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18. März 2015 | Worte des Bewegungsleiters | 

Zwischen Terror und Paradies


Jubiläumsmotiv 2015 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: Kiess)

Jubiläumsmotiv 2015 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: Kiess)

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt-Bewegung!

Wenn ich das gegenwärtige Lebensgefühl in weiten Teilen unserer Familie versuche aufzunehmen, kommt mir ein Zweifaches entgegen: Zum einen teilen viele von uns Besorgnis und Erschrecken angesichts der Zeitsituation wie die Menschen unserer Umgebung: der gegebenen Lage im Hinblick auf den Ukraine-Konflikt; den „Gotteskriegern“ im Nahen Osten; dem Terrorismus in aller Welt und seinem Zuschlagen in unseren Nachbarländern (morgen auch bei uns?); den Demonstrationen und Gegendemonstrationen zum Islam bei uns ...

Dein Bündnis – unsere Mission – für eine Kultur des Bundes.

Zum andern begegnet mir ein nachhaltiges Nachklingen unserer Jubiläumsfeiern, die den Pilgerinnen und Pilgern zum Urheiligtum etwas wie Paradiesesatmosphäre vermittelt haben, gemeint: Das Gnadenereignis, das im vergangenen Herbst uns als internationaler Familie geschenkt worden ist. Beide Aspekte, innen und außen, zusammengenommen: Welch tiefgreifender, schreiender Gegensatz in der einen Welt, in der wir leben. Ein Gegensatz, den es zunächst auszuhalten gilt. In einem weiteren Schritt sollte er aber unseren Blick gerade lenken zu dem, was wir im Umkreis unseres Jubiläums aufgenommen haben als Zielstellung unserer Bewegung: „Bündniskultur“.

Bündniskultur als Ausrichtung auf die gesamten Zielsetzungen Schönstatts, die aus unserem originellen Liebesbündnis herausfließen und gezeigt haben: Dein Bündnis – unsere Mission – für eine Kultur des Bundes.

Marias Ja - Eingangstor zum Neuen Bund

Wenn wir auf die Spannungszonen und ihre Spannungsmomente in der Gegenwart schauen, dann scheint mir: Etwas Aktuelleres wie eine Kultur aus einem umfassenden Liebesbündnis ist kaum denkbar! Konkreter: In unserem Motiv von der Bündniskultur ist das Gesamt unserer menschlichen Lebensformen, der sie prägenden Werte und das Miteinander unterschiedlicher Beziehungen verbunden mit der marianischen Wurzel für uns als Schönstattfamilie und für alle Christen: dem heilsgeschichtlichen Gottesbund. Und für uns ist das Bündnis vom 18. Oktober 1914 ja der Ursprung unserer weltweiten Familie.

Wenn wir nach der Richtung denken, tut sich aber nochmals ein Gegensatz auf: derjenige zwischen den gegebenen Konfliktherden und Konfliktzonen, welche wir mit all unseren Zeitgenossen wahrnehmen, weil in aller Munde, und der eher verborgenen heilenden Quelle des Liebesbündnisses, herausfließend aus der erlösenden Liebe Christi, der vom Kreuz herab den Jüngerinnen und Jüngern seine Mutter geschenkt hat, welche in ihrem Jawort zur Verkündigung des Engels das Eingangstor zum Neuen Bund darstellt.

Jubiläumserfahrung – Erfahrung einer Verkündigungsstunde

Der uns beschäftigende Gegensatz zwischen den gegenwärtig wirksamen Weltkonflikten und dem neuen, neuesten Bund scheint hingegen nicht sehr verschieden zu sein zwischen dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges und der Gründungsstunde unserer Familie. Was damals anklang, mag auch von der Gegenwart gelten: „Wie oft war in der Weltgeschichte das Kleine und Unansehnliche die Quelle des Großen und Größten.“ (Gründungsurkunde vom 18.10.1914)

Die Gründungsstunde unserer Bewegung (ebenso alle Friedensbemühungen der damaligen Zeit) konnte den Ausbruch des Weltkrieges nicht verhindern, möglicherweise seine Beendigung beschleunigen, und dennoch ist aus der Wurzel dieses Bündnisses ein Lebenskeim entstanden, welcher auf eine neue Gestalt von Kirche und eine neue Gesellschaftsordnung tendiert. Beide Dimensionen, das Christlich-Kirchliche und das Gesellschaftliche sind in etwa „aufgehoben“ in dem, was wir Bündniskultur nennen. Aber nur in dem Maße, wie die Gnaden- und Wandlungsmacht Mariens wirksam wird und nochmals begnadete Werkzeuge findet, kann der entstandene Lebensstrom Veränderungen in der Gegenwart und etwas wie neue Schöpfung bewirken auf das hin, was Pater Kentenich mitunter das neueste Zeitenufer oder aber ein wie immer geartetes „Übermorgen“ der Weltgeschichte genannt hat.

