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2. Juni 2012 | Deutschland | 

Entsicherte Welt – Glauben heute


Kongress "Wohin ist Gott"

Unter dem Titel Entsicherte Welt – Glauben heute suchte Prof. Dr. Magnus Striet, Freiburg, in seinem Vortrag dem Status einer entsicherten Welt das Signum einer außergewöhnlichen Krise zu nehmen.

Prof. Dr. Magnus Striet, Freiburg (Foto: Brehm)

Prof. Dr. Magnus Striet, Freiburg (Foto: Brehm)

Nietzsches Beschreibung des Menschen als das „nicht festgestellte Tier“ spiegelt die Selbsterfahrung des Individuums in der Moderne: Er ‚ist‘ nicht einfach in einem selbstverständlichen, unreflektierten Sinn, sondern sieht sich mit der Frage konfrontiert, wer er sei. Mit der Reflexivität, die auch das geschichtliche Selbstverständnis einer Epoche als historisch geworden relativiert, verliert alles seine Selbstverständlichkeit.

Striet suchte daraufhin, Konsequenzen aus den Bedingungen entsicherten Denkens zu ziehen. Unter anderem spielte er hier Bonhoeffers Wort ein: Gott zwingt uns, so in der Welt zu leben, als ob es ihn nicht gäbe. Wir müssen die Welt gestalten, dürfen es aber auch um unserer Freiheit willen. An diesem Punkt, so Striet, stelle sich die Situation gläubiger und nichtgläubiger Menschen in nichts anders da. Gott selbst mute uns zu, prekär zu leben und möglicher Weise sogar schuldig zu werden. Genau hier zeige sich das Tröstliche des christlichen Glaubens, der die Freiheit des Menschen achte.

In diesem Kontext suchte Striet die Begriffe Gnade, Rechtfertigung und Erlösung als Ermutigung zu deuten. Gott habe Ja zu dieser Welt gesagt, ein Ja, das eingeborgen ist in die Allmacht seiner Liebe.

Striets Fazit: In der entsicherten, mit Ungewissheiten behafteten Moderne zu leben kann als Last empfunden werden. Aber keine bisherige Epoche hat es erlaubt, den Glauben an Gott so zu leben, wie er es verdient: als Geschenk. Allerdings bleibe Glaube unter diesen Bedingungen ein hypothetischer Glaube. Solle dieser Glaube tatsächlich Grundlage einer Gesellschaft werden, die auf Offenheit setzt, werde dies auch Auswirkungen auf die Gestalt der Kirche haben. Striet schloss mit einem Wort Luthers: „Die Kirche ist immer auch ein weltlich Ding, und das ist auch gut so!“

Zusammenfassung: Dr. Nurit Stosiek

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