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28. Februar 2013 | Kirche | 

Dank für ein Pontifikat gläubiger Tiefe und intellektueller Weite


Papst Benedikt: Abschied in Castel Gandolfo (Foto: TV)

Papst Benedikt: Abschied in Castel Gandolfo (Foto: TV)

Hbre. Aus Anlass und in der Stunde des Rücktritts von Papst Benedikt XVI. feierte die Schönstatt-Bewegung in der Dreifaltigkeitskirche auf Berg Schönstatt in Vallendar einen Dankgottesdienst für das zu Ende gegangene, fast acht Jahre dauernde Pontifikat. Die gut 300 Gottesdienstbesucher, unter denen auch Josef Dötsch, Abgeordneter im Landtag von Rheinland-Pfalz, und Günther Hahn, Stadtbürgermeister von Vallendar, waren, reihten sich mit dieser Eucharistiefeier ein in eine ganze Serie von Gottesdiensten, in denen für den scheidenden Heiligen Vater und für seinen bald zu wählenden Nachfolger gebetet wurde.

Dankgottesdienst in der Berliner Hedwigs-Kathedrale (Foto: TV)

Dankgottesdienst in der Berliner Hedwigs-Kathedrale (Foto: TV)

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch würdigt Papst Benedikt XVI. (Foto: TV)

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch würdigt Papst Benedikt XVI. (Foto: TV)

Politische Prominenz beim Dankgottesdienst (Foto: TV)

Politische Prominenz beim Dankgottesdienst (Foto: TV)

Zentraler  Dankgottesdienst der Deutschen Bischofskonferenz in Berlin

Beim Dankgottesdienst in der Berliner Hedwigs-Kathedrale, den der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch zusammen mit dem Erzbischof von Berlin, Kardinal Rainer Maria Woelki, dem Apostolischen Nuntius, Erzbischof Jean-Claude Périsset, und zahlreichen weiteren Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz feierte, betonte Zollitsch, dass Benedikt XVI. vor allem Glaube und Vernunft miteinander habe verbinden wollen: „In Papst Benedikt XVI. begegnen uns ein gelehrter Zeuge und ein überzeugender Gelehrter des Evangeliums; ein begnadeter Prediger; ein unermüdlicher Brückenbauer zwischen Wissenschaft und gelebtem Glauben.“ Auch Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und weitere Mitglieder der Bundesregierung und des Deutschen Bundestages nahmen an dem Gottesdienst teil, heißt es in einer Pressemitteilung der Deutschen Bischofskonferenz.

Um der Menschen Willen: eine „Ökologie des Menschen“

In seiner Predigt betonte Erzbischof Zollitsch, Papst Benedikt XVI. habe sich „von Anfang an als Diener der Kirche verstanden. Der Papst hat uns immer wieder vorgelebt: Nicht Machtausübung im Sinne des Herrschens über andere ist Kennzeichen des Petrusdienstes, sondern sich für die Sache Jesu Christi um der Menschen Willen einzusetzen.“ Mit einem feinen, sicheren Gespür habe der Heilige Vater auf die modernen Gefährdungen des menschlichen Lebens hingewiesen, die sich hinter Tatsachen wie etwa der Globalisierung und Fortschrittsgläubigkeit verbergen. Papst Benedikt XVI. habe hier auf die „Gefahr eines ungezügelten Kapitalismus“ ebenso wie auf den „scheinbar grenzenlosen Machbarkeitswahn auf dem Gebiet der Bio-Technologien“ hingewiesen. In seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag im September 2011 habe er den Bogen von der ökologischen Bewegung hin zum Menschen gespannt und eine „Ökologie des Menschen“ gefordert.

