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Social Media und religiöses Gemeinschaftsleben – Studientagung der Schönstatt-Instituts-Gemeinschaften
Studientagung von Vertretern der Schönstatt-Institute im Gäste- und Tagungshaus Berg Moriah, Simmern/WW (Foto: Greiner)
Schwester Christina-Maria Greiner. Vom 21. bis 23. Februar 2025 kamen Mitglieder der sechs Schönstatt-Institute zu ihrer achten gemeinsamen Studientagung in Schönstatt zusammen. Ort des Treffens der „Verbandsgemeinschaften“, wie die Institute der Schönstatt-Bewegung auch genannt werden, war das Gäste- und Tagungshaus Berg Moriah in Simmern/WW. Im Zentrum standen Fragen nach dem Selbstverständnis der Institutsgemeinschaften und ihrer Mitglieder in einer fortschreitend digitalisierten Welt, in der Social Media, KI und anderen Medien immer mehr Bedeutung zugemessen wird.
Josef Kentenich: „Je mehr äußeren Fortschritt, desto größere innere Vertiefung“
Nachdem in den vorausgegangenen Treffen die evangelischen Räte im Fokus standen, ging es dieses Mal um die Berufung als Verbände inmitten digitaler Medien. Die Teilnehmer stellten fest, dass die Wegweisungen Pater Kentenichs aus der Vorgründungsurkunde von 1912 auch im Zeitalter von Smartphone und Künstlicher Intelligenz nichts an Aktualität verloren hatten: „Entweder vorwärts oder rückwärts! Wohlan denn, rückwärts! Also sollen wir wieder ins Mittelalter zurückkehren, die Schienen aufreißen, die Telegraphendrähte zerschneiden, die Elektrizität den Wolken überlassen, die Kohlen der Erde zurückgeben, und die Universitäten schließen! Nein, niemals, das wollen wir nicht, das dürfen wir nicht, das können wir nicht. Darum vorwärts! Ja, vorwärts in der Erforschung und Eroberung unserer Innenwelt durch zielbewusste Selbsterziehung. Je mehr äußeren Fortschritt, desto größere innere Vertiefung.“
Pater Kentenich benannte schon am Anfang der Schönstattbewegung eine bleibende Verantwortung, angesichts der äußeren Entwicklung mit der inneren Persönlichkeitsentwicklung Schritt zu halten. Es gehe nicht darum, das Rad der Zeit zurückzudrehen, sondern die Innenwelt zu erforschen und neu zu entdecken. Diese Frage beschäftigte die Teilnehmer an diesem Wochenende.
Lebhafter und interessierter Austausch (Foto: Cooper)
Die Berufung als Verbände leben - inmitten digitaler Medien
Das Treffen begann mit einer gemeinsamen Zeit in der Gründerkapelle. Die Teilnehmer versammelten sich bewusst bei und mit Pater Kentenich, um sich in seinem Geist neu für ihren Dienst in Kirche und Gesellschaft inspirieren und orientieren zu lassen.
Am Samstagvormittag wurde der Kreis geweitet, sodass sich weitere Mitglieder der Verbände zu den Studieneinheiten online dazuschalten konnten. Schwester Francine-Marie Cooper, Marienbruder Roberto Gonzales sowie Ehepaar Francisco Fernández und Tania Pederson vom Institut der Schönstatt-Familien gaben Einblicke in eigene Erfahrungen im Umgang mit den digitalen Medien innerhalb ihrer Gemeinschaften. Dabei wurde deutlich, dass die enormen technischen Entwicklungen der letzten und der kommenden Jahre kaum zu überschauen sind. Den Teilnehmenden wurde neu deutlich, dass sie als Säkularinstitute herausgefordert sind, einen Lebensstil zu entwickeln, um sich als feste, freie und in Gott verankerte Persönlichkeiten nicht von den Medien beherrschen zu lassen, sondern diese für ihre ureigene Sendung zu nutzen.
Pater Manuel Lopez ISch: Auf die Ernährungsqualität des Medienkonsums achten (Foto: Cooper)
Balance finden - die Bedeutung digitaler Medien im Blick auf die religiöse Ausbildung
Im zweiten Teil des Vormittags sprach Pater Manuel Lopez ISch über seine Erfahrungen als Novizenmeister der Schönstatt-Patres in Paraguay. Nach seinen Beobachtungen sei es wichtig, auf die „Ernährungsqualität unseres Medienkonsums“ zu achten. Die jungen Menschen am Beginn eines geistlichen Lebenswegs sollten dabei unterstützt werden, sich einen gesunden Umgang mit den Medien zu erobern, indem sie kritisch reflektierten, welche Auswirkungen der Mediengebrauch auf ihr Leben und ihre Aufgabe hat. In diesem Prozess müssten Freiheit und Führung einander ergänzen. Am Nachmittag wurde die Thematik in Arbeitskreisen durch die gemeinsame Lektüre von Texten des Gründers und im Austausch miteinander vertieft.
Schwester Francine-Marie Cooper stellte nicht nur ihr Projekt „Jenseits des Gewöhnlichen“ vor (Foto: Greiner)
Die Medien im Dienst des Apostolates
Wie Film und Social Media für das Apostolat genutzt werden können, veranschaulichte am Abend Sr. Francine-Marie Cooper anhand ihres Projekts „Jenseits des Gewöhnlichen“: Seit fast fünf Jahren veröffentlicht sie zusammen mit Sr. M. Anrika Dold regelmäßig Videos und Kurzbeiträge aus der Spiritualität Schönstatts auf verschiedenen Online-Plattformen. Sie berichtete von ihren guten Erfahrungen, durch die Medien Menschen mit christlichen und persönlichkeitsrelevanten Themen und der Botschaft Schönstatts in Berührung zu bringen und so eine Tür zum Leben mit Gott zu öffnen.
(Jenseits des Gewöhnlichen bei Youtube und bei Instagram)
Umgang mit den Medien – von innen her
Am Sonntagvormittag hielt Schwester M. Nurit Stosiek einen Vortrag zum Thema „Gemütserziehung als Schlüssel der Persönlichkeitsbildung in der digitalen Gesellschaft“. Sie stellte dar, wie Kernvorgänge aus der Pädagogik Pater Kentenichs heute zentrale Anforderungen für die Persönlichkeitsbildung in der digitalen Welt greifen.
Schönstatt-Familie erleben
Als geistliche Familie treffen sich die Mitglieder der Verbände an diesem Wochenende nicht nur zur Schulung, sondern auch zur Begegnung mit Gott und miteinander. In der gemeinsamen Feier der Heiligen Messe und in den Gebetszeiten wurden die Gespräche, die offenen Fragen und die Hoffnungen und Perspektiven ins Gebet gebracht. Auch das frohe Miteinander kommt bei dieser Tagung nicht zu kurz: In den Gesprächen bei den Mahlzeiten lernten sich die Teilnehmer besser kennen und es wurde viel gelacht. Und am Abend lud das Kaminzimmer zur familienhaften Begegnung ein – ganz analog, von Mensch zu Mensch.
