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15. Oktober 2011 | Oktober-Treffen | 

"Das Heiligtum ist die Handtasche der Gottesmutter. Da ist alles drin."


Moderator: Pfarrer Ulrich Schäfer aus Freigericht-Somborn (Foto: Brehm)

Moderator: Pfarrer Ulrich Schäfer aus Freigericht-Somborn (Foto: Brehm)

Claudia Brehm. Eigentlich hieß das Thema für den zweiten Nachmittag der Oktobertagung: „Wir alle – aktive Träger der Heiligtumspastoral“. Doch schnell wurde klar, dass der Moderator, Pfarrer Ulrich Schäfer aus Freigericht-Somborn, eine weitaus griffigere Formulierung hatte. Ein wesentlicher Unterschied zwischen Mann und Frau – philosophierte er: Männer tragen (Vielzweck) Taschenjacken mit je einzelnen Taschen für Kuli, Feuerzeug, Handy, usw. Frauen tragen eine Handtasche und da ist alles drin. „Ich würde sagen: Das Heiligtum ist die Handtasche der Gottesmutter. Da ist alles drin, alles, was sie zu geben hat und was wir in unserer Zeit brauchen. Sie öffnet uns die Handtasche und wir dürfen suchen, was jetzt dran ist.“ Ziel des Nachmittages war, Ideen vorzustellen, die beitragen können, das Jahr der Heiligtumsströmung mit konkreten, umsetzbaren Initiativen zu gestalten.

Träger der Heiligtumspastoral ?! (Foto: Marco Böhm)

Träger der Heiligtumspastoral ?! (Foto: Marco Böhm)

Chance im Pilgern

Pfarrer Josef Treutlein, Diözesanpräses von Würzburg und Initiator des Fränkischen Marienweges, greift in einem per Video eingespielten Interview die Sehnsucht der Menschen auf, aus ihrem komplizierten Leben einmal heraustreten zu können und das Leben mit allen Sinnen leben zu können. Dieser Sehnsucht komme das Pilgern entgegen. Deshalb sei es wichtig, diesen Menschen Wege mit entsprechenden Impulsen zur Verfügung zu stellen. Auf die Frage, was besonders oder anders sei, wenn Schönstätter pilgern, antwortet Treutlein: „Es ist nachhaltiger. Durch das In-Verbindung-Bringen der Menschen mit einem Heiligtum erfahren sie Geborgenheit, erleben Verwandlung, weil sich Verhärtetes löst und weil sie spüren: Ich werde gebraucht!“

Carolin Poppe, Schönstattbewegung Mädchen / Junge Frauen (MJF) Fulda (Foto: Brehm)

Carolin Poppe, Schönstattbewegung Mädchen / Junge Frauen (MJF) Fulda (Foto: Brehm)

Jugendfest beim Heiligtum

Carolin Poppe aus der Schönstattbewegung Mädchen / Junge Frauen (MJF) berichtet von dem seit 15 Jahren stattfindenden  „Fest des Glaubens“ beim Schönstattheiligtum in Dietershausen. Von vier verschiedenen Jugendgemeinschaften vorbereitet, ist es für Jugendliche der Umgebung zum Magnet geworden. Carolin selbst hat hier erlebt, was die Initiatoren transportieren wollten: Kirche ist schön. Kirche macht Spaß! Heute möchte sie als Teilnehmerin im Koordinationsteam selbst „alles dazu beitragen, dass das Fest zeigt, wie jung, begeisternd, dynamisch und fröhlich Kirche sein kann.“

Regens Michael Gerber, Freiburg (Foto: Brehm)

Regens Michael Gerber, Freiburg (Foto: Brehm)

Vertrauen zieht starke, kreative Persönlichkeiten an

Michael Gerber, Regens im Freiburger Priesterseminar, berichtet davon, dass beim Heiligtum in Märzhausen die bisherigen treuen Verantwortungsträger des Heiligtum immer älter geworden seien. Wie kann es gelingen, die junge Generation zu Mitarbeitern zu gewinnen? Zunächst sei wichtig, die jungen Menschen, die in der Region leben, zusammen zu bringen, mitzuhelfen, dass sie sich miteinander vernetzen. „Den Stil ihres Netzwerkes muss man ihnen aber selbst überlassen.“ Ein weiterer Schritt sei, ihnen Aufgaben und Verantwortung wirklich abzugeben, echtes Vertrauen zu schenken. Und: „Wer mitarbeitet, braucht natürlich einen Schlüssel für das Heiligtum oder muss das Codewort des Safes kennen, in dem der Schlüssel zu finden ist“, so Pfarrer Gerber und er ergänzt: „Eine Atmosphäre des Vertrauens zieht neue, starke Persönlichkeiten an, die kreativ arbeiten.“ Neue Ideen wie Studentengottesdienste, ein Glaubenskurs, „Atempausen“ und vieles mehr seien in Merzhausen entstanden, „dadurch, dass geschaut wird, wo Türen aufgehen“. Gerber betont, dass es auf den Blickwinkel ankomme: „Schauen wir auf das, was nicht mehr ist, oder auf das was zart am Wachsen ist? Glauben wir, dass die eigentliche Geschichte unseres Heiligtums jetzt, im zweiten Jahrhundert der Schönstattgeschichte, startet?“ Er wünscht allen in diesem Heiligtumsjahr viel Freude bei der Entdeckung der Zukunft und der Hoffnung in der DNA der Filialheiligtümer.

