, voraus. Beim Jubiläum war er verantwortlich für das Planungs-, Sicherheits- und Mobilitätskonzept. Er erläuterte Sinn und Bedeutung des angezielten  „Memorandum of Understanding“ MOU, und brachte hinsichtlich verbesserungsfähiger Strukturfragen zusätzlich noch Erfahrungen aus seiner Mitarbeit in der Jubiläumsvorbereitung ein. Dass beim Zusammentragen der Ergebnisse aus den 10 Gesprächsgruppen sich viele Punkte auf den Flip-Chart-Bögen wiederholten, empfanden viele Teilnehmer als ein Geschenk des Heiligen Geistes. Gleichzeitig wurde spürbar, dass die Jubiläumserfahrung, eine internationale Familie mit ähnlichen Interessen und Träumen zu sein, auf dem Weg ins neue Schönstatt-Jahrhundert weitergeht.

Tagesstatement

schoenstatt.de dankt www.schoenstatt-tv.de für die Bereitstellung der Statement-Aufzeichnungen.


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