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8. Mai 2015 | Pfingstkongress 2015 | 

Das gemeinsam Tragende in die Zukunft weiterschreiben - Interview zum Pfingstkongress mit Pater Ludwig Güthlein


Pater Ludwig Güthlein im Interview (Foto: S-TV)

Pater Ludwig Güthlein im Interview (Foto: S-TV)

Hbre. Mit Hochdruck wird derzeit an den Vorbereitungen des internationalen Kongresses der Schönstatt-Bewegung gearbeitet, zu dem in der Woche vor Pfingsten 2015 Delegierte und Verantwortungsträger der nationalen Schönstatt-Bewegungen aus aller Welt in Vallendar erwartet werden. Mit dem Kongress schaut die Bewegung auf das Jubiläum „100 Jahre Schönstatt“ zurück, auf die internationale Wallfahrt im Oktober 2014 nach Schönstatt und nach Rom, aber auch auf Jubiläumsfeiern in den Ländern, die es rund um den Erdball gegeben hat. Aus dem Erlebnis des international gefeierten Jubiläums sollen die Spuren Gottes und die Impulse für das weltweite Schönstatt in den Blick genommen werden. Schoenstatt.de hatte Gelegenheit, mit P. Ludwig Güthlein, München, der zusammen mit Sr. M. Cacilda Becker, Brasilien, für die Vorbereitung des Kongresses verantwortlich zeichnet, das nachfolgende Interview zu führen.

2014 hat Schönstatt im Oktober mit einer großen internationalen Wallfahrt mit über 10.000 Teilnehmern aus der ganzen Welt in Vallendar seinen 100. Geburtstag gefeiert. Jetzt ist zu lesen, dass es in der Woche vor Pfingsten einen internationalen Kongress in Vallendar-Schönstatt geben wird. Wird weitergefeiert in Schönstatt?

P. Ludwig Güthlein: Es ist tatsächlich so, dass in vielen die Freude des Feierns beim Jubiläum weiterlebt und weiterwirkt. Der Kongress will diese tiefe Erfahrung in ihrer Bedeutung für die Zukunft verstehen und weiterführen. Wir wollen zwar nicht feiern, aber ich denke, dass der Kongress die Freude über die weltweiten Kontakte und Begegnungen beim Jubiläum wieder lebendig werden lässt.

"Ich denke, dass der Kongress die Freude über die weltweiten Kontakte und Begegnungen beim Jubiläum wieder lebendig werden lassen." (Foto: S-TV)

"Ich denke, dass der Kongress die Freude über die weltweiten Kontakte und Begegnungen beim Jubiläum wieder lebendig werden lassen." (Foto: S-TV)

Wie viele Teilnehmer aus wie vielen Ländern werden zum Kongress erwartet. Wer hat die weiteste Anreise?

P. Ludwig Güthlein: Zusammen mit Teilnehmern und Helfern werden wir knapp 140 Personen sein. Nach dem letzten Anmeldestand werden 25 Länder vertreten sein. Mit den Entfernungen auf der Weltkarte habe ich es nicht so genau. Südafrika ist weit, Südamerika auch. Besonders denke ich an die Teilnehmer aus Burundi und die angespannte Lage des Landes. Das ist vielleicht innerlich weit, um bei unserem Kongress mitzumachen. Für unseren Kongress ist es ein wichtiger Impuls, dass so auch aktuelle politische Realitäten gegenwärtig sind.

Welches Ziel verbindet die Schönstatt-Bewegung mit diesem Kongress?

P. Ludwig Güthlein: Die Feiern im Oktober des letzten Jahres in Schönstatt und in Rom waren Höhepunkterlebnisse. Das Jubiläum war aber ein weltweiter Weg und viele Länder hatten ihre eigenen Höhepunkte. Alles soll beim Kongress zusammenfließen und – wenn der pfingstliche Geist mithilft – zu einer gemeinsamen Ausrichtung werden.

Sie sagen, dass es auch darum geht, die verschiedenen nationalen Jubiläumsfeiern in den Blick zu nehmen. Gab es unter diesen besonders herausragende in Bezug auf die Teilnehmerzahl oder im Blick auf die Originalität des Programms?

P. Ludwig Güthlein: Ich habe von großen Wallfahrtsereignissen in Paraguay und in Burundi gehört und bin gespannt auf die Berichte. In Großbritannien ist eine jahrelange Beschäftigung mit einem großen Mosaik zur Vollendung gekommen, in dem sich viele Prozesse und viele existentielle Lebensgeschichten ausdrücken. Höhepunkte können sehr unterschiedlich sein. Ich brauche selber die Berichte auf dem Kongress, um mehr von der weltweiten Fülle des Jubiläumsjahres aufzunehmen.

"Bei aller Vielfalt und allen Facetten Schönstatts geht es doch in allem um das Wachsen von Bündniskultur." (Foto: S-TV)

"Bei aller Vielfalt und allen Facetten Schönstatts geht es doch in allem um das Wachsen von Bündniskultur." (Foto: S-TV)

Die Schönstatt-Bewegung ist international breit aufgestellt und hat viele selbständige Gemeinschaften und Initiativen. Ist so ein Kongress der Versuch, die gesamte Bewegung international auf eine gemeinsame Spur zu bringen?

