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29. August 2014 | Deutschland | 

Und die Magnolien fangen wieder an zu blühen


Frohmachende Erfahrungen beim Intensivwochenende in Münster (Foto: Busse)

Frohmachende Erfahrungen beim Intensivwochenende in Münster (Foto: Busse)

Elmar Busse. „Es liegen Welten dazwischen, wie ich angekommen bin und wie ich mich heute fühle, dabei waren es nur 5 Tage.“ So äußerte sich eine Mutter, die ziemlich ausgelaugt und mit Chaos im Herzen zur Intensivwoche für Eltern mit entwicklungsbeeinträchtigten Kindern ins Schönstatt-Zentrum Mariengrund in Münster vom 10. bis 15. August 2014 angereist war.

Viel Spass beim gemeinsamen Spiel (Foto: Busse)

Viel Spass beim gemeinsamen Spiel (Foto: Busse)

Zeit miteinander (Foto: Busse)

Zeit miteinander (Foto: Busse)

Gottesdienst (Foto: Busse)

Viel Spass beim gemeinsamen Spiel (Foto: Busse)

Kindersegnung (Foto: Busse)

Kindersegnung (Foto: Busse)

Nicht ganz so erstaunt über sich selbst äußerten sich bei der abschließenden Ernterunde die Eltern, die schon im Vorjahr an der Intensivwoche teilgenommen hatten. Sie waren mit entsprechender Erwartungshaltung schon angereist, dass diese Woche der ganzen Familie wieder sehr gut tun würde. Die Kinder einer Familie hatten schon die Tage gezählt, bis es wieder nach Münster ginge.

Das Geheimnis der Wirkung der Intensivwoche liegt an dem ausgefeilten Konzept, das Ehepaar Baumgartner vor 19 Jahren entwickelt hatte. Manuela Baumgartner ist Kinderärztin mit der Subspezialisierung Neuropädiatrie, d.h. sie hat mit der Frühdiagnostik und Frühförderung von entwicklungsbeeinträchtigten Kindern zu tun. Bei ihrer Arbeit fiel ihr auf, dass die Eltern solcher Kinder häufig am Rande  der Erschöpfung sich der alltäglichen Herausforderung stellten, den Kindern die bestmögliche Förderung zukommen zu lassen und die gesunden Kinder nicht aus dem Blick zu verlieren. Manche Ehen scheiterten. – So entwickelte sie zusammen mit ihrem Mann, ebenfalls Arzt, ein Konzept, das sich an den Schönstatt-Familienseminaren orientierte: täglich ein Vortrag, der die konkreten Lebensfragen der Paare, die anonym am ersten Tag gesammelt worden waren, aufgreift, anschließend Zeit für ein Paargespräch und danach noch Zeit für den Erfahrungsaustausch in der Kleingruppe.

Die Grundidee: Wenn Eltern mit der Dauerbelastung eines entwicklungsbeeinträchtigten Kindes geschickter werden in der Bewältigung von üblichen Konfliktsituationen und „Unfallschwerpunkten“, die alle Paare und Eltern durchlaufen müssen, dann haben sie mehr seelische Energie zur Verfügung zur Betreuung ihres Kindes. Von daher ergeben sich die Themen für ein solches Seminar: Männersprache-Frauensprache, fair streiten lernen, Trauerphasen, Prioritäten klären, Förderung der Resilienz (=seelische Widerstandsfähigkeit und Immunstärke), Zeitmanagement, Spiel von Nähe und Distanz, Vergebung, Grenzen setzen und Freiheit lassen. Weil jedes beeinträchtigte Kind während dieser Woche einen jugendlichen Betreuer hat und die gesunden Geschwisterkinder in Gruppen mit einer Psychologin arbeiten, haben die Paare den nötigen Freiraum, um sich auf die Gestaltung der Paarbeziehung konzentrieren zu können. Aus der Intensivwoche, die als Konzept 1994 anlässlich des UNO-Jahres für die Familie entwickelt und prämiert worden war, sind inzwischen 29 Intensivwochen geworden mit ca. 350 Familien, wobei einige Familien von dem Konzept so angetan waren, dass sie viele Jahre wieder kamen und teilgenommen haben.

In Münster fand dieses bewährte Modell 2014 zum zweiten Mal statt. Die Möglichkeiten zum Beratungsgespräch als Paar oder als Einzelner wurden gerne angenommen. So griff einer der Teilnehmer bei der abschließenden Ernte das Phänomen auf, dass die zwei Magnolienbäume auf dem Gelände des Schönstatt-Zentrums Mariengrund wieder Knospen ansetzten und zu blühen anfingen. Normalerweise blühen sie ja nur im Frühjahr. „Bedingt durch die Diagnose für das beeinträchtigte Kind mussten wir von vielen Erwartungen Abschied nehmen. Die Blüten unserer Hoffnung sind abgefallen, ohne Frucht anzusetzen. Durch die Woche sind neue Knospen der Hoffnung gewachsen: Auch wenn unsere Kinder nie so „normal“ werden wie andere, so haben wir doch eine viel größere Zuversicht, dass wir all die Belastungen, die der Alltag so mit sich bringt, besser bewältigen können.“ Nach den positiven Echos der teilnehmenden Familien wird es 2015 wieder eine solche Woche geben.  

 

Eine emotionale Notfalltasche (Foto: Busse)Gesprächsmöglichkeiten und Austausch von Erfahrungen (Foto: Busse)

Eine emotionale Notfalltasche / Gesprächsmöglichkeiten und Austausch von Erfahrungen (Foto: Busse)


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