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19. März 2015 | Rund ums Urheiligtum | 

Für eine Kultur des Bundes - Delegiertentagung der Schönstatt-Bewegung Deutschland


Jugendliche verbreiten Jubiläumsstimmung bei der Delegiertentagung im Pater-Kentenich-Haus auf Berg Schönstatt (Foto: Brehm)

Jugendliche verbreiten Jubiläumsstimmung bei der Delegiertentagung im Pater-Kentenich-Haus auf Berg Schönstatt (Foto: Brehm)

Hbre. Nach einer Unterbrechung in den Jahren 2013 und 2014, in denen die Delegiertentagung der Schönstatt-Bewegung Deutschland aufgrund der Jubiläumsfeiern des 100. Geburtstages Schönstatts nicht wie gewohnt um den 18. Oktober herum stattfinden konnte, hat die Schönstatt-Bewegung in Deutschland nun mit einem neuen Konzept vom 13. bis 15. März 2015 die Jahresdelegiertentagung wieder aufgegriffen. Neu war nicht nur die Aufteilung der bisherigen „Oktoberwoche“ in das Treffen von Lebensträgern und Verantwortlichen im Frühjahr und die noch bevorstehende Oktobertagung im Herbst (16.-18.10.2015), neu war auch der Arbeitsstil in kleinerer Runde, der die Teilnehmer viel stärker in die Thematik des Treffens, in die Erarbeitung zentraler Aspekte für die Bewegungsarbeit und damit in die Zukunfts-Planung der Bewegung einbezog.

Theresia Strunk, MJF, und Johannes Höfle, SMJ, moderieren den Vormittag (Foto: Brehm)

Theresia Strunk, MJF, und Johannes Höfle, SMJ, moderieren den Vormittag (Foto: Brehm)

Walter Dejon, Schönstatt-Familienbewegung (Foto: Brehm)

Walter Dejon, Schönstatt-Familienbewegung (Foto: Brehm)

Simone Höhn (rechts) (Foto: Brehm)

Simone Höhn (rechts) (Foto: Brehm)

Ehepaar Rosa Maria und Josef Wieland, Schönstatt-Familienbewegung (Foto: Brehm)

Ehepaar Rosa Maria und Josef Wieland, Schönstatt-Familienbewegung (Foto: Brehm)

Erlebnisse, Früchte, Deutung

„Weißt Du noch, was wir vor 146 Tagen um diese Zeit gemacht haben?“, diese Frage von Johannes Höfle von der Schönstatt-Mannesjugend SMJ, der zusammen mit Theresia Strunk von der Schönstattbewegung Mädchen / Junge Frauen, MJF, den ersten Vormittag der Delegiertentagung moderierte, war eine Einladung an die Tagungsteilnehmer, noch einmal einzutauchen „in diese vier Tage im Oktober“. Denn vor 146 Tagen genau war der 18. Oktober, der 100. Geburtstag der Schönstatt-Bewegung. Auf sehr einfühlsame Weise war es mittels Videoclips, Kurzinterviews und Murmelphasen, Erzählungen, Statements und Zeugnissen möglich, Impressionen, Höhepunkte und Wirkungen der vier Tage im Oktober 2014 nachzuerleben und noch einmal präsent zu machen.

So konnte man z.B. von Walter Dejon, beim Jubiläum hauptverantwortlich für Sicherheitsfragen und Besucherlenkung, erfahren, dass Polizeikräfte, die beim Jubiläum Dienst tun „mussten“, ihren Einsatz als Kontrastprogramm zu dem erfahren haben, was sie sonst oft erleben. Beeindruckend waren auch die Zahlen, die Simone Höhn, hauptverantwortlich für die Koordination von etwa 800 Helfern, benennen konnte: „16.001 Mittagessen ausgegeben; 3,5 km Kabel verlegt; 9.000 Vigil-Lichter beklebt; 17 Shuttlebusse im Ringverkehr organisiert; 12.486 Kabelbinder verarbeitet; …“ Ehepaar Rosa Maria und Josef Wieland, beim Jubiläum für das Bündniskulturzelt Familie verantwortlich, erzählten davon, dass der Besuch ihres Teams während der Rom-Tage beim Päpstlichen Rat für die Familie zur Auswirkung hatte, dass das ganze Team zu einer die Familien-Synode vorbereitenden Tagung eingeladen wurde. Das Bündniskulturzelt Familie habe eine überwältigende Fruchtbarkeit der schönstättischen Familienarbeit gezeigt und eine gegenseitige Befruchtung von Beispielen gelingender Ehe- und Familienprojekte sowie eine internationale Vernetzung bewirkt.

