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15. Oktober 2011 | Oktober-Treffen | 

Oktobertagung: Ein starker Vormittag


Die Schönstattmannesjugend versorgt die Tagungsteilnehmer in den Pausen mit heißen und kalten Getränken. Erlös: für das Säulen-Projekt (Foto: Brehm)

Die Schönstattmannesjugend versorgt die Tagungsteilnehmer in den Pausen mit heißen und kalten Getränken. Erlös: für das Säulen-Projekt (Foto: Brehm)

C&H Brehm. Der zweite Vormittag der Oktoberwoche begann mit einem gut zusammengeschnittenen Film über das intensive Sommerprogramm der Schönstattjugend in diesem Jahr: Unanimiter-Festival der SMJ in Madrid, internationales RTA-Festival und 80. Mädchenjugend-Jubiläum am Heiligtum in Pozzuelo, Weltjugendtag Madrid, Nacht des Heiligtums in Schönstatt, Misiones im Bistum Freiburg und Teilnahme und Mitgestaltung des Papstbesuches. Volles Programm!!! Danach folgten zwei Vorträge, von denen sich einer mit dem Thema „Glaubwürdig. Gefällt mir - Die Welt in der virtuellen Welt“ befasste und der andere – ein mehr geistlicher Vortrag – das Thema bearbeitete: „Das Heiligtum - brennender Dornbusch: Ort, an dem der Himmel die Erde berührt.“

Ein intensiver Schulungsmorgen (Foto: Marco Böhm)

Ein intensiver Schulungsmorgen (Foto: Marco Böhm)

„Glaubwürdig. Gefällt mir - Die Welt in der virtuellen Welt“

Theresia Strunk, Norheim, Theologie- und Psychologiestudentin, wirft einen Blick auf die Facebook-Generation und benennt die beiden großen Sehnsüchte heutiger Jugendlicher: einmal „ich sein, gesehen und wahrgenommen werden, unverwechselbar und profiliert“. Dazu komme zum Zweiten „das Dazugehören wollen zu vielen, „ein Wir kennen“, der Wunsch, Bindung und Verbindung einzugehen, um Sicherheit zu finden in einer völlig unübersichtlich gewordenen Welt. Immer neu stelle sich der jungen Generation die Frage: „Wer sagt mir, welcher Weg in der Fülle gleichberechtigter Heilswege richtig ist, woran ich mich guten Gewissens binden kann.“ Vernetzung und Verbindung kämen in einer hochdifferenzierten Welt, in einer Multioptionsgesellschaft, eine entscheidende Bedeutung zu, damit Identität sich entwickeln kann. Ein kleines bisschen Sicherheit sei die Sehnsucht der jungen Generation.

Theresia Strunk (Foto: Marco Böhm)

Theresia Strunk (Foto: Marco Böhm)

Die Nacht des Heiligtums greife diese Anliegen der jungen Menschen auf, beschreibt Frau Strunk. „Da ist jemand, der mich anschaut. Der Blick Marias ganz auf mich gerichtet. Und 600 andere Jugendliche kommen auch hierher, denen das auch wichtig ist. Ich gehöre dazu!“ „Gesehen sein und verbunden sein, Ich sein und auch ein Wir kennen, das sind Beziehungsangebote, die es nicht nur in der wohl eher fragwürdigen Welt von facebook gibt, sondern auch ganz real, ganz ernst und ganz existentiell an einem Ort, dem Heiligtum.“ Im Heiligtum machten viele Jugendliche die Erfahrung, dass sie hier immer VIP sind, eine sehr wichtige Persönlichkeit. Im Heiligtum sei ein bedingungsloses Ja zum eigenen Profil erlebbar, hier müsse niemand eine Rolle spielen, „egal, was meine Stärken und Schwächen sind“. Im Heiligtum lerne man einen Gott des Lebens kennen, der alles Leben begleitet. Das stifte Identität.

Aber die Nacht des Heiligtums oder auch andere Großereignisse wie der Weltjugendtag oder der Papstbesuch seien als Anbindung an gemeinschaftliche Kraftstellen nicht nur für junge Christen wichtig. Die Stärke der Großgruppe zu erleben habe viel mit Selbstvergewisserung und einer Stärkung nach innen, aus der Mitte, aus der Gemeinschaft heraus zu tun, betont Frau Strunk.

Überzeugend legt Frau Strunk dar, wie das Heiligtum zur Wandlung beitrage. „Lernen heißt, etwas tun, bevor ich es kann.“ So lenke das Heiligtum den Blick auf die Person so wie sie ist, aber auch mit dem Zug zur Größe, wohin sie noch wachsen darf. Auf diese Weise werde das Heiligtum erfahrbar als Ort, an dem sich Kritisch-sein und gleichzeitig Vertrauen lernen lasse. Das Heiligtum sei quasi ein Schonraum und ein Wachstumsraum.

