Das Ur-Heiligtum – Mitte der Schönstatt-Bewegung

1. Die Kostbarkeit des Heiligtums

Im Zugehen auf das 100-jährige Jubiläum Schönstatts begehen wir ein Jahr der Heiligtums-Strömung, in dem das Urheiligtum naheliegenderweise im Vordergrund steht.

Hier wurde am 18.10.1914 das Ursprungsbündnis geschlossen mit der Bitte an die Gottesmutter Maria, sich in der Kongregationskapelle niederzulassen, um Gnadenwunder zu wirken. Gebet und ernste Selbsterziehungsarbeit sollten ihr „sanfte Gewalt antun“, der Bitte Pater Kentenichs und seiner jugendlichen Gefolgschaft zu erfüllen.

Schwester M. Sigrid Theimann, Vallendar: Bildrahmen der Dreimal Wunderbaren Mutter, Königin und Siegerin von Schönstatt, Dreifaltigkeitskirche, Ausschnitt (Foto: Brehm)

Schwester M. Sigrid Theimann, Vallendar: Bildrahmen der Dreimal Wunderbaren Mutter, Königin und Siegerin von Schönstatt, Dreifaltigkeitskirche, Ausschnitt (Foto: Brehm)

Von Schwester M. Sigrid Theimann stammt die stilisierte Darstellung des sogenannten ersten Meilensteins der Schönstattgeschichte.

Das Heiligtum – ein goldenes Haus

Maria wird das goldene Haus genannt in der Lauretanischen Litanei; ihr Wesen ist „voll der Gnade“.

„O Maria, sei gegrüßt, die du voll der Gnaden bist.
Sei gegrüßt, o höchste Zier, Gott der Herr ist selbst mit dir. ...
Du goldnes Haus der Gnade, wo Gott den Frieden schloss,
zu dir gehn alle Pfade, weil dir der Weg entsprosst“
heißt es bei Franz Johannes Weinrich.

Zum Heiligtum Mariens gehen die Pfade des Lebens, weil sie den trägt und hinhält, welcher Wahrheit und Leben ist.

Er hat unter uns gewohnt, „unter uns gezeltet“, wie es im JohannesEvangelium heißt (vgl. Joh 1,14). Das Heiligtum hat hier die Form eines kleinen Zeltes. Es birgt den großen Bergkristall: Jesus, das wahre Licht, das aus der Höhe des Vaters gekommen ist; „Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott.“ Das goldene Haus birgt das wahre Licht, das in unsere Welt gekommen ist: Christus den Erlöser des Menschen für jede Zeit und für diese Zeit.

Das Heiligtum „ruht“ auf dynamischem Grunde

Es „steht“ durchaus, aber wie auf bewegtem Grunde ... Wie auf einer „grünen Welle“, die smaragdfarbenen grünen Steine. Sie deuten hin auf die Hoffnung des Gründers (Pater Josef Kentenich), dass Maria sich bewegen lasse, im „Heim“ der jungen Gemeinschaft Wohnung zu nehmen. Ohne dieses Milieu sprengende Vertrauen gäbe es dieses Heiligtum nicht. Die „Zeile“ wogender Hoffnung ist nochmals getragen von anderen Wellen: die der Liebesgaben der Menschen durch die Jahrzehnte der Gründungsgeschichte Schönstatts hindurch, Gebete, Opfer, Verzichte, Mementos ... bis zu Lebens-Angeboten für andere Schicksale und Anliegen des Reiches Gottes und der Ausgründung Schönstatts. Immer war das Heiligtum der Dreimal Wunderbaren Mutter, Königin und Siegerin von Schönstatt getragen von Liebes und Gnadenbewegungen zum Heiligtum hin und vom Heiligtum aus. Ohne dieses Fließen liebevoller Mitverantwortung für die Belange des Reiches Gottes gab es und gäbe es dieses goldene Haus der Gnade nicht.

„Im katholischen Leben ist alles zum Weitergeben bestimmt“ (Adrienne von Speyr); Liebesweitergabe von Gott zum Menschen, vom Menschen zu Gott und zum menschlichen Miteinander – in Christus und Maria. Die Kirche – das Sakrament des Bundes zwischen Gott und den Menschen und der Menschen untereinander (vgl. II. Vatikanum, Lumen Gentium, Art. 1).

