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29. Oktober 2014 | 2014 | 

Wenig ruhige Minuten im Santuario... - Vom Dienst im Heiligtum wo alles begann


Bänke schleppen vor dem Urheiligtum (Foto: Fella)

Bänke schleppen vor dem Urheiligtum (Foto: Fella)

Wolfgang Fella. Ein Riesenfest sollte es werden, das Jubiläum zum 100. Geburtstag. Deshalb war auch eine riesige Zahl an Helfern erforderlich, damit alles funktionierte und die vielen Gäste aus nah und fern sich am Jubiläumswochenende in Schönstatt wohlfühlten. Neben unzähligen fleißigen Händen bei der Versorgung und Entsorgung, bei der Regelung der Menschenströme und bei den ungezählten großen und kleineren Veranstaltungen gab es auch ein Team, das im und um das Urheiligtum eingesetzt wurde. Ich gehörte auch dazu.

Immer mit Rat und Tat vor Ort (Foto: Fella)

Immer mit Rat und Tat vor Ort (Foto: Fella)

Freundlich aber bestimmt: "Hier ist kein Eingang" (Foto: Fella)

Freundlich aber bestimmt: "Hier ist kein Eingang" (Foto: Fella)

Hier geht’s lang zum Santuario Original (Foto: Fella)

Hier geht’s lang zum Santuario Original (Foto: Fella)

Von früh bis abends: Helfer im Heiligtum (Foto: Fella)

Von früh bis abends: Helfer im Heiligtum (Foto: Fella)

Heiß begehrt: die Gründungsurkunde (Foto: Fella)

Heiß begehrt: die Gründungsurkunde (Foto: Fella)

Ein Teil der Würzburger Gruppe in der Pilgerarena (Foto: Fella)

Ein Teil der Würzburger Gruppe in der Pilgerarena (Foto: Fella)

Zum Abschluss gab´s noch Weihwasser (Foto: Fella)

Zum Abschluss gab´s noch Weihwasser (Foto: Fella)

Ankunft und Dienstbeginn in Schönstatt

Anreise am Montag – Schlüsselübergabe durch junge Leute. Erste Einweisung durch junge Leute und abends dann Begrüßung durch junge Leute. Die ganze Verantwortung in der Hand von jungen Leuten. Alles ist perfekt organisiert, an alles ist gedacht. Ich bin sehr beeindruckt. Dann heißt es erst mal Kabel schleppen in der Arena, Laub rechen auf den Wegen und Mulch verteilen auf der Pilgerwiese. Es geht weiter mit Zelt abbauen am Bundesheim und Zelt aufbauen am Parkplatz. Die drei Tage vergehen im Flug. Nur der Muskelkater bleibt etwas länger. Und dann ist alles fertig für die Gäste. Eine letzte Einweisung für die Aufgaben, die jetzt auf uns warten sollten im und um das Urheiligtum. Alles noch entspannt. Dienst nach Plan und genauer Aufgabenbeschreibung.

Andacht und Fotografie

Dann geht es los. Die Nationen pilgern zum Urheiligtum – eine erste Bewährungsprobe für unser Team. Schwierig zu vermitteln, dass es auf einer Einbahnstraße zum Heiligtum geht und bei den Ausgängen kein Einlass ist. Das führt hin und wieder zu Verdruss unter den Pilgern. Schwierig auch den vielen Menschen vor allem aus weiter Ferne freundlich aber bestimmt klar zu machen, dass nur ein erster kurzer Moment der Andacht im Urheiligtum möglich ist, weil draußen schon die nächste Gruppe und Nation wartet. Aber es gelingt und ich bin wieder beeindruckt die unterschiedlichsten Menschen hier im Gebet versunken zu treffen. Überraschend aber auch verständlich, der Wunsch nach einem Foto an diesem historischen Ort gerade für diejenigen, die wohl nur einmal im Leben die Chance haben hier zu sein. Noch nie habe ich innerhalb so kurzer Zeit so viele Bilder gemacht mit so vielen verschiedenen Kameras, Smartphones und Tablets.