Schließlich fasst Theresia Strunk zusammen, dass der WJT und die Nacht des Heiligtums bei der Schönstattbewegung Mädchen / Junge Frauen MJF neu haben aufbrechen lassen, die Genialität des Heiligtums mitzutragen: „Es drängt uns, Zeugnis zu geben von der Hoffnung, die uns erfüllt. Und es drängt uns, ein vernehmbares, selbstbewusstes Ja zum Glauben, zur Kirche zu sagen.“ In der Jahresparole der MJF ausgedrückt heißt das: „schönstattbewegt. Es ist Zeit!“ denn: Jenseits von Facebook gäbe es einen Ort, wo jeder gesehen und getragen werde. Das Heiligtum sei ein echter Global Player, „in dem mein Ich Platz hat und unser WIR sichtbar wird“.

Die Schlussfrage ist eine echte Herausforderung: „Trauen Sie sich denn zu, dieses Heiligtum in der Öffentlichkeit zu vertreten?“ Mit stehenden Ovationen danken die Teilnehmer der Oktoberwoche Theresia Strunk für einen authentischen, begeisternden, mitten aus dem Leben und ins Leben greifenden Impuls für das Heiligtumsjahr 2012.

Das Heiligtum – brennender Dornbusch: Ort, an dem der Himmel die Erde berührt

In einem ausgesprochen geistlichen Vortrag, an dessen Beginn als kurze geistliche Übung steht, sich an einen besonderen heiligen Ort seines Lebens zu versetzen und die dort geschenkte Erfahrung nachzukosten, spricht Frau Dr. Daniela Mohr-Braun über Erfahrungen mit dem Heiligtum.

Dr. Daniela Mohr-Braun (Foto: Brehm)

Dr. Daniela Mohr-Braun (Foto: Brehm)

Die Urerfahrung in Schönstatt sei die religiöse Kernerfahrung des Vaters und Gründers Pater Kentenich, nämlich seine Urerfahrung: „Ich bin angenommen und geliebt und sie ist da." Später kam noch hinzu: „SIE braucht und sendet mich." Und diese Urerfahrung sei der Grunderfahrung des Mose, die sich durch dessen Gottesbegegnung zieht, sehr ähnlich: „Gott ist da – Gott liebt – Gott sendet“.

Diese Urerfahrung des Gründers habe sich im Urheiligtum inkarniert, materialisiert, sei zum Raum des Kongregationskapellchens geworden. Die Kernerfahrung seines Lebens: „Maria ist da – Sie liebt – Sie braucht und sendet mich“, diese Erfahrung sei als Urerfahrung des Gründers in der Michaelskapelle eingezogen. Die Begegnung mit dem Heiligtum sei damit ein Hineingezogen werden in diesen Urvorgang und damit auch ein Hineingezogen werden in die ganze Wirklichkeit des Lebens Marias: Nazareth, Bethlehem, Kana, Golgotha, Pfingsten. In allen Heiligtümern, die sich vom Urheiligtum ableiten, sei dieselbe Wirklichkeit präsent.

Der Ort wirke aber nicht einfach aus sich selbst heraus: „durch bloße Anwesenheit, wie ein Medikament oder wie ein magischer Gegenstand.“ Das Urheiligtum und die Filialheiligtümer wirken, „wenn und weil hier Liebe sich einstellt, wenn und weil hier Menschen zur Gemeinschaft befreit werden, zu gegenseitiger Liebe, wenn und weil hier Menschen erfahren: Gott ist da – Gott liebt mich – Er sendet mich.“ Heiliger Ort werde auch durch das real gelebte Liebesbündnis, das kein pastoraler Trick sei. Das Entscheidende sei die absichtslose Liebesbeziehung. Diese Liebe gelte es zu lernen und vom treuen Gott zu erflehen. „Ich meine, dieses Kämpfen um eine aufrichtige, absichtslose, opferbereite Liebe wäre etwas, das wir beitragen können und sollen zum Werden unseres heiligen Ortes, zum tieferen Gründen unseres heiligen Ortes.“

Abschließend bemerkt Fr. Dr. Mohr-Braun: „Wenn wir der Treue im Liebesbündnis ein klares Ja erteilen und der Untreue und Berechnung, der Unbarmherzigkeit und Arroganz ein klares Nein erteilen, werden wir vielleicht hellhöriger für den, der barmherzig in unserer Mitte wohnen möchte. Wir werden Gott Raum geben und alles, was auch immer das Wohnen Gottes unter uns verhindern möchte, vom Platz verweisen. Der Vater möchte seine Kinder sammeln als Familie, damit wir nicht nur unseren persönlichen heiligen Ort finden, sondern damit wir am heiligen Ort einander finden.“


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