Aktueller Stand der Arbeit zu den Anschuldigungen gegen Pater Josef Kentenich

Stand: April 2024

Historische Aufarbeitung der Visitations- und Exilsgeschichte

Ab Juli 2020 wurden durch die Kirchenhistorikerin Dr. Alexandra von Teuffenbach mehrfach Anschuldigungen gegen Pater Kentenich erhoben. Sie hatte in den erst seit März 2020 zugänglichen vatikanischen Archiven Dokumente gefunden, die sie als Belege für Machtmissbrauch und in einem Fall für sexuellen Missbrauch durch Pater Kentenich deutet.

1. Schritte zur Klärung und Aufarbeitung

  • 02.07.2020
    In einer Stellungnahme des Generalpräsidiums der Schönstatt-Bewegung wurden die genannten Vorwürfe zurückgewiesen. In gleicher Weise äußerte sich auch der Postulator im Seligsprechungsprozess Pater Kentenichs, Pater Eduardo Aguirre, nach seiner Einsicht in die vatikanischen Dokumente.

  • 04.07.2020
    Schönstatt richtete eine Medienkommission ein, die im Namen des Generalpräsidiums auf Anfragen der Medien reagiert, den Medienauftritt Schönstatts koordiniert und seither zu den vorgebrachten Themen in Artikeln die Hintergründe beleuchtet und Zusammenhänge aufzeigt.

  • 07.07.2020
    Bischof Ackermann entschied, eine neue Historikerkommission einzurichten, um die früher nicht zugänglichen Dokumente der vatikanischen Archive zu sichten und in die Dokumentation des Seligsprechungsverfahrens einzuarbeiten. Diesen Schritt des Bistums begrüßt und unterstützt die Schönstatt-Bewegung ausdrücklich.

  • ab 21.09.2020
    Der Postulator im Seligsprechungsprozess, P. Eduardo Aguirre, forscht in den vatikanischen Archiven, auch um der Öffentlichkeit weitere Dokumente aus dieser geschichtlichen Etappe Schönstatts zur Verfügung zu stellen.

  • 12.10.2020
    Die Schönstatt-Bewegung richtete eine Internationale Forschungsgruppe zur weiteren Aufarbeitung der Visitations- und Exilszeit ein, die eine kritische Ausgabe verschiedener historischer Texte und eine sachgemäße Interpretation der Grundsätze und Handlungsweisen P. Kentenichs erarbeitet.

  • 05.03.2021
    Nach verschiedenen Konsultationen erweiterte Bischof Ackermann die zunächst geplante Kommission zu einer Expertengruppe, in der Vertreter verschiedener Fachbereiche zusammenarbeiten. Diese Gruppe ist freier in der Arbeitsweise, und sie kann offen mit den Ergebnissen umgehen.

  • 13.07.2021

    Im Juli 2021 ist mit der Studienausgabe 1 der Reihe Dokumente zur Geschichte der Schönstatt-Bewegung im Patris Verlag der Band erschienen, der die Berichte der Bischöflichen und Apostolischen Visitationen 1949 bis 1953 enthält.

  • 16.09.2021
    Das Landgericht Berlin wies einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen die Autorin und den Verlag des Buches „Vater darf das“ zurück.
    Das Säkularinstitut der Schönstätter Marienschwestern hatte 2020 diesen Antrag gestellt; Streitgegenstand waren die im Buch erhobenen Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs. Anliegen war, die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Gründer, Pater Josef Kentenich, möglichst objektiv zu gestalten. Das Landgericht begründete seine Ablehnung mit dem Verweis auf die vom GG garantierte Wissenschaftsfreiheit; diese sei weit auszulegen und umfasse auch einseitige Interpretationen und irrationale Argumentationen. Eine inhaltliche Bewertung der Vorwürfe nahm das Landgericht nicht vor. (Vgl. Zum gerichtlichen Verfahren)

  • 03.05.2022
    Bischof Dr. Ackermann teilte seinen Entschluss mit, das diözesane Verfahren zur Seligsprechung von Pater Josef Kentenich auszusetzen. „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird Bischof Dr. Stephan Ackermann das Verfahren nicht aktiv fortführen; stattdessen regt er weitere freie Forschung an.“ – „Zugleich ist dem Bischof der Hinweis wichtig, dass mit der Aussetzung des Verfahrens kein Urteil über Leben und Wirken von Pater Kentenich gefällt ist.“ (vgl. Pressemeldung Trier)

  • 03.05.2022
    Ein Vorwurf sexuellen Fehlverhaltens, der der Erzdiözese Milwaukee vorgelegt worden war, wurde von der dortigen diözesanen Stelle in den 1990er Jahren untersucht und zurückgewiesen. In der Pressemeldung der Diözese Trier vom 03.05.2021 teilte Bischof Ackermann mit, er habe „den in den USA bereits kirchlicherseits untersuchten Vorwurf durch einen ehemaligen Bundesstaatsanwalt noch einmal darauf prüfen (lassen), ob die damalige Untersuchung auch nach heutigen Kriterien als ausreichend betrachtet werden könne. Das anwaltliche Gutachten kommt zu keinem eindeutigen Ergebnis, sondern regt an, diese Frage im Kontext mit den weiteren noch zu klärenden Aspekten zu bewerten.“ (vgl. Pressemeldung Trier)

  • 19.04.2022 und 19.05.2022
    Unter dem Titel „Auseinandersetzung mit dem Heiligen Offizium“ erscheint im April der erste und im Mai der zweite Teilband der Studienausgabe 3 der Reihe Dokumente zur Geschichte der Schönstatt-Bewegung, in der die Korrespondenz zwischen Pater Josef Kentenich und seinem Generaloberen Pater Adalbert Turowski SAC öffentlich zugänglich gemacht wird.