Wir haben, liebe Leserinnen und Leser, bei unserem Jubiläum im vergangenen Herbst eine neue Verkündigungsstunde erfahren. Ähnlich wie die Gottesmutter nach ihrem Jawort in Nazareth eine neue Stufe ihrer originellen Begnadung erfahren hat, dürfen wir innewerden: Auch unser erneutes Ja zum Bündnis wurde getragen von der Gnade und schenkte nochmals ein Mehr, eine dichtere Erfahrung der Bündnisrealität: dass auch heute der Himmel die Erde berühren kann und berührt hat in den Herzen derjenigen, welche im Umkreis des Heiligtums bereit waren, mitzugehen und sich neu zur Verfügung zu stellen für eine neue Epoche der Familiengeschichte.

Kultur des Bundes – Thema unserer Delegiertentagung

„Für eine Kultur des Bundes“ – lautet das Thema unserer Delegiertentagung, welche vom 13. bis 15.3.2015 im Pater-Kentenich-Haus auf Berg Schönstatt stattfindet! Wie Sie großenteils wohl aufgenommen haben, hatten wir uns schon vor dem Jubiläum 2013/14 entschlossen – nach langen Überlegungen! –, die traditionelle Oktoberwoche aufzuteilen in ein Frühjahrstreffen von Verantwortlichen und Lebensträgern und eine Herbsttagung im Oktober, welche der familienhaften Begegnung und der Verkündigung unserer Jahresschwerpunkte nach innen und nach außen dienen soll.

Mir scheint es wichtig, dass wir uns als deutsche Schönstatt-Bewegung in diesem Zeitabschnitt bewusst auf diese beiden zentralen Punkte unseres Lebens als Bewegung einstellen und schon jetzt unsere „Antennen“ ausfahren im Blick auf das, was auf uns zukommt. –

Zunächst auf das Treffen unserer Verantwortlichen aus allen Gruppierungen, das der Feier des Bündnistages unmittelbar vorausgeht.

Lassen wir einer gläubigen Neugierde freien Lauf; ebenso unserer Bereitschaft, aufzunehmen und mitzugehen. Beides kann im Vorfeld und in diesen Tagen dazu beitragen, dass es auf der Delegiertentagung zu einem wirklichen „prophetischen“ Hören kommt auf das, was der aktuell wehende Geist Gottes hinüberwehen will in unser Denken, Fühlen und Wollen als Bewegung. Hören wir auf unsere Vertretungen, die Entscheidungen treffen im Blick auf eine Ausrichtung unserer Familie für die kommenden Jahre und was sie als für uns bedeutsame Zeichen der Zeit signalisiert.

Familienbegegnung im Herbst – wenn alle kommen

Auch auf die geplante Herbsttagung möchte ich bereits jetzt unseren Blick werfen. Nur dann, wenn alle, die können, auch kommen oder die Möglichkeit haben, andere zu motivieren, wird es zu einer wirklichen Familienbegegnung kommen und werden wir das richtige Wort finden, um es als Bewegung hineinzusagen und wirksam werden zu lassen in unserem kirchlichen und mitmenschlichen Umfeld! Rüsten wir uns alle, dass die geschenkten Erlebnisse und Impulse des Jubiläums fruchtbar weiterwirken im Vertrauen auf die Gnade, die uns trägt, und in der Umsetzung dessen, was das Jubiläum an Botschaften und an Lebensreichtum geschenkt hat.

Uns allen in diesen Wochen der österlichen Bußzeit herzliche Grüße zum Neustart nach unserer Ausrichtung auf ein Mehr an österlichem Leben für Sie persönlich, Ihre Gemeinschaft, unser diözesanes Schönstatt und alle Pilgerbewegungen!

Herzliche Segenswünsche vom Urheiligtum aus,

Ihr


P. Lothar Penners

Schönstatt-Bewegung Deutschland


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