Dialog mit den Religionen

Zollitsch stellte ebenfalls die Einforderung der Religionsfreiheit und den Dialog zu den anderen Religionen als Anliegen von Papst Benedikt XVI. heraus. „Religion darf niemals Anlass zu Hass und Gewalt sein und nicht zu politischen Zielen missbraucht werden“, fasste der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz die Botschaft des Papstes beim Besuch der großen Moschee von Amman im Jahr 2009 zusammen. „Und auch mit dem Judentum wusste sich unser Heiliger Vater tief verbunden. Gerade wir Deutschen sind dem Papst zutiefst dankbar für seine klaren Worte anlässlich des Besuchs im Vernichtungslager Auschwitz, die Benedikt in großer Demut zeigten“, so Zollitsch weiter.

Pontifikat geprägt von theologischer Tiefe und intellektueller Weite

Die Frage nach dem Religiösen in der Welt schwinde keinesfalls, so Erzbischof Zollitsch – das zeige ein Blick auf das Wirken und die Auswirkungen der nahezu acht Jahre des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. „Wir Menschen sehnen uns nach Antworten, die über das Vordergründige, über das rein wissenschaftlich-rational Erklärbare hinausweisen. Und wir suchen Personen, die dafür mit ihrer Existenz glaubwürdig und überzeugend stehen“, so Zollitsch. Eine solche Person sei Benedikt XVI.: „Auf beides – die Sehnsucht nach der Wahrheit und die Suche nach Vorbildern – gab Papst Benedikt XVI. die Antwort, die dem Glauben an Jesus entspringt.“ Sein Pontifikat sei „geprägt von theologischer Tiefe und intellektueller Weite“, sagte Zollitsch.

Dankgottesdienst in der Anbetungskirche Berg Schönstatt (Foto: Brehm)

Dankgottesdienst in der Anbetungskirche Berg Schönstatt (Foto: Brehm)

Dankgottesdienst der Schönstatt-Bewegung

Beim Dankgottesdienst in der Anbetungskirche auf Berg  Schönstatt würdigte der Generaldirektor der Schönstätter Marienschwestern, Pfarrer Dr. Bernd Biberger den Amtsverzicht Papst Benedikts als „Ausdruck einer überaus großen Hochachtung vor dem Petrusamt“, als Schritt nach einer vorsehungsgläubigen Deutung der Zeichen der Zeit, dem Willen Gottes bei nachlassenden Kräften auf andere Weise zu dienen und als Ausdruck einer überaus großen inneren Freiheit, allein vor Gott und seinem Gewissen diese Entscheidung zu treffen.

Konzelebranten beim Dankgottesdienst in der Anbetungskirche Berg Schönstatt (Foto: Brehm)

Konzelebranten (Foto: Brehm)

Pfarrer Dr. Bernd Biberger, Generaldirektor der Schönstätter Marienschwestern (Foto: Brehm)

Pfarrer Dr. Bernd Biberger, Generaldirektor der Schönstätter Marienschwestern (Foto: Brehm)

Gottesdienstteilnehmer (Foto: Brehm)

Gottesdienstteilnehmer (Foto: Brehm)

Dr. Bernd Biberger (Foto: Brehm)

"Er (Papst Benedikt) selbst wird die Kirche in ihrem Bemühen im Gebet und in der Meditation begleiten und ihr die Kraft erbitten, die sie für diese Herausforderung braucht. Darin besteht nun sein Hirtendienst. So danken wir ihm für seine Hirtenliebe, für seine Hirtensorge und für seine Hirtentreue.“

Zeugnis von Jesus, dem Sohn des lebendigen Gottes

Biberger betonte in seiner Würdigung dass es Papst Benedikt ein Herzensanliegen war, „die Kluft zwischen dem ‚historischen Jesus‘, wie ihn uns die moderne Bibelwissenschaft vor Augen stellt, und dem ‚Christus des Glaubens‘, wie ihn die Kirche verkündet, zu überwinden, den Jesus der Evangelien als wirklichen Jesus, als den ‚historischen Jesus‘ im eigentlichen Sinn darzustellen und die Menschen so neu für Jesus, den Christus zu begeistern.“ Das Zeugnis von Jesus dem Messias, dem Sohn des lebendigen Gottes, habe der Heilige Vater als vornehmste Aufgabe des Petrusamtes verstanden und sich deshalb auch nicht davon abbringen lassen, die dreiteilige Buchreihe über Jesus von Nazareth mit ganzer Kraft voranzutreiben.