  • 18.07.2022

    Im Juli 2022 erscheint mit der Studienausgabe 2 der Reihe Dokumente zur Geschichte der Schönstatt-Bewegung ein Band, der Korrespondenz und Ansprachen zur Bischöflichen Visitation 1949 allgemein zugänglich macht.

  • 12.02.2023
    Im Februar 2023 wird in der Reihe Dokumente zur Geschichte der Schönstatt-Bewegung unter dem Titel „Auseinandersetzung mit dem Heiligen Offizium“ die Studienausgabe 3 mit einem 3. Teilband abgeschlossen, in der auch Pater Kentenich in der Korrespondenz mit seinem Generaloberen selbst ausführlich zu Wort kommt und seine Sicht der Entwicklungen dargestellt werden.

  • 11.04.2024
    Mitte April 2024 ist ebenfalls in der Reihe Dokumente zur Geschichte der Schönstatt-Bewegung im Patris Verlag unter dem Titel Epistola Perlonga – Pater Kentenichs Antwortschreiben auf den Bericht der Bischöflichen Visitation 1949 der erste Teilband des Dokumentes erschienen, das vor 75 Jahren zum Ausgangspunkt für den Konflikt zwischen Pater Kentenich und der Kirchenleitung wurde. Dieser wichtige Text zum Selbstverständnis der Bewegung war bisher nur Mitgliedern der Bewegung in intern veröffentlichten Ausgaben zugänglich. Als Mitglieder der von der Schönstatt-Bewegung im Oktober 2020 eingerichteten Internationalen Forschungsgruppe haben Prof. em. Dr. Manfred Gerwing und Prof. Dr. Joachim Söder eine historisch-kritische Ausgabe der Epistola perlonga ediert und kommentiert.
     

2. Zum bisherigen Umgang mit den jetzt diskutierten Fragen

  • Bei den Leitungen und auch bei einzelnen Mitgliedern der Bewegung waren Anschuldigungen im Umkreis der Visitationen und des Exils als allgemeines Wissen bekannt. Auch Anschuldigungen hinsichtlich der sittlichen Integrität des Gründers wurden in diversen Publikationen bereits erwähnt. Für eine zusammenhängende historische Publikation über die Phase der Visitationen und das Exil des Gründers waren die Forschungsarbeiten noch nicht weit genug.

  • Es konnte davon ausgegangen werden, dass alle im Kontext der Visitationen und des Exils gegen P. Kentenich erhobenen Vorwürfe zum einen durch die Beendigung des Exils und seine Rückkehr nach Schönstatt 1965 gegenstandslos geworden waren. Zum anderen sind sie im Seligsprechungsverfahren behandelt und eingeschätzt worden; zu der noch ausstehenden römischen Phase des Verfahrens gehört regulär ein weiteres ausführliches Studium der Akten. Es gab keinen Grund, der Arbeit und den Ergebnissen des Verfahrens zu misstrauen. Von einem sexuellen Missbrauch auszugehen gab es, wie der langjährige Postulator P. Ángel Strada bekräftigt, keinen Anlass.

  • Dokumente, die bislang ausschließlich im Archiv der Glaubenskongregation abgelegt waren, stehen für die weitere Aufarbeitung der Geschichte Schönstatts und Pater Kentenichs erst seit März 2020 zur Verfügung. Jetzt kann daher der Bestand in den schönstättischen Archiven und im Seligsprechungsprozess mit Dokumenten aus dem Archiv der Glaubenskongregation darauf hin verglichen werden, ob noch nicht berücksichtigte Aspekte untersucht werden müssen.

  • Untersuchungen in den eigenen Archiven wurden direkt nach Bekanntwerden der Vorwürfe im Juli 2020 intensiviert. Das ist ein Prozess, der in einer zeitintensiven und langwierigen Kleinarbeit geschieht. Wichtige Ergebnisse werden nach und nach publiziert werden.

  • Ein Vorwurf sexuellen Fehlverhaltens, der der Erzdiözese Milwaukee vorgelegt worden war und nun wieder aufgegriffen wird, wurde von der dortigen diözesanen Stelle untersucht und zurückgewiesen. Es wird sich zeigen, inwiefern heute über die damaligen Ergebnisse hinaus Informationen gefunden werden können.

PressOffice Schönstatt International

 

Die genannten weiterführenden Artikel und Dokumente sind hier zu finden.


Beiträge zu einem umfassenderen Bild in der Causa Kentenich

In Kooperation verschiedener Personen aus der Schönstatt-Bewegung werden im Auftrag des Generalpräsidiums des internationalen Schönstattwerkes Themen bearbeitet, die Pater Josef Kentenich, den Gründer der Bewegung, betreffen und die derzeit angefragt sind. Dies geschieht aufgrund des jeweiligen aktuellen Kenntnisstandes, der sich aus den zugänglichen Dokumenten und Schriften ergibt. Die Ergebnisse der Forschungen und Gespräche sind jeweils in themenbezogenen Artikeln zu lesen. Ihre Vorschläge für Themen weiterer Artikel können Sie gerne senden an: mk@schoenstatt.de.

PressOffice Schoenstatt International

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