Misiones - missionarischer Dienst an Kirche und Welt
Die Misiones sind weltweit eine starke, wachsende Strömung in der Schönstatt-Jugend und darüber hinaus. Zusammen mit der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter, mit der die Misiones untrennbar verbunden sind, bilden sie das missionarische Gesicht Schönstatts und wecken in der Gesamtbewegung immer neu und wachsend eine Sensibilität ein missionarisches Schönstatt.
Der Sinn Schönstatts liegt nicht in sich selber, sondern im missionarischen Dienst an der Kirche und an der Gesellschaft.
P. Heinrich Walter, 07.02.2009
Jugendliche sind eine Woche bis 10 Tage lang gemeinsam unterwegs, sind in einer fremden Gemeinde Gast, leben in einfachsten Verhältnissen und mit einem intensiven gemeinschaftlichen Gebetsleben, geben bei „Tür-zu-Tür"-Misiones mit der Pilgernden Gottesmutter eigene Glaubenserfahrungen weiter, greifen in der Gemeinde den Leuten aktiv unter die Arme, die es am dringendsten nötig haben, und vertrauen dabei radikal darauf, dass Maria mit ihnen zu den Menschen geht und Häuser und Herzen für Christus öffnet.
Die Idee der Misiones geht auf Pater Hernán Alessandri in Chile zurück; in der Schönstattjugend von Argentinien und Paraguay wurde das Modell entwickelt, das heute in fast allen Ländern Lateinamerikas, in Spanien, Portugal, Italien, Deutschland und der Schweiz Jahr für Jahr einige Tausend Jugendliche ein missionarisches Christsein erfahren lässt, das in den Gemeinden, aber auch in ihnen selbst tiefe Spuren zieht. Im Sommer 2009 fanden die ersten Misiones im deutschprachigen Raum statt - auf Initiative von Jugendlichen, die diese selbst in anderen Ländern mitgemacht haben.
Eine eigene Variante sind die Misiones in anderen Ländern, die vor allem Jugendliche aus Lateinamerika unternehmen, um bei der Gründung oder Entfaltung der Schönstattjugend zu helfen - so in Nigeria, Burundi, Italien, Kuba, Portugal, Spanien und USA.
Die „Misiones" der Jugendlichen und Familien sind eine lebensmäßige Antwort auf Fragen der Säkularisierung.
P. Heinrich Walter, 07.02.2009
Zeugnisse
Jugendliche, Ehepaare, Seminaristen, Schönstatt-Patres, Marienschwestern und sogar ganze Familien bilden Jahr um Jahr die Misiones-Gruppen, die es in den verschiedenen Ländern gibt. Jahr um Jahr ziehen sie aus der Gemütlichkeit ihrer Häuser aus, um Christus und Maria zu künden. Was bewegt sie dazu? Am einfachsten versteht man, was Misiones sind und warum sie eine solche Faszination auf jugendliche Seelen ausüben, wenn man die Zeugnisse derer auf sich wirken lässt, die dabei gewesen sind. Darin spürt man mehr oder weniger stark, aber immer deutlich, was die Menschen erlebt haben, was sie ergriffen und begeistert hat - und versteht so vielleicht etwas von dem Feuer der Misiones, das im Herzen Schönstatts brennt.
„Es geht darum, nicht an sich selbst zu denken, sondern auf den anderen zuzugehen, auf den, der es am meisten braucht, der am einsamsten ist. Wenn du das erlebst, dann spürst du, dass du Christus bringst, dass du die Gottesmutter ins Herz der Menschen trägst. Und genau in diesem Moment merkst du, dass in Wirklichkeit Gott auf dich zugeht in den vielen Gesichtern, den vielen Lebensgeschichten."
P. Tomás Dell'Oca, Schönstatt-Pater, Argentinien
"Manchmal ist es schwer zu verstehen, was wirklich bei den Misiones passiert. Man meint doch, es sei unmöglich, irgendeinen Ort zu besuchen und in ihn in einer Woche zu erneuern und zu Gott zu führen. Und wenn man es mit rein menschlichen Augen sieht, dann ist das nur ein Wunschtraum zu meinen, wir könnten das schaffen. Man muss den Blickwinkel ändern und sich klar machen, dass es die Gottesmutter ist, die diesen Ort besucht. Dann wird alles anders. Denn sie ist die große Missionarin, sie kann Wunder wirken."