P. Ludwig Güthlein: Wenn mit Spur die Spurensuche im Sinne der göttlichen Führungen gemeint ist, dann ist es Thema des Kongresses. Als strategische Vereinheitlichung wäre das ein fruchtloses Bemühen. Die Selbständigkeit aller schönstättischen Projekte und Länder ist grundlegende Mentalität und garantiert die Subjekthaftigkeit aller Lebensgebilde. Und doch war der Weg zum Jubiläum von der Erfahrung gemeinsamer Lebensströmungen im weltweiten Schönstatt geprägt. Bei aller Vielfalt und allen Facetten Schönstatts geht es doch in allem um das Wachsen von Bündniskultur.  So wurde es im Blick auf das Jubiläum ins Wort gebracht. Ich hoffe, dass auch der jetzige Kongress in diesem Sinn das gemeinsam Tragende in die Zukunft weiterschreiben wird. Wir wollen auch darüber nachdenken, was zu einer weltweiten Vernetzung hilft.

Beim Jubiläum 2014 hat das Wort Bündniskultur immer wieder eine Rolle gespielt. Man denke nur an die „Felder der Bündniskultur“ zu denen es eigene Programmbereiche und Ausstellungen mit Projekten aus der ganzen Welt gab. Was steckt für Schönstatt hinter dem Begriff „Bündniskultur“ und wo gibt es Berührungspunkte mit Kirche und Gesellschaft heute?

P. Ludwig Güthlein: In der Gesellschaft, in der Wirtschaft, in der Kirche, in Wissenschaft und Bildung wird Kooperation und dialogisches Entwickeln immer mehr zum notwendigen Paradigma für Zukunftsfähigkeit. Durch den Kernvorgang des Liebesbündnisses, der ja im Zentrum des Jubiläums stand, ist Schönstatt durch die 100jährige Entwicklung des Liebesbündnisses in ein dialogisches Lebensgefühl hineingewachsen. Papst Franziskus sprach bei der Begegnung im Oktober 2014 auch immer wieder von einer Kultur der Begegnungen. Das Flüchtige von Begegnungen brauche aber auch echte, tragende Bindungen. Ich glaube, in einer Bündniskultur kommen moderne Freiheitlichkeit und belastbare Verbindlichkeit zusammen.

"Die Familienbewegung Schönstatts ist heute die wichtigste Wachstumsschiene für unsere Bewegung in den meisten Ländern." (Foto: S-TV)

"Die Familienbewegung Schönstatts ist heute die wichtigste Wachstumsschiene für unsere Bewegung in den meisten Ländern." (Foto: S-TV)

Können Sie ein oder zwei konkrete Beispiele benennen?

P. Ludwig Güthlein: Ich denke als erstes an den pädagogischen Anfangsimpuls, aus dem Schönstatt entstanden ist. Weltweit gibt es inzwischen wirklich schon sehr viele Schulen und pädagogische Einrichtungen, die Pater Kentenichs pädagogisches Charisma in alltägliche Struktur und einen umfassenden Stil bringen. Da ist viel pädagogisches Know How gewachsen. Wenn sich das addieren könnte, wäre es eine Qualitätssteigerung in Sachen Schönstattpädagogik im Sinne unseres Gründers. Ein zweites ist das Stichwort Familie. Die Familienbewegung Schönstatts ist heute die wichtigste Wachstumsschiene für unsere Bewegung in den meisten Ländern. Kein Wunder. Ehe und Familie sind ja geradezu vom Wesen her die Inkarnierung einer menschlich-göttlichen Bündniskultur.

Die Jubiläumsfeiern im Oktober haben eine große Ausstrahlung auch in die Region rund um Vallendar hinein gehabt? Gibt es während des Kongresses Berührungsmöglichkeiten für interessierte Bürger?

P. Ludwig Güthlein: Das Feuer des Jubiläums wird nicht nur in den Herzen der Teilnehmer, sondern auch durch die Fackel der Fackelläufer gegenwärtig sein. Direkt im Anschluss an den Kongress gibt es dazu eine Begegnung und eine offene Einladung am Samstag, dem 23. Mai 2015 um 15:00 Uhr im Pater-Kentenich-Haus auf Berg Schönstatt in 56179 Vallendar.

Beim Kongress selber gibt es am Mittwochabend einen kleinen Empfang. Geladene Gäste aus der Nähe, die unmittelbar betroffen waren von den Veranstaltungen in Schönstatt und mitgeholfen haben, dass alles gut über die Bühne ging. Es sind ja Verantwortliche aus vielen Ländern da, die mit Pilgergruppen beim Jubiläum waren. Die gemeinsame Freude und der gegenseitige Dank hat da noch einmal einen Raum. Wir freuen uns, dass Weihbischof Peters und Vertreter der Politik ihr Kommen zugesagt haben.

Pater Güthlein, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Die Fragen stellte Heinrich Brehm, PressOffice Schönstatt

 


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