Bekannte Gesichter und Plattfüße am Abend

Die Tage vergehen und unser Team wird immer routinierter und flexibler. Alles läuft mit wenigen Ausnahmen gut ab. Trotz so vieler Tausend Menschen, die an einem vorbei gehen werden die Gesichter allmählich vertrauter und man freut sich, den einen oder die andere, die man morgens an der Pilgerwiese begrüßt hat, abends im Heiligtum wieder vor sich zu haben. Immer wieder zieht es die weitgereisten Pilger in das Urheiligtum, das vielen bislang nur aus Bildern bekannt war. Ich selbst komme selten zur Andacht und bewundere Schwester Luca neben mir, die offensichtlich mitten in dem Menschengewühl noch die Ruhe fürs Gebet findet, während ich versuche, den Eingang zum Heiligtum wieder frei zu bekommen. Trotz Plattfüßen am Abend und gekrümmtem Rücken - es macht Spaß hier zu sein und die Stunden vergehen im Flug.

Keine Zeit zum Nachdenken – wo bleibt die Tiefe?

Dazwischen ist auch immer mal wieder Zeit etwas von den zentralen Veranstaltungen mitzubekommen und Teil der Schönstattgemeinschaft zu sein, die in der Pilgerarena schöne, fröhliche und eindrucksvolle Veranstaltungen erlebt. Die Zeit mit Dienstplan und Veranstaltungen ist so voll, dass ich kaum zum Nachdenken komme und nachts todmüde ins Bett falle. Zwischendrin stelle ich mir die Frage, wo bei all dem Trubel eigentlich Zeit für die Gottesmutter bleibt. Schließlich stehe ich doch stundenlang im, vor oder auf dem Weg zum Heiligtum. Geht das Fest in die Tiefe? Die Antwort auf diese Frage gebe ich mir am letzten Tag überraschend selber.

Die Gottesmutter in tausend Gesichtern

Nach der letzten Schicht trinken wir im Würzburger Helferkreis noch einen Abschlusskaffee im Imbisszelt. Ich verabschiede mich von Schwester Lourdes am Nachbartisch. Eine Mitschwester stellt mir die Frage was mich in diesen Tagen beeindruckt hat. Da kann ich plötzlich keine Antwort geben, es fehlen mir die Worte. Tränen in den Augen wird mir mit einem Mal bewusst wie tief bewegt mich der Blick auf die zurückliegende Tage macht. Vor meinem Auge kommen die wirklich tiefen Momente in den Sinn, die diese Tage für mich so wertvoll gemacht haben und die so besonders waren. Etwa als am Sonntagmorgen noch viele Pilger aus Südamerika unbedingt die Neugründungsurkunde auf dem Altar im Urheiligtum unterschreiben wollten. Da wurde mir erst klar was es für sie aber auch für mich bedeutet Teil dieser Gemeinschaft zu sein, die sich nach 100 Jahren Schönstatt auf den Weg macht zu neuen Ufern. Oder die chilenische Frau, die mir als Helfer vor dem Heiligtum selbst gebackene Plätzchen geschenkt hat - mit Liebe gebacken, wie sie betont hat, woran für mich kein Zweifel bestand. Wie gerne hätte ich mit ihr länger gesprochen. Oder die chilenische Familie deren kleiner Sohn vor dem Altar niederkniete und mich durch seine Ehrfurcht tief berührte. Da erst wurde mir bewusst, dass mich die Gottesmutter in all den Tagen nicht einmal, sondern viele tausend Mal angeschaut hat. In all den Gesichtern der Menschen, in ihrem Lächeln, ihrer Freude, ihrer Gerührtheit, ihren Tränen. All die Menschen, die sich eigens für das Fest zum Urheiligtum aufgemacht haben und denen ich tausendfach dankbar begegnen durfte. An dem Ort wo alles begann ...


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