Betonung von Glaube, Hoffnung und Liebe

Was in den Augen des Heiligen Vaters Leitfaden eines christlichen Lebens sein könne und gleichzeitig die innere Kraft des Christentums bilde, würde in den Lehrschreiben Papst Benedikts deutlich. Die erste Enzyklika „Deus caritas est“ beschäftige sich mit der Liebe Gottes zum Menschen und mit der Antwort des Menschen darauf und mit der Liebe der Menschen untereinander. In der Enzyklika „Spe salvi“ zeige Benedikt die Hoffnung auf, auf die hin der Mensch gerettet ist und aus der Christen leben. In der Sozial-Enzyklika „Caritas in veritate“ hebe Papst Benedikt die in der Wahrheit verankerte Liebe als Grundlage für das gesamte gesellschaftliche Handeln hervor. Eine vierte Enzyklika, die wegen der noch nicht abgeschlossenen Endredaktion nicht mehr veröffentlicht werden konnte, sollte eine Enzyklika über den Glauben werden. „Gemäß dem Wort des Völkerapostels Paulus ‚Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.‘ (1 Kor 13,13) stehen die drei göttlichen Tugenden im Mittelpunkt der Lehrschreiben von Papst Benedikt,“ betonte Biberger.„In ihnen zeigt sich die Schönheit des Christseins, von der Papst Benedikt immer wieder gesprochen hat.“

Besinnung auf die Wurzeln und auf die Fundamente

Als pastorale Impulse, die Kirche zu einer Besinnung auf ihre Wurzeln und auf ihre Fundamente anzuregen, um so neu Kraft zu schöpfen zum Zeugnis in einer veränderten Welt, seien die drei besonderen Themenjahre zu sehen, die Papst Benedikt XVI. initiiert habe. Das Paulusjahr 2008/9 habe dazu aufgerufen, in die Schule des großen Völkerapostels zu gehen. Mit dem Priesterjahr 2009/10 habe der Papst die Bedeutung des Priesteramtes für die Kirche wieder stärker ins Bewusstsein heben wollen und sich angesichts der gerade im Priesterjahr bekannt gewordenen Missbrauchsfälle, mit klarer Konsequenz für dessen Erneuerung eingesetzt. Vom Jahr des Glaubens, das der Heilige Vater anlässlich des 50. Jahrestages der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils im vergangenen Oktober ausgerufen habe, habe er sich „eine besondere Besinnung auf den Glauben und seine zentralen Inhalte und eine Wiederentdeckung des Glaubens erhofft,“ fasste Biberger zusammen.

Den Glauben bezeugen in einer säkularen Welt

„Mitten im Jahr des Glaubens,“ so Biberger weiter, „dessen Beginn mit der Bischofssynode zur Neuevangelisierung verbunden war, tritt Papst Benedikt nun zurück und überlässt es uns sozusagen als sein Erbe. So wie der Herr seine Jünger aufgefordert hat, in alle Welt zu gehen und die Frohe Botschaft zu verkünden, so mahnt uns Papst Benedikt, im Zeugnis des Glaubens nicht nachzulassen, sondern den Menschen in einer veränderten, säkularen Welt das Evangelium zu verkünden und ihnen die Schönheit des Glaubens nahezubringen. Er selbst wird die Kirche in ihrem Bemühen im Gebet und in der Meditation begleiten und ihr die Kraft erbitten, die sie für diese Herausforderung braucht. Darin besteht nun sein Hirtendienst. So danken wir ihm für seine Hirtenliebe, für seine Hirtensorge und für seine Hirtentreue.“

Unter Verwendung einer Pressemitteilung der Deutschen Bischofskonferenz

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