„Ich meine, dass wir auf diese Weise ein Kirchenbild verkörpert haben, das gerade für uns in Deutschland so richtig an der Zeit ist: eine Kirche, die nicht wartet, dass die Menschen kommen (oder vielleicht sogar mehr darüber klagt, dass sie nicht kommen), sondern die zu den Menschen hingeht und das Leben mit ihnen teilt. Auf diese Weise haben wir viele Anliegen aufgenommen und unser Versprechen gegeben, für die Menschen zu beten. Diese Anliegen wurden auf „Gebetsgutscheinen" notiert, die wir in die Taufkapelle der Kirche, unserem geistlichen Zentrum während dieser Tage, zurückgebracht haben. Jedes Mal, wenn die anderen zu den Hausbesuchen unterwegs waren, haben dort zwei von uns Anbetung gehalten und für ein gutes Gelingen gebetet."
"Wenn du mich fragst, warum ich lieber in der Mittagshitze des Hochsommers über staubige Schotterstraßen laufe statt am Strand auf dem Rücken zu liegen, warum ich eine kalte Dusche in einer Schule den Wellen des Ozeans vorziehe, warum ich lieber abends, kaputt nach einem intensiven Tag, im Schlafsack auf dem Boden liege, statt zum Tanzen zu gehen; wenn man mich schließlich fragt, warum ich eine Woche Misiones einer Woche Urlaub vorziehe, dann sage ich: weil es eine der schönsten Erfahrungen des Lebens ist. Und jetzt denkt jeder vermutlich, dass ich übergeschnappt bin. Und mit Recht geht einem zumindest durch den Kopf, dass ich mittelmäßig verrückt bin, weil ich lieber arbeite als Spaß zu haben, lieber leide als glücklich bin. Aber es ist ganz im Gegenteil, weil Misiones so viel Spaß machen wie selten etwas, und vor allem: weil ich glücklich bin, wenn ich andere glücklich mache. Und allen, die das nicht glauben, sage ich nur: Kommt und seht."
"An einer Tür klingeln, das braucht ganz schön viel Mut, aber für mich ist es ein persönlicher Liebesbeweis dem Heiland gegenüber."
Wendeline Grauert, Schweiz
"Vier Tage lang war ich Zeuge der Hoffnung, der Freude, der Sieghaftigkeit und der neuen Zeit: ich war Missionar. Trotz Hitze, Regen, Anstrengung und eigener Grenzen hat ein Feuer mein Herz und mein Leben entzündet, jenes marianische Feuer, das man in jedem einzelnen Jugendlichen hautnah spürt, das manchmal jäh auflodert und wie von selbst weiter brennt... bis zum Wehtun. Ich habe Hoffnung durch die Straßen gehen sehen, mitten durch den Schlamm, Trost bringend, Maria bringend. Ich habe die Freude in den Gesichtern der Kinder gesehen, die die eine Umarmung, ein Spiel, einen kurzen Moment eines anderen Lebens suchten, einen Augenblick wiedergewonnener sorgloser, unschuldiger Kindheit. Ich habe wie nie zuvor Sieg gesehen. Ich kann versichern, er lief durch vernachlässigte Familien, erfüllte resignierte Herzen zu Füßen unserer Mutter, der Siegerin, der, die Wunder wirkt. Ich habe eine neue Zeit gesehen, die Zeit der Verheißung, der Solidarität und der neuen Gemeinschaft."
"Ich durfte so einiges für mich mitnehmen in dieser Woche, hoffe aber auch, dass ich Gott wieder ein bisschen mehr in die Herzen der Ginsheimer gebracht habe - die Liebe spürbar geworden ist. In jedem Fall denke ich, dass misiones eine echt gute Sache ist - weil die Gemeinde neue Impulse bekommt durch schlichtes Vorleben/Mitleben des Glaubens, einzelne Menschen ganz konkret neu zum Glauben finden, und für uns, die wir als Teil der Gruppe sehr viel erleben dürfen. Misionero müsste es als Beruf geben..."