Schwester Lucia-Maria Metzler, Rottenburg (Foto: Brehm)

Schwester Lucia-Maria Metzler, Rottenburg (Foto: Brehm)

Frisch-Evangelisierung

Schwester Lucia-Maria Metzler, Rottenburg, berichtet aus ihrer Erfahrung mit der Begleitung von Pilgerheiligtumskreisen, dass das Pilgerheiligtum als Weg der Neuevangelisierung und der Vernetzung von Christen in den neuen Seelsorgeräumen einen wichtigen Beitrag leisten kann. „Der Glaube kommt immer auf zwei Beinen“, ist sie überzeugt, „auch das Pilgerheiligtum kommt auf zwei Beinen!“ In ihrer Arbeit erlebt sie, wie Maria im Pilgerheiligtum den Menschen Orte erschließt, an denen sie ihr inneres Heimweh zur Sprache bringen können. Die Menschen müssen nicht zu ihr kommen, sie kommt zu ihnen. In vielen Beispielen macht sie deutlich: „Unser Glaube ist auf Zeugen und Zeugnis angelegt“. Aufgabe heute sei es, Menschen mit Maria und Jesus in Verbindung zu bringen; alles andere wirkten diese beiden dann selbst.  „Frisch-Evangelisierung“ nennt sie diesen Vorgang und verweist auf das Beispiel einer Schulklasse, in der das Pilgerheiligtum am Wochenende zu einzelnen Familien mit nach Hause ins Kinderzimmer geht und Kinder ihre Eltern davon überzeugen, dass Maria doch noch ein weiteres Wochenende mit nach Hause kommen müsse.

Ehepaar Maria und Ulrich Wolff, Eberbach, Schönstatt-Institut Familien (Foto: Brehm)

Ehepaar Maria und Ulrich Wolff, Eberbach, Schönstatt-Institut Familien (Foto: Brehm)

Hausheiligtümer sind wichtige neue Gnadenorte für unsere neue Kirche

Ehepaar Maria und Ulrich Wolff, Eberbach, seit sieben Jahren in der Leitung der Schönstatt-Familienbewegung tätig, sind davon überzeugt, dass die Zeit der versteckten Hausheiligtümer zur privaten Heiligung vorbei ist. Unsere heutige Zeit brauche wahrnehmbare „Tankstellen der Heimat, der Umwandlung und der Fruchtbarkeit“ mitten im familiären Wohnbereich. Das Hausheiligtum vermittle Heimat – auch nach Umzügen. Es bewirke Umwandlung, weil dort diskutieren, abgeben, loslassen usw. erlebbar werde. Auch könne das Hausheiligtum z.B. dadurch apostolisch fruchtbar werden, „wenn wir manche Gemeindegespräche statt im Gemeindehaus ins Wohnzimmer holen.“ In der Begegnung mit dem wahrnehmbaren Hausheiligtum könne den Menschen ein Angebot gemacht werden zu entdecken, wie man das ganze Leben mit dem Gott des Lebens in Verbindung bringen könne. Maria Wolff schloss ihren Beitrag mit dem Satz: „Die Hausheiligtümer sind wichtige neue Gnadenorte für unsere neue Kirche.“

In seiner Zusammenfassung wünschte Pfarrer Schäfer den Teilnehmern der Oktobertagung im Jahr der Heiligtumsströmung neu Feuer zu fangen für das Heiligtum und die Erfahrung, dass das Heiligtum die Mitte ist, die die ganze Schönstattbewegung eint. Er lud ein, „vom Heiligtum aus Gottes Reich auf(zu)bauen“ und Träger einer Heiligtumspastoral zu werden. Und damit das kein Strohfeuer werde, gab es nach einer kurzen Pause die Möglichkeit, sich in Gesprächskreisen zusammen mit anderen Teilnehmern mit einzelnen Ideen konkreter auseinander zu setzen.


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