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18. April 2015 | Worte des Bewegungsleiters | 

100 Jahre Schönstätter Gnadenbild


Jubiläumsmotiv 2015 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: Kiess)

Jubiläumsmotiv 2015 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: Kiess)

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt-Bewegung!

In diesen österlichen Wochen zwischen dem Fest der Auferstehung Jesu und dem Beginn des Maimonats melden sich unsere Freiburger zu Wort. Sie erinnern daran, dass vor 100 Jahren, 1915, das Bild der Gottesmutter durch einen der Lehrer, der es bei einem Freiburger Kunsthändler gesehen hatte, nach Schönstatt gekommen ist. Grund genug, bei der Bündnisfeier hier am Ort und darüber hinaus beim Gnadenbild der Gottesmutter zu verweilen.

Wir wissen, dass vom heutigen MTA1-Bild als Gnadenbild erst gesprochen werden konnte, insofern dieses sich mit dem Gründungsereignis vom 18. Oktober 1914 verbunden hat. Wir haben ebenfalls, denke ich, zum großen Teil aufgenommen, dass unser MTA-Bild von einem Maler aus dem Tessin geschaffen wurde (Luigi Crosio), vielleicht nicht umsonst von einem Künstler, der im Zwischenbereich von Nord und Süd, germanischem und romanischem Kulturraum, beheimatet ist – womöglich unter anderem ein Grund, weswegen das MTA-Bild den Weg in die Herzen der Menschen beider Kulturräume gefunden hat.

Als Kirche stimmen wir in dieser österlichen Zeit ein in das Regina coeli der ganzen Christenheit: Maria nimmt teil am Sieg ihres Sohnes über Tod und Hölle. In seiner Auferstehung haben das Heil und die Herrlichkeit Gottes gesiegt über die Zusammenbrüche der Geschichte.

Bei unserer Jubiläumsfeier im Oktober vorigen Jahres haben wir das MTA-Bild vom Urheiligtum in die Mitte unserer Familie und unserer Gäste getragen, in der Prozession vom Urheiligtum zur Pilgerarena und wieder zurück zum Ort ihres „Wohnens und Thronens“. Wir brachten zum Ausdruck auf diesem Weg: Der Gnadenstrom des Urheiligtums durch die Jahrzehnte der Gründungsgeschichte Schönstatts ist verbunden mit der MTA – und bis zu einem gewissen Grade auch mit ihrem Bild.

Gnadenbild im Urheiligtum in Vallendar Schönstatt (Foto: Brehm)

Gnadenbild im Urheiligtum in Vallendar Schönstatt (Foto: Brehm)

Maria – dreimal wunderbar …

Unter den vielen Hervorhebungen ihres Titels: Dreimal Wunderbare Mutter, Königin und Siegerin von Schönstatt wurde das Dreimal Wunderbar unter anderem des Öfteren wiedergegeben. Maria sei wunderbar als Mutter Gottes, als Mutter des Erlösers und als Mutter der Erlösten.

Was in dieser Erklärung ein wenig altertümlich daherzukommen scheint, hat auch für unsere Zeit eine nicht zu verkennende Bedeutung:

Mutter Gottes: Jesus ist mehr als ein Prophet oder ein religiöser Führer gewesen, sondern in ihm ist Gott selbst Mensch geworden. Jesus ist der Sohn des ewigen Vaters, „gezeugt, nicht geschaffen“. In seinem Leben und Handeln ist das Reich Gottes, hat sich die Ankunft der Herrschaft Gottes in unseren menschlichen Verhältnissen ereignet. Jesus ist derjenige, bei dem jedem Schritt, den er tut, das „Reich Gottes auf dem Fuße folgt“ (Urs von Balthasar); Jesus ist derjenige, der den Durst des Menschen nach dem ewigen Leben oder nach einem sinnerfüllten Dasein stillt; Jesus, welcher der blindgeborenen Menschheit die Augen geöffnet hat und Lazarus, seinen dem Tod ausgelieferten Freund, aus dem Grabe ruft …

Geheimnisse, die wir in der hinter uns liegenden österlichen Bußzeit erneut betrachtet haben. Geheimnisse, die uns eben hinweisen auf das gottmenschliche Geheimnis Jesu, das im Zeitalter des interreligiösen Dialogs und des Nebeneinanders verschiedener Weltanschauungen noch einmal von uns allen neu umfangen werden will – freilich nicht ohne den Respekt und nicht ohne Toleranz gegenüber anderen religiösen Überzeugungen, ihren Lebensformen und Bekenntnissen. – Aber bleiben wir hier noch einen Moment beim Geheimnis selbst.

