Nachrichten

8. September 2011 | Papstbesuch | 

Offen sein für die Freiheit und Frische des Papstes


Hbre. Die Vorbereitungen für den Besuch von Papst Benedikt XVI. in Deutschland verlaufen planmäßig. Für die fünf großen Gottesdienstveranstaltungen mit dem Heiligen Vater haben sich bisher rund 240.000 Menschen angemeldet. Am 7. September haben die Bischöfe der drei Gastbistümer, Erzbischof Dr. Rainer Maria Woelki, Berlin, Bischof Dr. Joachim Wanke, Erfurt und Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Freiburg, sowie der Generalkoordinator der Papstreise und Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, P. Dr. Hans Langendörfer SJ, vor der Bundespressekonferenz in Berlin über den Stand der Planungen informiert. Langendörfer sagte, dass mit dem Papst der bedeutendste Deutsche der Gegenwart in sein Heimatland komme und präzisierte, dass wir "spätestens seit der Intervention des Papstes in Bezug auf die Ökumene wissen, dass man offen sein muss für Neues und Überraschendes - für die Freiheit und Frische dieses Papstes."

Verbunden mit der Tradition, offen für die Wege Gottes in die Zukunft

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Freiburg, sagte in seinem Statement vor der Bundespressekonferenz, dass sich die Kirche in Deutschland auf den Besuch des Heiligen Vaters freue.  Es sei beeindruckend, wie viele Menschen in großartiger Weise die Vorbereitungen unterstützen.

Zollitsch betonte, dass die deutsche Kirche eine schwierige Phase durchlebe, und er sich von Papst Benedikt Stärkung und Ermutigung erhoffe.  Die Kirche wolle nach vorne schauen und den Glauben mit innerlicher Erfüllung leben und in der Gesellschaft bezeugen. „Wir sind fest verbunden mit der Tradition und wollen doch auch offen sein für Neues, für die Wege Gottes mit uns in die Zukunft.“

Keine deutschen Sonderwege

Bezugnehmend auf den von der Deutschen Bischofskonferenz angestoßenen Gesprächsprozess, bei dem vor wenigen Monaten in Mannheim unter dem Thema „Im Heute glauben, wo stehen wir?“ ein Austausch „ohne falsche Reserven“ und „auf Augenhöhe“ stattgefunden habe, erklärte Zollitsch, dass Rufe nach zu schnellen Reformen übereilt seien. „Wir können in bestimmten Fragen nicht deutsche Sonderwege gehen, sondern müssen uns behutsam vortasten und in die weltumspannende katholische Kirche unter der Leitung des römischen Papstes einbinden.“ Der Papst habe ihn beim Besuch in Castelgandolfo „sehr darin bestärkt, den eingeschlagenen Weg des Gesprächsprozesses fortzusetzen.“  Deshalb erhoffe er sich ermunternde und wohltuende Worte von Papst Benedikt während seiner Reise nach Deutschland.

Benedikt-Ostafrika-Fonds eingerichtet

Hinsichtlich der in verschiedenen Medien aufgeworfenen Frage nach den Kosten des Papstbesuches und der Kritik, dass diese Mittel besser für  die notleidende Bevölkerung Ostafrikas eingesetzt werden könnten, präzisierte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, dass diese Menschen der Kirche in Deutschland keinesfalls gleichgültig seien. Zollitsch wörtlich: „Wir werden in unserem weltkirchlichen Einsatz – auch finanziell – nicht hinter das bisherige Engagement zurücktreten. Es wird keine Mittelkürzungen für die Dritte Welt wegen des Papstbesuchs in Deutschland geben.“ Der Freiburger Oberhirte stellte dar, dass die deutsche Kirche einen „Benedikt-Ostafrika-Fonds“ eingerichtet habe, um den Menschen dort auch während der Papstreise konkret helfen zu können. In dieser Region gäbe es nicht nur Mangel an Wasser, Nahrung und medizinischer Versorgung, es fehlten auch Chancen auf Bildung und Hoffnung auf Arbeit. „Papst Benedikt rief uns bereits beim Angelusgebet am 29. Juli zur Solidarität mit diesen Opfern von Kriegswirren, Hunger und Dürre auf“, sagte Zollitsch und ergänzte: „So engagieren wir uns für eine Zukunft, in der Not und Armut überwunden werden und nachhaltiger Friede herrscht. Und so bezeugen wir: Wo Gott ist, da ist Zukunft!“ Je mehr es durch den Papstbesuch, durch dieses Glaubensfest mit bisher fast einer Viertelmillion angemeldeter Teilnehmer, das eben auch Geld koste, gelinge, die Kirche innerlich zu stärken, “um so mehr wird auch neue Kraft für das Engagement in der so genannten Dritten Welt wachsen“, sagte Erzbischof Zollitsch und rief alle Menschen auf, ihre Gabe für die Menschen in Ostafrika zu geben. „So wird die Papstreise ein Zeichen gelebter Solidarität, dem wir uns als Kirche in Deutschland stellen.“

Wunsch nach Bereitschaft zum Zuhören

Der neue Erzbischof von Berlin, Dr. Rainer Maria Woelki, wünscht sich, dass der Papst in Deutschland so herzlich begrüßt werde, wie er selbst in Berlin begrüßt worden ist, „in einer Haltung der Gastfreundschaft, die Kritik und eine eigene, abweichende Meinung nicht ausschließt, die aber auch die Bereitschaft erkennen lässt, zunächst einmal zu hören, was der Papst zu sagen hat.“ Dass Papst Benedikt XVI. vor dem Deutschen Bundestag auch zu allen Deutschen spreche, würde in Berlin zum Teil problematisch wahrgenommen und Proteste seien angekündigt. Kritik und Widerspruch seien ein Zeichen für das Funktionieren einer Demokratie, „wenn sie aus einer Haltung hervorgehen, die der Gesellschaft und der Menschen Bestes, in häufig geteilter, aber doch immer dann auch wieder in gemeinsamer Verantwortung sucht,“  zitierte Woelki Worte von Frau Junge-Reyer, Senatorin und Bürgermeisterin von Berlin, die sie vor wenigen Wochen bei seiner Amtseinführung gesprochen hatte.

Kräftiger Impuls für die Ökumene erwartet

Bischof Dr. Joachim Wanke legte ein besonderes Augenmerk auf den Ökumenischen Aspekt des Papstbesuches. „Ich bin sicher, dass Papst Benedikt dem weiteren Voranschreiten zur Einheit der Kirche hin einen kräftigen Impuls geben wird,“ sagte Wanke und fügte hinzu, dass der Papst schon durch die Wahl des Ortes für die Begegnung mit der EKD, dem Erfurter Augustinerkloster – der Ort, an dem Martin Luther noch katholisch gewesen sei –,  schon ein Zeichen gesetzt habe. „Und noch wichtiger ist, dass (der Papst) nicht nur mit den evangelischen Glaubensgeschwistern reden, sondern mit ihnen gemeinsam beten will.“

Downloadmöglichkeit der Statements

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Bischofskonferenz

Top