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7. November 2013 | Fest 2013 | 

Schönstatt im Dialog: Gesprächsforum zum Thema Engagement von Christen in der Gesellschaft


Schwester Basina Kloos, Waldbreitbach (Foto: Brehm)

Schwester Basina Kloos, Waldbreitbach (Foto: Brehm)

Inge Wilhelm. Der Moderator, Dr. Bernhard Maas, Freiburg, konnte eine Reihe in der Gesellschaft engagierter Christen auf dem Podium des Dialog-Tages beim Fest der Deutschen Schönstatt-Bewegung am Nachmittag des 20. Oktobers 2013 begrüßen. Zwei Parlamentarier: Dr. Werner Langen MdEP, Koblenz/Brüssel und Michael Brand MdB, Fulda/Berlin. Zwei Gäste aus dem Bereich Heilberufe: Schwester Basina Kloos, Waldbreitbach, Ordensfrau und Ökonomin, Vorstandsvorsitzende der Marienhaus GmbH mit ca. 30 caritativen Einrichtungen, sowie Dr. Christoph Lerchen, Hilgert/Dernbach, Chefarzt für Anästhesie in einem Krankenhaus in kirchlicher Trägerschaft. Prof. Dr. Michael Hochschild, Lehrstuhl für Zeitdiagnostik/ Paris, brachte den Blickwinkel der wissenschaftlichen Analyse in die Runde ein.

Dialogforum in der Bildungsstätte Marienland (Foto: Brehm)

Dialogforum in der Bildungsstätte Marienland (Foto: Brehm)

Prof. Dr. Michael Hochschild, Paris (Foto: Brehm)

Prof. Dr. Michael Hochschild, Paris (Foto: Brehm)

Dr. Werner Langen MdEP, Koblenz/Brüssel  (Foto: Brehm)

Dr. Werner Langen MdEP, Koblenz/Brüssel (Foto: Brehm)

Michael Brand MdB, Fulda/Berlin (Foto: Brehm)

Michael Brand MdB, Fulda/Berlin (Foto: Brehm)

Dr. Christoph Lerchen, Hilgert/Dernbach (Foto: Brehm)

Dr. Christoph Lerchen, Hilgert/Dernbach (Foto: Brehm)

Moderation, Dr. Bernhard Maas, Freiburgh (Foto: Brehm)

Moderation, Dr. Bernhard Maas, Freiburgh (Foto: Brehm)

Krise der Institutionen

Unter dem Thema „Engagiert als Christ in dieser Gesellschaft – ein Flug durch die Wolken?„ machte Hochschild gleich zu Beginn der Diskussion darauf aufmerksam, dass die derzeitige Krise der Institutionen mehr als nur eine „Anpassungskrise“ an veränderte Bedingungen sei, sondern dass es sich um eine tiefgreifende „Systemkrise“ handle, die den Übergang von der modernen zur postmodernen Gesellschaft einleite. Wohin die Entwicklung letztendlich führe, sei noch nicht klar auszumachen. Daher sei die aktuelle Situation durchaus mit einem Flug durch die Wolken, quasi einem Blindflug vergleichbar. Alte Erfahrungen passten nicht mehr in die aktuelle Umbruchssituation. Oder in einem Bild gesprochen: Ein Kompass ist für einen Flug durch die Wolken untauglich.

Die katholische Kirche reagiere jedoch auf die heutigen Erschütterungen nur mit den Mitteln, die für eine Anpassungskrise geeignet seien: Statistische Erhebungen („Glaube an die Magie der Zahlen“) und Verwaltungsreformen z.B. die Zusammenlegung von Pfarreien zu größeren Einheiten.

Welche neuen Instrumentarien stehen zur Verfügung?

Auf diese Frage gab das Podium nur in Ansätzen Antwort. Vielmehr bewegte sich die Diskussion eher „am Boden“ der konkreten Politik, insbesondere der sozialpolitischen Entscheidungen. Das praktisch gelebte christliche Zeugnis „vor Ort“ stand im Fokus.

Dr. W. Langen und M. Brand berichteten von brisanten Themen auf der Agenda der Parlamente und ihrem persönlichen Engagement in diesen Fragen: Stammzellenforschung, PID, Flüchtlings- und Asylpolitik, die Verwendung der Forschungsgelder der EU etc. Eine klare an christlichen Werten orientierte Positionierung wird jedoch häufig von den Mehrheitsverhältnissen in den Parlamenten verhindert.

„Dienstkultur“ kann zum Wettbewerbsvorteil werden

Dr. Lerchen stellte dar, dass ein Arzt im Krankenhausbetrieb zu einer Reihe wertgebundener Entscheidungen herausgefordert ist: etwa in der Frage des Schwangerschaftsabbruchs und der Sterbehilfe. Gerade die Palliativmedizin („da wo die schönen Bilder hängen“) zeige, dass es – auch unter den Bedingungen der Wirtschaftlichkeit einer Einrichtung – einen „Wettbewerbsvorsprung“ durch eine christliche Ausrichtung einer Klinik geben könne, wenn nämlich eine „Unternehmenskultur“ im Sinne einer „Dienstkultur“ herrsche, die das Ja Gottes zum Menschen, zum Leben durch eine besondere Hinwendung zum Menschen verdeutliche.

„Profil zeigen“ contra „Downsizing“

Schwester Basina stellte dar, dass heute bei der weit verbreiteten Infragestellung vieler Grundwerte eine besondere Ausrichtung einer kirchlichen Einrichtung nur gelingen könne, wenn eine entsprechende Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfolge. Die Marienhausstiftung, die selbst über 200 junge Menschen in ihren Einrichtungen ausbildet, sieht in der Qualifizierung der Pflegekräfte einen wesentlichen Beitrag zur Gestaltung eines eigenen Profils christlicher Häuser. Nicht Rückzug, „Downsizing“ (Dr. M. Lütz) d.h. Verkleinerung des Angebots, sei die Parole, sondern „Profil zeigen“.

Fazit: Christen dürfen nach dem eingangs von M. Brand zitierten Satz des hl. Bonifatius keine „stummen Hunde“ sein, sondern müssen, da wo sie stehen, „Profil zeigen“. Ob das reicht für den Flug durch die Wolken?


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