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18. Januar 2014 | Worte des Bewegungsleiters | 

Mit dir im Bund


Jahresmotto 2014 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland

Jahresmotto 2014 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt-Bewegung!

der Weihnachtsfestkreis in unserem großen Jubiläumsjahr liegt hinter uns. Manche von uns werden das Fest der Menschwerdung und Erscheinung Gottes in unserer Welt mit einem ausdrücklichen Bezug auf die reichen Anregungen gefeiert haben, die uns Kardinal Rylko gegeben hat in seinen Hinweisen auf die reiche Gründungsgeschichte Schönstatts (wir denken dabei nicht zuletzt an das „Wunder der Hei­ligen Nacht“) und die zentralen Momente der Neuheit, Harmonie und Reife, welche zu jeder „gestan­denen“ Gründung in der Kirche gehören.

„Liebesbündnis für die Menschen in unserem Land“

Mit dieser Bündnisfeier richten wir uns aus auf die drei Gedenktage, welche wir jedes Jahr im Januar begehen dürfen: Neben dem Bündnistag das Gedenken an den zweiten Meilenstein (20. Januar 1942) und den Pallotti-Tag (22. Januar: Todestag des heiligen Vinzenz Pallotti), der uns in diesem Jahr spezi­ell an den 22. Mai erinnern mag – das Datum, an welchem die Gemeinschaft der Pallottiner das Urhei­ligtum unserer Familie schenkte.

Uns begleiten in diesen Wochen sicher auch unsere (ersten?) Erfahrungen mit dem „Liebesbündnis für die Menschen in unserem Land“ (und mögliche Vorbereitungen auf kommende Pilgerwege?). – Dazu an dieser Stelle die ein oder andere Anregung.

Manchmal, wenn ich mich frage, wer jetzt „dran“ ist, ins Liebesbündnis hineingenommen zu werden, fällt mir der Wahlspruch „unseres“ noch neuen Weihbischofs Dr. Michael Gerber ein: Tecum in foedere – mit dir im Bund. Da schwingt für mich ein Doppeltes mit: Selbstverständlich etwas aus meiner persön­lichen Bündnisgeschichte und von den Erinnerungen an den 19. Oktober letzten Jahres und dessen Ziel­richtung auf die Menschen „in unserem Land“. Ebenso zeigt sich mir, dass das Motto „Tecum in foede­re“ eine griffige Formel ist, um gleichsam im Geiste auf diesen oder jenen zuzugehen und ihn gleichsam persönlich ansprechen zu können, auch wenn er weit entfernt ist.

Vom Liebesbündnis „für“ zum Bündnis „mit“

Eine andere Erfahrung: Beim letzten Treffen von „Miteinander für Europa“ in Paris ging es um den Schwerpunkt: Solidarität mit den Armen. Dazu hielt Jean Vanier, der Gründer der „Arche“, einer Geist­lichen Gemeinschaft, welche geistig Behinderten in unserer Gesellschaft Lebensraum und Heimat schenkt, ein Referat. Der heute über achtzigjährige Gründer dieser Bewegung sprach von vier Schritten, welche zu einer tieferen Wahrnehmung des anderen Menschen hilfreich sein können – in diesem Fall zu­nächst vor allem der genannten Gruppe der Behinderten –; wiederum Wahrnehmung als Voraussetzung für jede Form von menschlichem Miteinander und Bündnis:

  • Überwindung der oft gegenseitigen Angst oder Verunsicherung
  • Einfühlung in die Situation oder aber Eigenart des anderen Menschen – heute ja oft wiedergegeben mit dem Wort Empathie
  • Mitleiden (Kompassion) mit dem beeinträchtigten Behinderten
  • Endlich: die Wahrnehmung (Anbetung!) der sich immer wieder, oftmals unverhofft zeigenden verbor­genen Schönheit Gottes, wenn diese plötzlich hervorleuchtet aus einem sich einstellenden Verstehen eines Zusammenhangs; einem dankbaren Lächeln als Antwort auf geschenkte Zuwendung; einer un­ter Umständen sich zeigenden endlosen Geduld, einen Lernschritt zu vollziehen oder einer tapferen Akzeptanz der gegebenen, fast aussichtslosen Veränderung der gegebenen Grundsituation.

