Dr. Anna A. A. Terruwe

Dr. Anna A. A. Terruwe (*1911,†2004, Niederlande)

Die katholische Psychiaterin verband in ihrem Ansatz die Lehre des Thomas von Aquin über die Leidenschaften mit Erkenntnissen der modernen Psychologie und behandelte v.a. auch Priester und Ordensleute bei Schwierigkeiten und Störungen im Bereich der Sexualität.

Sie war wegen ihrer Arbeit jahrelangen üblen Gerüchten, Klatschkampagnen und Verdächtigungen ausgesetzt, gerade auch von kirchlicher Seite. Ihre wiederholten Proteste im Vatikan stießen auf anhaltendes Schweigen. Der ebenfalls aus den Niederlanden stammende Pater Sebastian Tromp trug wesentlich zur Diffamierung Terruwes bei. Ihr Name wurde auf Konferenzen und in Publikationen - auch international - als Exempel für Psychiater mit schädlichen Ansichten erwähnt.

Zwar bestätigten niederländische Moraltheologen Terruwe als „orthodox in ihrer Lehre und vorsichtig in der Praxis“ (die niederländischen Bischöfe schickten die Schlussfolgerung dieser Untersuchung nach Rom), das Heilige Offizium veröffentlichte jedoch nach einer Visitation durch Pater Tromp (1955) ein Monitum (eine Ermahnung), in dem die Psychotherapie und ihre Anwendung von katholischen Ärzten kritisiert wird. Der Bezug zu Terruwe war überdeutlich. Begleitet wurde das Schreiben von dem Verbot für männliche Geistliche, sich nicht von weiblichen Psychiatern behandeln zu lassen. Im gleichen Jahr erhielt Frau Terruwe durch das Heilige Offizium das Verbot zu weiteren Behandlungen.

In der festen Überzeugung, immer in Übereinstimmung mit der katholischen Lehre gehandelt zu haben[1], beschloss Terruwe 1964 die Veröffentlichung „Eröffnung der Fälle“ für einen kleinen Kreis von Beteiligten und Experten. Darin stellte sie ihre Sicht der Dinge dar. Nachdem mehrere Zeitungen ausgiebig daraus zitiert hatten, kam es zu einem Sturm der Kritik an den Aktionen der römisch-katholischen Kirche gegenüber Terruwe und Duynstee.

Die niederländischen Bischöfe, insbesondere Kardinal B. J. Alfrink, ein guter Freund von Papst Paul VI., nutzten ihren Einfluss in Rom, woraufhin Terruwe am 10. April 1965 offiziell rehabilitiert wurde. 1969 wurde sie vom Papst in offizieller Audienz empfangen. Die offizielle Rehabilitierung hat sie wohl dem Einspruch der Bischöfe ihres Landes zu verdanken.[2]

A. Terruwe stützte sich u.a. auf Arbeiten des thomistischen Theologen Duynstee; die beiden hatten ein ähnliches Anliegen und kooperierten.



[1] A. Terruwe vertrat z.B. zu Zölibat und Geburtenkontrolle klar die Lehre der Kirche und wurde als eher konservativ eingeschätzt.

[2] Vgl. zum gesamten Abschnitt u.a. http://resources.huygens.knaw.nl/bwn1880-2000/lemmata/bwn6/terruwe.


Beiträge zu einem umfassenderen Bild in der Causa Kentenich

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