"Aus meiner persönlichen Erfahrung der Misiones kann ich wirklich sagen, dass Gott Wunder wirkt in jedem einzelnen der Missionare. Als ich das erste Mal dabei war, hatte ich wirklich keine Ahnung, wie ich diesen Menschen helfen sollte, was ich denn einbringen könnte und müsste; aber wenn man einmal begriffen hat, dass man Werkzeug ist, dann kommen die Worte und Gesten von allein, und manchmal braucht man auch gar nichts zu sagen, sondern nur zuhören."
"Wenn ich mich nicht täusche, war die Idee der Misiones, jedenfalls nach dem Motto, Aussaat; unsere Saatkörner ausstreuen in der Hoffnung, dass sie eines Tages Frucht bringen werden, denn wir wollen etwas verändern. Wir wollen, dass die Landschaft von Morgen anders ist als die von heute, wir hoffen, dass unser Saat eines Tages wächst, und das mit Kraft. Wir ersehnen eine andere Zukunft und wollen nicht mit verschränkten Armen darauf warten. Darum sind wir nach Lobería gegangen, um für unser Land zu kämpfen. Ich weiß, ich will dieses Land verändern und viele wollen es auch, unser Land, unsere Welt, die heutige Wirklichkeit. Ich möchte etwas Besseres, aber da ist immer auch die Frage: Kann man etwas Besseres erreichen? Wie soll eine neue Welt aussehen? Muss ich mich nicht anpassen?
Natürlich ist der Wandel schwierig. So weit weg scheint die Zeit zu sein, bis die Welt neu in den Armen der Liebe liegt, die Gott ist. Es scheint, als müssten wir ewig kämpfen und das macht müde (zu Recht, finde ich), vor allem, wenn man diese Welt, für die man kämpft, kaum in ihren Konturen erkennt...
Wenn ich etwas in diesen Misiones erreicht habe, dann dies: die Welt, für die ich täglich kämpfe, klar zu sehen. Ich glaube, und dafür danke ich Gott, dass ich eine andere Art zu leben entdeckt habe, ich glaube, dass ich die Welt, in der unsere Saaten Frucht bringen, schon bewundern durfte. Es war wie eine Vision. Vielleicht war es wirklich eine. So sah sie aus:
Die Welt, für die ich kämpfe (und wir alle zusammen) ist eine Welt, in der die Menschen eine große Familie sind, eine Welt, in der jeder Mensch an seinem Platz seine Freude ausstrahlt, eine Welt, in der jeder Mensch mit Freude seine Rolle annimmt und sie in Liebe erfüllt (und auf bewundernswerte Weise ...), eine Welt, in der die Streitereien sich in Lachen auflösen und die Tränen im Lächeln verschwinden. Eine Welt von engagierten Menschen.
Eine Welt, in der jeder alles aus Liebe mit Freude tut, wo jeder glücklich ist, so sein zu können, wie er ist. Ja, ich konnte die Menschen dieser Welt bewundern...
Ich habe sie gesehen. Ich konnte sehen, wie sie lächelten, wie sie die Augen zum Himmel erheben, wie sie einander umarmen, wie sie sangen, sprangen, lachten, einander trösteten und liebten. Ich konnte eine Welt sehen, in der man sich nicht schämen musste, eine Welt von offenen Herzen, von durch und durch transparenten Menschen. Ich danke Gott für die Vision, die Duch hatte, für diese wunderbare Erfahrung. Ich danke Gott für diese Zeit mit euch.
Denn ihr seid meine Vision.
Ich möchte der Zukunft eine Welt schenken wie die, die wir bei den Misiones gestaltet haben."
Santiago Lukac, Misión Ver Sacrum 2008, Argentinien
Zusammenstellung: Francisco Grondona, Mar del Plata, Argentinien