Weil sich in Jesus Christus das „ganze Göttliche mit dem ganzen Menschlichen“ (J. K.) verbunden hat, war Jesus nicht nur Gottes Sohn, sondern auch Erlöser des Menschen (vgl. „Mutter des Erlösers“), der sich ganz eins gemacht hat mit uns; unseren Weg und unser Schicksal ganz angenommen hat bis zur Erhöhung am Kreuz. Durch das Testament Jesu (Siehe da, deine Mutter) wurde Maria zur Mutter aller Erlösten.

Mit der von Pater Kentenich gebrauchten Formulierung vom ganzen Göttlichen und dem ganzen Menschlichen berühren wir den Auftrag von der Schaffung einer Bündniskultur, den wir gerade im Umkreis unseres Jubiläums als Schönstattfamilie beginnen zu erspüren und weiter und tiefer zu durchdringen. Die Delegiertentagung der deutschen Schönstattfamilie in der Mitte des vergangenen Monats (13.-15. März) war überschrieben: Für eine Kultur des Bundes.

Ich möchte jetzt nicht länger bei einzelnen inhaltlichen Aspekten verweilen, aber Sie alle einladen, die Signale und Beschlüsse für unsere Ausrichtung als deutsche Schönstatt-Bewegung fürs laufende Jahr und darüber hinaus aufzunehmen und vor Ort, in Ihren Diözesen und Gemeinschaften zu besprechen. (Ich schreibe diese Zeilen noch vor Beendigung unserer Vertretertagung; bin also selbst gespannt auf das Ergebnis unserer Versammlung, das dann im Wesentlichen auch Thema des Treffens unserer gesamten Familie bei der Herbstbegegnung am 18. Oktober 2015 sein soll.) – Persönlich freue ich mich sehr, dass – nicht zuletzt auch durch den Titel der freudig zur Kenntnis genommenen Dokumentation vom Jubiläum – die Ausrichtung „Für eine Kultur des Bundes“ sich ergeben hat, weil sie sich in spezieller Weise eignet, unsere gesamten Bestrebungen zu fassen und anklingen zu lassen; angefangen vom Ideal des neuen Menschen in der neuen Gemeinschaft; die föderative, das heißt bündnishafte Struktur unserer Gesamtbewegung; unsere Vernetzung mit anderen, um nur einiges zu nennen.

Dank an alle Leserinnen und Leser des Bündnisbriefes

Ich bringe dies zum Ausdruck auch mit einem Blick auf meine persönliche Zukunft.

Mit diesem Leitartikel verabschiede ich mich von Ihnen, den Lesern und Leserinnen des Bündnisbriefes. Wie Sie möglicherweise da und dort gehört haben, geht meine zweite Amtszeit als Bewegungsleiter in diesen Wochen zu Ende. Auch an dieser Stelle darf ich einen vielfältigen Dank zum Ausdruck bringen für alle Unterstützung, die mir in den vergangenen Jahren geschenkt wurde von Einzelnen, von Gemeinschaften und Diözesen, nicht zuletzt auch für alle Gebets- und Beitragsgnaden, die ich geschenkt bekommen habe.

Sehr herzlichen Dank an alle, welche „draußen im Lande“, an unseren Schönstattzentren und einzelnen (Haus-)Heiligtümern mithelfen, dass die Bündnisfeier in unserem Lande ihre volle Gnadenwirksamkeit entfalten kann.

Speziellen Dank für alle Echos auf den Bündnisbrief, nicht zuletzt meine Leitartikel, die mich oft bei Besuchen an einzelnen Schönstattzentren erreicht und ermutigt haben, „weiter zu schreiben“. Mit allen Brüdern und Schwestern im Liebesbündnis weiter auf dem Weg durch diese unsere Welt ans andere Zeitenufer, mit meinem Segen vom Urheiligtum Ihnen allen herzlich verbunden,

Ihr

P. Lothar Penners

Schönstatt-Bewegung Deutschland

 

1 MTA: Mater Ter Admirabilis - Dreimal Wunderbare Mutter


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