„Im Bündniszelt Jugend haben wir immer wieder davon gesprochen, dass wir gemeinsam an den Start gehen für das neue Schönstattjahrhundert – so, wie die erste Gründergeneration 1914“ sagte Johannes Höfle zum Abschluss des Vormittages. Beim Jubiläum seien irgendwie alle an den Start gegangen und jetzt komme es darauf an, „dass wir andere und uns gegenseitig motivieren, immer mehr ‚Heiligkeitswege‘ zu gehen. Jeder auf seine Weise.“

Bündniskultur als Zukunftsvision

Im Beitrag von Pater Dr. Lothar Penners, der vor den Gesprächskreisen am Nachmittag stand, empfahl der scheidende Leiter der Schönstatt-Bewegung Deutschland den Delegierten im Hinblick auf den Weg Schönstatts in die Zukunft, sich einerseits eine gute Zeit lang von der „liebevollen barmherzigen Gnade des Jubiläums“ tragen zu lassen und im Bewusstsein zu gehen, „neu angenommen, entzündet und gesandt zu sein.“ Andererseits gelte es aber auch auf die Realität der Schönstattfamilie, der Kirche und des Landes zu schauen. In diesem Zusammenhang sei es eventuell wichtig, eine mittelfristige Perspektive für die Ausrichtung der Bewegung zu entwickeln.

P. Dr. Lothar Penners, Leiter der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Foto: Brehm)

P. Dr. Lothar Penners, Leiter der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Foto: Brehm)

Die reduzierte Teilnehmerzahl machte das Pater-Kentenich-Haus als Tagungsort möglich  (Foto: Brehm)

Die reduzierte Teilnehmerzahl machte das Pater-Kentenich-Haus als Tagungsort möglich  (Foto: Brehm)

Penners: "Es müssen zunehmende Polarisierungen im politischen wie auch im religiösen Raum konstatiert werden" (Foto: Brehm)

Penners: "Es müssen zunehmende Polarisierungen im politischen wie auch im religiösen Raum konstatiert werden" (Foto: Brehm)

Gesprächskreise (Foto: Brehm)Gesprächskreise (Foto: Brehm)

Zunehmende Polarisierung in Welt und Kirche

Bei einem Blick auf die Zeit, so Penners, müsse eine zunehmende Polarisierung im politischen wie auch im religiösen Raum konstatiert werden. Der „Clash of Civilisation“ sei, wie vor Jahren prognostiziert, jetzt eingetroffen. Mit der Ukraine-Krise sei die friedvolle Entwicklung des Kontinents Europa unterbrochen. Es gäbe neue mentalitätsmäßige Polarisierungen zwischen der Betonung des Nationalen und der Betonung Europas, zwischen „Abendländern“ und „Fremden“, und beobachtbar sei ein Aufstand bez. eine Resignation gegenüber dem Euro-Raum und seinen wirtschaftlichen Maximen zwischen Finanzkonsolidierung und Investitionsforderungen. Das Projekt „Einigung Europas“ stehe noch einmal ganz neu vor einer Bewährungsprobe.

Polarisierungen seien auch in der Kirche zu beobachten, manchmal eher verdeckt, etwa in Fragen der „Geschiedenen-Pastoral“. Manche sehnten sich nach den Zeiten von Johannes Paul II. oder Benedikt XVI., in denen noch alles klar schien. „Manche übertriebene Identifizierungen mit dem Pontifikat von Papst Franziskus scheinen nahezulegen, die angebliche Stabilität des katholischen Systems sei nun endgültig entbehrlich.“ Obwohl durch den Gesprächsprozess in der Kirche in Deutschland ein größeres Maß an Dialog und Annäherung von Mentalitäten erreicht worden sei, fühlten sich immer mehr Menschen in den pastoralen Großräumen heimatlos.

"Garten des Menschlichen" als Voraussetzung für den "Garten der neuen Schöpfung"

Ohne vorschnell nach dem Rezeptblock greifen zu wollen, stelle sich ihm die Frage, so Penners, ob angesichts solcher Polarisierungen die Menschen in Kirche und Gesellschaft nicht so etwas wie den „Garten des Menschlichen“ suchen, „in dem man beheimatet ist, in dem etwas wächst, in dem Kommunikation möglich ist, in dem Miteinander sich ereignet?“ Ohne einen solchen erlebbaren „Garten“ könne der „Garten der neuen Schöpfung“ in Jesus und Maria nicht Wurzel fassen. Kultur, so Penners, sei immer umgreifend, betreffe Natur und Gnade. Das Motiv der Bündniskultur habe ganz zentral mit dem Neuen Menschen in der neuen Gemeinschaft, dem geistbeseelten, idealgebundenen Menschen zu tun, und nach 2.000 Jahren Abendland und Neuzeit habe Bündniskultur heute auch zentral etwas zu tun mit Vernetzung, mit Föderativität, mit Freiheit und Gliedhaftigkeit.

