Yves Congar OP

Yves Congar OP (* 1904, † 1995, Frankreich)

Der Dominikaner Yves Congar war Professor an der ordenseigenen Hochschule in Le Saulchoir, als das Heilige Offizium die Neuauflage und jede Übersetzung seines Buches „Vraie et fausse réforme dans l’Église“ (Wahre und falsche Reform in der Kirche) verbot. Wichtige theologische Themen bei Congar sind die Kirche als Volk Gottes, die Rolle des Laien, das Wirken des Heiligen Geistes in der Kirche, ein dynamisches Verständnis von Tradition. 1954 erhielt er Lehrverbot und musste Frankreich verlassen. Er verbrachte sein erstes Exil am Bibelinstitut in Jerusalem. Nachdem er wieder in den Vatikan zitiert worden war, wurde Rom zum zweiten Ort seines Exils. Über die Gespräche mit dem Heiligen Offizium wurde strengstes Stillschweigen bewahrt. 1955 wurde ihm zwar erlaubt, nach Frankreich zurückzukehren, doch noch im gleichen Jahr wurde er ein drittes Mal exiliert und zog nach Cambridge. 1956 durfte er in den Straßburger Dominikanerkonvent zurückkehren.

In seinen nach seinem Tod veröffentlichten Tagebuchaufzeichnungen wird deutlich, was Congar durchlitt. Er vergleicht das Heilige Offizium mehrfach mit der Gestapo, spricht von einem „Gestapo ähnlichen Polizeisystem'“[1], das im Verborgenen handelt. Der sonst so milde Ordensmann und sachliche Akademiker zeichnet das Bild einer Maschinerie, die das Gewissen unterdrückt, freie Menschen isoliert oder an den Rand drängt, schöpferische Geister verurteilt, dagegen aber mittelmäßige Persönlichkeiten und „absolute Nichts“ belohnt; ein System, das unfähig ist, auf die Herausforderungen der neuen Zeit und die Erwartungen des Gottesvolkes zu reagieren. Er schreibt:

„Was mir am meisten auffällt, ist die Dummheit, die unwahrscheinliche Armut an Intelligenz und Charakter. Das System hat Diener nach seinem Bild hervorgebracht.“ [2]

„Ich bin zerschlagen, zerstört, verraten, von allem ausgeschlossen“, schreibt er verzweifelt. „Ich habe es mit einem rücksichtslosen System zu tun, einem System, das seine Ungerechtigkeiten nicht korrigieren oder gar anerkennen kann …“[3]

Papst Johannes XXIII. berief Congar  am 20. Juli 1960 zum Konsultor der theologischen Vorbereitungskommission des Konzils. Darin bestand seine Rehabilitierung.[4]

 



[1] Vgl. Etienne Fouilleux (Hrsg.), Yves Congar, Journal d'un théologien (1946-1956), Paris 2000. Zitiert in: Piero Pisarra, Il diario di Yves Congar. La furia di un mite, in: San Paolo Periodici 3/2001.

[2] Ebd.

[3] Ebd.

[4] Vgl. zum gesamten Abschnitt Piero Pisarra, Il diario di Yves Congar. La furia di un mite, in: San Paolo Periodici 3/2001 sowie u.a.: Jospeh Famerée u.a., Yves Congar. Leben, Denken, Werk Freiburg 2016, S. 41-50.


Beiträge zu einem umfassenderen Bild in der Causa Kentenich

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