Wie sich zeigt, ist dieser Vierschritt so etwas wie ein Resümee aus der Arbeit mit behinderten Kindern oder Erwachsenen. Aber er lässt sich mühelos übertragen auf unser Bemühen, wenn das Liebesbündnis „für“ zu einem Bündnis „mit“ werden soll. Die Überwindung von Fremdheit; das Bemühen um einfüh­lendes Verstehen; Mitfreude oder aber Mitleiden mit dem anderen sind immer wieder aufgegeben im menschlichen Miteinander. Schon der heilige Paulus hat darauf hingewiesen: „Freut euch mit den Fröh­lichen und weint mit den Weinenden!“ (Röm 12,15).

Für ein Liebesbündnis jedweder Art kommt es aber sehr entscheidend gerade auch auf den vierten Schritt an, welcher benannt wurde mit Anbetung der verborgenen Schönheit Gottes. Hierin geht es um das Aufleuchten dessen, was Pater Kentenich immer wieder im Blick auf das Persönliche Ideal bzw. die Originalität des anderen Menschen betont hat: Jeder und jede, ja letztlich alles Geschaffene, ist ein ori­gineller Gottesgedanke und Gotteswunsch. In allem, was wirklich ist, leuchtet ein Schöpfergedanke des unendlichen Gottes auf, der ebenso einen Wunsch Gottes zum Ausdruck bringt: In der Art und Weise, wie wir aufeinander zu- und eingehen, dürfen wir einem Wunsch Gottes entsprechen, der – bleiben wir beim Menschen – einen anderen so geschaffen hat, dass er eine eigene Form des Dialogs verlangt und gerade eben auch schenken kann …!

Sammeln wir weiter Erfahrungen mit dem „Liebesbündnis für die Menschen in unserem Land“. – Ich denke, wir dürfen es tun in der Überzeugung, dass am 19. Oktober vorigen Jahres ein Stein ins Was­ser gefallen ist, der Wellen schlägt, sichtbare und unsichtbare …: Bemühungen, die wir von uns selber anstellen, gut auszukommen mit lieb-schwierigen oder schwierig lieben Mitmenschen in unserer Um­gebung oder aber schicksalhaften Wegen in der Ferne und Gnaden-Bewegungen, die vor allen Dingen dem „Nichts ohne dich“ zuzuschreiben sind. 

Verantwortungsbewusstsein

Es gibt Stimmen, wonach der „Stein“ am 19. Oktober ziemlich tief ins Wasser gefallen sei bei etlichen, bei denen das übernatürliche Verantwortungsbewusstsein noch einmal eine deutliche Spur gewachsen sei. –

Mögen wir insgesamt alle Anteil haben und noch mehr gewinnen an dem beispielhaften Verantwortungsbewusstsein Pater Kentenichs, das sich in ganz besonderer Weise zeigte in seinem Entschluss vom 20. Januar 1942, auf ein mögliches Freikommen aus dem Gefängnis oder Bewahrtwerden vor dem Kon­zentrationslager lieber zu verzichten, wenn er damit anderen (in diesem Fall seiner Gefolgschaft) einen größeren Grad an innerer Freiheit erkaufen könnte. –

In der Folgezeit zeigte sich, wie sehr der „Himmel“ diesen Entschluss gesegnet hat: zeichenhaft deutlich an der inneren Entwicklung der damaligen Schönstattfamilie wie auch in der durch „Dachau“ und da­nach erfolgenden internationalen Ausbreitung der Bewegung. –

Möge auch in uns Wichtiges passieren, aber auch viel Segen durch die offene Tür des Heiligtums hinein­fließen in die Kirche und ihr Umfeld, die im Zuge der Initiativen unseres Heiligen Vaters noch einmal zu einem Erneuerungsschub ansetzen. – Segen nicht zuletzt auch im Hinblick auf alle zügig voranschrei­tenden Vorbereitungen auf unsere internationalen Feiern im Herbst diesen Jahres: der weltweiten Pil­gerfahrt nach Schönstatt und Rom und einer aktuellen Formulierung der originellen Botschaft Schön­statts für Gegenwart und Zukunft ...

Ihnen im ersten Monat des neuen Jahres herzliche Grüße von der offenen Tür des Heiligtums (welche in der Zwischenzeit sehr gelungen restauriert wurde durch die gute Betreuung einer Werkstatt in Koblenz),

Ihr
P. Dr. Lothar Penners
Leiter der Schönstatt-Bewegung in Deutschland

 


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