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21. August 2011 | Weltjugendtag | 

Weltjugendtag: In ihm verwurzelt und auf ihn gegründet - fest im Glauben


Schönstätter begrüßen den Heiligen Vater bei der Vorbeifahrt am Schönstatt-Heiligtum Serrano (Foto: A.Pastore)

Schönstätter begrüßen den Heiligen Vater bei der Vorbeifahrt am Schönstatt-Heiligtum Serrano (Foto: A.Pastore)

Hbre. Während sich in den meisten großen Medien die Berichterstattung überwiegend auf die zum Teil gewaltsamen Proteste spanischer Jugendlicher gegen die angeblich zu hohen Kosten des Papstbesuches beim Weltjugendtag in Spanien konzentriert, kommt in der öffentlichen Wahrnehmung das inhaltliche Anliegen des Heiligen Vaters, seine klaren und deutlichen Worte an die begeisterten jugendlichen Teilnehmer kaum vor. Schon in seiner ersten Ansprache bei der Begrüßungsfeier des Weltjugendtages am 19. August findet Benedikt XVI. nachdrückliche Worte für die Jugendlichen.

Benedikt XVI.: Ein Papst der nachdrücklichen Worte (Foto: A.Pastore)

Benedikt XVI.: Ein Papst der nachdrücklichen Worte (Foto: A.Pastore)

Es gibt viele, die sich für Götter halten

„Hört wirklich auf die Worte des Herrn, damit sie in euch ‘Geist und Leben‘ (Joh 6,63) seien, Wurzeln, die euer Sein ernähren, Verhaltensmaßstäbe, die uns der Person Christi ähnlich werden lassen: arm im Geiste, hungernd nach Gerechtigkeit, barmherzig, reinen Herzens, friedliebend." Mit diesen Worten umschreibt der Papst, worum es geht. Er ermuntert die jungen Frauen und Männer, sich nicht damit zu begnügen, den Modeströmungen zu folgen, nicht im unmittelbaren Nutzen Zuflucht zu suchen, sondern „die Wahrheit ‘ohne wenn und aber‘ zu suchen". Kritisch bemerkt der Papst: „Ja, es gibt viele, die sich für Götter halten und meinen, keine anderen Wurzeln noch Fundamente zu brauchen als sich selbst." Gott habe die Menschen aber als freie Menschen erschaffen, die verantwortlich seien für ihr Handeln. Menschen seien „kreative Mitarbeiter bei der Aufgabe, das Werk der Schöpfung zu pflegen und zu verschönern." (Link zur Ansprache)

Würde des Menschen und echte Brüderlichkeit

Schon zuvor, bei der Begrüßungszeremonie am internationalen Flughafen Madrid Barajas, nimmt der Papst in Anwesenheit von König Juan Carlos und Königin Sophia, von Repräsentanten des spanischen Staates, der Region und der Stadt Madrid kein Blatt vor den Mund. Viele Jugendliche, die zum Weltjugendtag in die spanische Hauptstadt gekommen seien, würden mit der Entdeckung des lebendigen Gottes die Augen öffnen für die Herausforderungen der Welt, in der sie leben. "Sie sehen Oberflächlichkeit, Konsumismus und Hedonismus vorherrschen, sie nehmen eine große Banalität im Umgang mit der Sexualität, großen Mangel an Solidarität und viel Korruption wahr. Sie wissen, dass es ohne Gott schwierig ist, diesen Herausforderungen zu begegnen und wirklich glücklich zu sein, obgleich sie sich mit ganzer Kraft dafür einsetzen, ein authentisches Leben zu führen." Mit Gott an ihrer Seite würden sie sich allerdings "nicht von ihren größten Idealen abhalten lassen, die ihren großherzigen Einsatz zum Aufbau einer Gesellschaft motivieren, in der die Würde des Menschen und echte Brüderlichkeit respektiert werden." (Link zur Ansprache pdf)

Mitleiden ist die Voraussetzung für Menschsein

Am Ende des mit den Jugendlichen gemeinsam gebeteten Kreuzweges in der Innenstadt von Madrid spricht der Heilige Vater in einer weiteren Ansprache darüber, „dass Gott nicht jemand ist, der dem Menschen und seinem Missgeschick distanziert und fern gegenübersteht". Die Passion Christi dränge den Menschen, das Leiden der Welt auf seine Schultern zu nehmen. Der Papst fordert die Jugendlichen auf: „Ihr, die ihr sehr empfänglich seid für die Idee, das Leben mit den anderen zu teilen, geht nicht am menschlichen Leiden vorbei, wo Gott auf euch wartet, damit ihr euer Bestes gebt: eure Fähigkeit zu lieben und mitzuleiden." Das seien grundlegende Elemente der Humanität, die abzustreifen den Menschen selbst zerstören würden (vergl. Spe salvi, 39). (Link zur Predigt)

Warten auf den Heiligen Vater: am Eingang zum Schönstattzentrum Serrano, mitten in Madrid  (Foto: A.Pastore)

Warten auf den Heiligen Vater: am Eingang zum Schönstattzentrum Serrano, mitten in Madrid (Foto: A.Pastore)

Bedingungslose Christusnachfolge

Bei einem Treffen mit 1600 jungen Ordensfrauen spricht Papst Benedikt XVI. von der Radikalität der Christusnachfolge. Besonders in einer Zeit des Relativismus und der Mittelmäßigkeit, in der "eine Art »Gottesfinsternis« festzustellen (sei), ein gewisser Gedächtnisschwund, wenn nicht sogar eine ausgesprochene Ablehnung des Christentums und eine Zurückweisung des empfangenen Glaubensguts" (Botschaft zum 26. Weltjugendtag 2011), brauche es junge Menschen, die Jesus Christus bedingungslos nachfolgen. (Link zur Predigt)

