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27. März 2023 | Kirche | 

Ein Diplomat und Seelsorger aus ganzem Herzen – Kardinal Karl-Josef Rauber verstorben


Kardinal Karl Josef Rauber in Stuttgart (Foto:Tomasik)

Kardinal Karl Josef Rauber in Stuttgart (Foto:Tomasik)

Hbre. Am 26. März 2023 ist Kardinal Karl-Josef Rauber nach längerer Krankheit in seinem Altersruhesitz im Schönstatt-Zentrum Liebfrauenhöhe in Rottenburg-Ergenzingen verstorben. Schon seit 2009, also noch vor seiner Ernennung zum Kardinal, lebte der emeritierte Diplomat des Heiligen Stuhls im Bistum Rottenburg-Stuttgart zurückgezogen und im Hintergrund, wie er das für einen ehemaligen Diplomaten als angemessen empfand. Rauber, der im Bistum Mainz zum Priester geweiht wurde, sei „ein Diplomat und Seelsorger aus ganzem Herzen“ gewesen, schreibt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, in einem Kondolenzschreiben an Bischof Dr. Peter Kohlgraf, Mainz. „Die Deutsche Bischofskonferenz trauert um eine Persönlichkeit, die in heiklen kirchenpolitischen Missionen gradlinig war und mit der auf Argumenten basierenden persönlichen Meinung nicht hinter dem Berg hielt.

Ein Freund, der Schönstatt und Pater Kentenich geschätzt hat

Als bescheiden, freundlich, zurückhaltend, warmherzig und humorvoll haben ihn Christen erlebt, die Kardinal Rauber bei Gottesdiensten und anderen Anlässen im Schönstatt-Zentrum Liebfrauenhöhe begegnet sind. Es sei ihm wichtig gewesen, solange es ihm möglich war, auch im hohen Alter noch als Seelsorger tätig sein zu können, erinnert sich Pater Dr. Lothar Penners ISch, der einige Jahre parallel zu Rauber ebenfalls im Schönstatt-Zentrum Liebfrauenhöhe wirkte. Mit dem verstorbenen Kardinal verliere die Schönstatt-Bewegung einen Freund, der das weltweite Engagement Schönstatts und dessen Gründer Pater Josef Kentenich geschätzt habe. In seiner Zeit als Sekretär des stellvertretenden Leiters des Vatikanischen Staatssekretariats, Erzbischof Giovanni Benelli, habe sich Rauber hilfreich mit Fragen um das Urheiligtum in Schönstatt, Vallendar, befasst, so Penners weiter.

Bischof Rauber hat 1986 das Pater-Kentenich-Haus auf Berg Schönstatt eingeweiht (Foto: Archiv S-MS)

Bischof Rauber hat 1986 das Pater-Kentenich-Haus auf Berg Schönstatt eingeweiht (Foto: Archiv S-MS)

Bischof Rauber 1986 (Foto: Archiv S-MS)

Bischof Rauber 1986 (Foto: Archiv S-MS)

Kardinal Rauber am Altar der Krönungskirche im Schönstatt-Zentrum Liebfrauenhöhe, Rottenburg (Foto: S-MS)

Kardinal Rauber am Altar der Krönungskirche im Schönstatt-Zentrum Liebfrauenhöhe, Rottenburg (Foto: S-MS)

Bischof Rauber hat das Pater-Kentenich-Haus eingeweiht

Es sei ein schönes Zeichen, so Pater Penners, dass der jetzt Verstorbene nur wenige Jahre nach seiner Bischofsweihe das Pater-Kentenich-Haus in Schönstatt am 5. September 1986 einweihen konnte. Prälat Wilhelm Wissing, der die Begegnungsstätte an diesem Einweihungstag als „ein Haus mit dem Gesicht der Hoffnung“ bezeichnete und Generalassistentin Schwester M. Gertraude konnten Erzbischof Rauber als einen langjährigen Freund der Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern und des Schönstattwerkes begrüßen. Im Rahmen seiner Predigt griff Rauber, damals Pronuntius in Uganda, den Grundriss des Pater-Kentenich-Hauses als Symbol auf – ein Kreuz, dessen Hauptachse auf die Dreifaltigkeitskirche zuläuft: „Das Kreuz ist wie ein Schlüssel, der uns ein Leben aufschließt, das unter dem Kreuz steht: das Leben des Herrn Paters. Ein Schlüssel, der aber da nicht stehen bleibt, sondern mit Hilfe des Herrn Paters wird auch unser Leben aufgeschlossen, so dass wir es besser verstehen, denn auch wir sind unter dem Kreuz. Und unser Leben wird nur vom Kreuz her verstanden und vom Kreuz her geprägt, das aber nicht in sich selbst Zweck und Ende ist, sondern das hinführt zum Dreifaltigen Gott und zur Gottesmutter.“

Ein päpstlicher Diplomat mit Rückrat

Karl-Josef Rauber wurde am 11. April 1934 in Nürnberg geboren. Er studierte Theologie in Mainz und wurde 1959 von Bischof Albert Stohr, zum Priester des Bistums Mainz geweiht. 1962, im Jahr, als das 2. Vatikanische Konzil begann, startete er ein Promotionsstudium in Kirchenrecht in Rom und absolvierte gleichzeitig eine Ausbildung an der Päpstlichen Diplomaten-Akademie. Belgien, Luxemburg, Griechenland und Uganda gehörten seit 1966 zu den vielfältigen Stationen seiner Diplomatentätigkeit, bevor er am 6. Januar 1983 durch Papst Johannes Paul II. zum Bischof geweiht und 1990 schließlich zum Präsidenten der Päpstlichen Diplomaten-Akademie berufen wurde. 1993 wurde er Apostolischer Nuntius in der Schweiz und in Liechtenstein, ab 1997 in Ungarn und in der Republik Moldau und ab 2003 in Belgien und Luxemburg. 2009, nach einem Konflikt mit der Kirchenleitung, nahm Papst Benedikt XVI. sein altersbedingtes Rücktrittsgesuch an. Dass Papst Franziskus ihn 2015 in das Kardinalskollegium aufnahm, kommentierte der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, ebenfalls bereits verstorben, mit den Worten: „Papst Franziskus hat nun getreu seinem Gesamtprogramm einen selbstlosen Diplomaten im Dienst der Kirche geehrt. Man darf darin gewiss so etwas wie eine späte Anerkennung sehen.

Beisetzung in Rom

Der Verstorbene wird nun zunächst in der Krönungskirche des Schönstatt-Zentrums Liebfrauenhöhe aufgebahrt. Der Leichnam soll allerdings nach Rom überführt werden, wo die Bestattung auf dem Friedhof Campo Santo stattfinden wird, am Ort, wo sich auch das Grab von Kardinal Raubers Eltern befindet.


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