Zum Begriff der Macht

Macht ist ein schillernder Begriff, da er vielfältige Emotionen, Phantasien und Bewertungen konnotiert. Der Begriff löst sogleich Assoziationen zu Erfahrungen aus der Biographie der Einzelnen, von Gemeinschaften und ganzer Völker aus. Besonders schwierig ist, dass viele Menschen mit dem Begriff der Macht gleich auch Machtmissbrauch verbinden.

Macht kann einerseits auf Recht und Gesetz, auf Verfassung und Kontrolle zum Wohl aller ausgeübt werden. Diese Art von Macht wird in der Regel anerkannt und ist kalkulierbar. Doch gibt es auch vielfältige Erfahrungen, dass eine Machtstellung missbraucht wird, um hemmungslos egoistische Ziele zu verfolgen, andere Meinungen zu unterdrücken und Gegner auszuschalten. Die Geschichte kennt dazu viele Beispiele.

Neben Machtstrukturen in politischen und wirtschaftlichen Bereichen gibt es auch Dominanz und Machtausübung im zwischenmenschlichen Nahbereich. Es gibt ein Machtgefälle zwischen Eltern und Kindern, zwischen Lehrern und Schülern. Es gibt Dominanzstrukturen in Ehe und Familie, im Berufsleben und in Sozialgebilden wie Vereinen und Kirchen. Wenn hier Menschen Machtpositionen missbrauchen, entsteht bei den anderen der Verdacht, dass sie ausgenutzt, schikaniert, gemobbt, benachteiligt oder geschädigt werden.

Manipulative, egozentrische und narzistische Persönlichkeiten fühlen sich in der Regel von Macht angezogen, da diese die Möglichkeit bietet, eigene Minderwertigkeitsgefühle zu kompensieren. Die Erfahrung von eigener Minderwertigkeit fördert das Bedürfnis nach Überlegenheit und Machtausübung. Das drückt sich nicht selten in Besserwisserei, vermeintlicher moralischer Überlegenheit und Selbsterhöhung aus.

Besonders suspekt wird nach heutigem Lebensgefühl eine Machtausübung, die sich auf jenseitige, letztlich nicht kontrollierbare Legitimationen beruft. Im kirchlichen Bereich kommt daher immer mehr eine „Vollmacht“ in Verruf, wie sie etwa in der Lehre über das kirchliche Amt verwendet wird und Amtsträger unangreifbar macht.

Der Vorwurf des Machtmissbrauchs bei Pater Kentenich

Die hier angedeuteten Dimensionen von Macht und Machtmissbrauch kommen alle ins Spiel, wenn man Pater Kentenich des Machtmissbrauchs beschuldigt. Die Frage ist nur, ob das in dieser Weise oder in einigen Beziehungen der Wahrheit entspricht. Zumindest ist es sehr fragwürdig, aufgrund einiger Aussagen, die nun veröffentlicht wurden, einen Generalverdacht zu äußern und ein Grundsatzurteil zu fällen.


Beiträge zu einem umfassenderen Bild in der Causa Kentenich

In Kooperation verschiedener Personen aus der Schönstatt-Bewegung werden im Auftrag des Generalpräsidiums des internationalen Schönstattwerkes Themen bearbeitet, die Pater Josef Kentenich, den Gründer der Bewegung, betreffen und die derzeit angefragt sind. Dies geschieht aufgrund des jeweiligen aktuellen Kenntnisstandes, der sich aus den zugänglichen Dokumenten und Schriften ergibt. Die Ergebnisse der Forschungen und Gespräche sind jeweils in themenbezogenen Artikeln zu lesen. Ihre Vorschläge für Themen weiterer Artikel können Sie gerne senden an: mk@schoenstatt.de.

PressOffice Schoenstatt International

 

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