Wahrheitssuche

Und auch beim Treffen in der Laurentius-Basilika von El Escorial mit jungen Dozenten spanischer Universitäten und anderer Nationen, die ebenfalls am WJT teilnehmen, spricht der Papst Klartext: Heutzutage würde die Aufgabe eines Universitätsprofessors häufig ausschließlich darin gesehen, kompetente und fähige Fachleute - vor allem mit technischen Fähigkeiten - auszubilden, die zu jedem Zeitpunkt die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt befriedigten. Junge Menschen bräuchten aber eher "glaubwürdige Lehrer, Personen, die für die ganze Wahrheit in den verschiedenen Wissensbereichen offen sind, ... Personen, die vor allem von der menschlichen Fähigkeit überzeugt sind, auf dem Weg zur Wahrheit voranzukommen." Dabei sei aber zu beachten, dass die Wahrheit selbst immer über die Reichweite des Menschen hinausgehe. "Wir können sie suchen und an sie herankommen, wir können sie jedoch nicht ganz besitzen: Vielmehr ist sie es, die uns besitzt und uns motiviert." (Link zur Ansprache)

Völlige Verfügbarkeit

Bei einem Gottesdienst mit Seminaristen aus der ganzen Welt bittet der Papst die jungen Männer, sich Christus, dem guten Hirten, völlig zur Verfügung zu stellen. Er sagt: "Diese Verfügbarkeit, die Gabe des Heiligen Geistes ist, inspiriert zu der Entscheidung, den Zölibat um des Himmelreiches willen, die Abkehr von den irdischen Gütern, die Anspruchslosigkeit und den aufrichtigen, ungeheuchelten Gehorsam zu leben." Darüber hinaus regt er die Seminaristen an, sich von allen menschlichen Wünschen frei zu machen "dadurch, dass ihr nicht euch selbst sucht, sondern durch eure Haltung eure Brüder aufbaut." Papst Benedikt richtet den Blick der Priesteramtskandidaten auf Maria, die Mutter der Priester: "Sie wird nach dem Vorbild Christi, ihres göttlichen Sohnes, eure Seele zu formen wissen und euch lehren, immer die Güter zu hüten, die er auf Golgota für die Rettung der Welt erworben hat." (Link zur Ansprache)

Vigilfeier im Dauerregen

Kurz nachdem 5 Jugendliche ihre Fragen an den Heiligen Vater gestellt haben und noch während das Evangelium des Tages in der Vigilfeier verlesen wird, beginnt es zu stürmen und zu regnen. Die vorgesehene Predigt fällt buchstäblich ins Wasser, aber der eigentliche Höhepunkt der Veranstaltung, die eucharistische Anbetung, kann nach einigen Momenten der Unsicherheit doch stattfinden. Es ist beeindruckend, wie eine Million Jugendliche, die gerade noch „Viva el Papa" gerufen haben, in Stille und innerer Sammlung die Begegnung mit Jesus Christus suchen. Beim Abschied freut sich der Papst über das Ausharren der Jugendlichen im Regen und wünscht ihnen, dass sie auch in den Stürmen ihres Lebens Jesus Christus als treuen Begleiter erfahren. In deutscher Sprache sagt er: "Liebe junge Christen deutscher Sprache! Tief in unserem Herzen sehnen wir uns nach dem Großen und Schönen im Leben. Lasst eure Wünsche und Sehnsüchte nicht ins Leere laufen, sondern macht sie fest in Jesus Christus. Er selber ist der Grund, der trägt, und der sichere Bezugspunkt für ein erfülltes Leben." (Vorgesehene, aber bei der Vigilfeier nicht gehaltene Ansprache des Pastes)

Persönliche Entscheidung für Christus

Beim Abschlussgottesdienst des Weltjugendtages 2011 spricht Papst Benedikt XVI. zu den Jugendlichen über den Glauben an Jesus Christus, der eine persönliche Entscheidung erforderlich mache. Die Frage, die Jesus im Evangelium an die Apostel richte: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?" sei auch eine Frage, die er heute an jeden einzelnen Anwesenden persönlich stelle. "Sagt zu ihm: Jesus, ich weiß, dass du der Sohn Gottes bist, der sein Leben für mich hingegeben hat. ... Ich vertraue dir und lege mein ganzes Leben in deine Hände." ermuntert der Heilige Vater die Jugendlichen. Aber er ergänzt auch: "Man kann Jesus nicht allein folgen. Wer der Versuchung nachgibt, 'auf seine eigene Weise' Jesus zu folgen oder den Glauben entsprechend der in der Gesellschaft vorherrschenden individualistischen Auffassung zu leben, läuft Gefahr, Jesus Christus niemals zu begegnen oder letztlich einem Zerrbild von ihm zu folgen." Für das Wachsen der Freundschaft mit Christus sei es wichtig, eingebunden zu sein in die Gemeinschaft der Glaubenden, in der Pfarrgemeinde, in Gemeinschaften und Bewegungen. Dazu gehöre die Teilnahme an der Eucharistie an jedem Sonntag, der häufige Empfang des Sakramentes der Versöhnung, regelmäßige Anbetung und die regelmäßige Betrachtung des Wortes Gottes. (Link zur Ansprache)

 


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