Penners stellte die Frage in den Raum, ob es im Umkreis des „Liebesbündnisses für die Menschen in unserem Land“ nicht gut wäre, wenn sich im Sinne einer Bündniskultur „die kulturell menschliche, anthropologische Fragestellung mit unserer Pädagogik, mit unserem Apostolat, mit Schönstatt als solchem verbinden würde.“ Dadurch, so Penners, könne das Liebesbündnis eine Kraft entfalten, ein Ansatz werden, „für eine geistbeseelte, offene, aber auch gebundene Kultur, nach der die Menschen Ausschau halten.“

Pilgerarena (Foto: Brehm)

Pilgerarena (Foto: Brehm)

Die Krüge des Jubiläums (Foto: Brehm)

Die Krüge des Jubiläums (Foto: Brehm)

Das Urheiligtum im Gewand verschiedenster Farben (Foto: Jall)

Das Urheiligtum im Gewand verschiedenster Farben (Foto: Jall)

Aussetzung und Anbetung mit der Monstranz, die die Schönstattbewegung Frauen und Mütter zur Jubiläum runderneuert geschenkt haben  (Foto: Jall)

Aussetzung und Anbetung mit der Monstranz, die die Schönstattbewegung Frauen und Mütter zur Jubiläum runderneuert geschenkt haben  (Foto: Jall)

In den sich anschließenden Gruppengesprächen standen die Fragen nach einer längerfristigen Ausrichtung der Arbeit der Schönstatt-Bewegung in Deutschland nach den Jubiläumserfahrungen sowie die Thematik der Bündniskultur im Mittelpunkt. Die zusammenfassende Plenumsrunde machte deutlich, dass die Delegierten die Mitarbeit an einer „Bündniskultur“ im Sinne einer mittelfristigen Ausrichtung der Bewegungsarbeit für hilfreich und wünschenswert erachten. Es wurde aber auch deutlich, dass es noch einiger Konkretisierung braucht, um die Vision einer „Bündniskultur“ im Hinblick auf die konkrete Arbeit in Projekten, Initiativen, Gliederungen und Zentren aufzuschließen.

Gebetszeit am Urheiligtum

Der Tag endete mit einer beeindruckenden dreiteiligen Gebetszeit. Begonnen wurde in der Pilgerarena, versammelt um die fünf großen Krüge, in denen beim Jubiläum die Beiträge der Menschen aus aller Welt gesammelt wurden und die bei den großen Feiern auf der Bühne und am Urheiligtum zu sehen waren. Die Verbindung von Musik vom Jubiläum, die über eine eigens aufgestellte Anlage eingespielt wurde mit einer punktuellen Beleuchtung des riesigen Pilgerplatzes, führte bei vielen Delegierten zu Jubiläumsfeeling. Die Gebete griffen die Jubiläumserfahrungen auf und waren ein einziger Dank für die durch das Jubiläum geschenkte Gnade Gottes.

Im zweiten Teil der Gebetszeit, einer Prozession von der Pilgerarena zum Urheiligtum stand die Bitte um den Heiligen Geist für alle Entscheidungen über den weiteren Weg der Schönstatt-Bewegung in Deutschland im Mittelpunkt. Dabei gaben sinnfällige Worte, die das Jubiläum mitprägten, den meditativen Texten eine besondere Note.

Beim Urheiligtum schließlich, „am Ort des Liebesbündnisses, am Ort, wo sich Erde und Himmel, Gegenwart und Zukunft begegnen“, wie es in der Feierstunde hieß, hielten die Delegierten Anbetung vor dem ausgesetzten Allerheiligsten. Die von der Vorbereitungsgruppe initiierte und von Benjamin Brehm praktisch umgesetzte Beleuchtung des Urheiligtums in langsam wechselnden Farben sowie eine auf die Mauern des Urheiligtums projizierte Brücke, die sinnfällig deutlich machte, dass die Schönstattfamilie hier seit hundert Jahren erfahren darf, dass Maria die Brücke ist, die Himmel und Erde verbindet, machte diese Anbetungszeit zu einem eindrücklichen Erlebnis. Als schließlich zur Brücke noch die „Wortwolke“ vom „Liebesbündnis für die Menschen in unserem Land“ eingeblendet wurde, war es nicht schwer, sich im Gebet mit bekannten und unbekannten Menschen zu verbinden und für sie das Liebesbündnis zu erneuern. Bündniskultur konkret!

Die Wortwolke des "Liebesbündnisses für die Menschen in unserem Land" auf der Wand des Urheiligtums  (Foto: Jall)

Die Wortwolke des "Liebesbündnisses für die Menschen in unserem Land" auf der Wand des Urheiligtums  (Foto: Jall)

Teil 2 folgt

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