Das Urheiligtum – Träger einer Botschaft

Die drei Bergkristalle über dem zeltartigen Heiligtum weisen hin auf die für die Verkündigung Pater Kentenichs typischen dreigliedrigen Gedankengänge. Die Steine über diesem Heiligtum sind aber sinnvollerweise vor allem in Verbindung zu bringen mit der dreifachen Botschaft, die vom Urheiligtum ausgegangen ist und gerade im Umkreis des Jubiläums noch umfassender ausgehen soll in die christliche Welt und darüber hinaus: Zeichen für die dreifache Botschaft:

  • Die Botschaft vom Gott des Lebens, das heißt vom aktuellen und universalen Weltwirken Gottes nach dem Weisheits, Liebes und Allmachtsplan der göttlichen Vorsehung.
  • Die Botschaft vom Liebes-Bündnis Gottes mit seiner Menschheit, deren Ausdruck, Mittel und Schutz das Liebesbündnis mit Maria, der Mutter Jesu ist; jenes Liebesbündnis, das der Erlöser am Kreuz zwischen Maria und dem Liebesjünger gestiftet hat und das sich am 18. Oktober 1914 mit dem Urheiligtum verbunden hat.
    „Deus quaeret condiligentes se“ (Dun Skotus), Gott sucht Mitliebende. Gott ist der Urheber der Liebesbewegung von ihm auf den Menschen zu und der antwortenden Liebe der Menschen auf ihn hin und der Liebesbewegung im mitmenschlichen Bereich ...
  • Die Botschaft vom Sendungsglauben. Die Berührung mit dem Urheiligtum, den Heiligtümern Schönstatts insgesamt, soll vermitteln, dass jeder Mensch ein „origineller Gottesgedanke und Gotteswunsch“ ist, welcher ihn auch zu einer originellen Aufgabe befähigt. Die Kirche – eine Gemeinschaft von Menschen, in der jeder seine Originalität entdeckt und einbringt; vom Heiligen Geist sind der Kirche die unterschiedlichsten Gnadengaben (Charismen) verheißen, welche geschenkt werden, damit die Kirche ihre Sendung der Heiligung, der Glaubensweitergabe und der Durchdringung der christlichen Kultur erfüllen kann. Im Besonderen weiß sich die Schönstattbewegung gerufen, aus dem vielfältigen Charisma ihres Gründers zu schöpfen und an den Grundlinien seines Gottes, Kirchen und Menschenbildes zu arbeiten und sie einzubringen in die verschiedensten Apostolatsfelder, aufgaben und werke.

2. Zur meditativen Aneignung

Auch hier: ein Bild will vor allen Dingen angeschaut werden. Die hell glänzende Vergoldung des Metalls will auf die Kostbarkeit des „Goldes“ aufmerksam machen. Der „Gold-Wert“ des Goldes will geschätzt, ermessen und gewertet werden. Jede geschenkte Nähe Gottes und Mariens ist goldwert. Wer sich dieser Nähe aussetzt und sie liebt, wird in zunehmendem Maße unbeschadet aller menschlichen Grenzen ein Stück weit „echt“ wie Gold.

  • „Du leuchtest in meiner Seele wie die Sonne auf dem Golde.“ (Mechthild von Magdeburg)
  • „Sonnenfrau, tritt klar hervor, steig zur Mittagshöh empor.“ („Himmelwärts“, S. 130)
  • Urheiligtum – die Mitte Schönstatts.
    Goldenes Haus bergender Heimat
    lauterer Wandlung
    neuer Gebundenheit –
    im Liebesbündnis mit der Mutter Jesu
    in einer weltweiten Familie.
    Quellort der dreifachen Botschaft,
    Hoffnungsweg für Kirche und Welt
    auf den Spuren
    von Gottes Unendlichkeit. (Triptychon zum Heiligtumsjahr)
  • Er lebe und Gold von Saba soll man ihm geben! (Ps 72,15)
  • Wie Gold im Schmelzofen hat er sie erprobt. (Weis 3,6)
  • Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt (gezeltet) und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. (Joh 1,14)
  • Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. (Mt 2,11)
  • (Das Allerheiligste ...) der ganz mit Gold überzogenen Bundeslade; darin (war) ein goldener Krug mit dem Manna ... (Hebr 9,4)
  • Dadurch soll sich euer Glaube bewähren und es wird sich zeigen, dass er wertvoller ist als Gold, das im Feuer geprüft wurde ... (1 Petr 1,7)
  • Die Straße der Stadt ist aus reinem Gold, wie aus klarem Glas ... (Offb 21,21)
  • „... Denn du bereitest dir in unseren Herzen eine Wohnung,
    die du durch die Gnade des Heiligen Geistes erleuchtest und reinigst
    und durch deine Gegenwart heiligst.
    Die selige Jungfrau Maria hast du erwählt
    zu einem einzigartigen Tempel deiner Herrlichkeit.
    Durch ihren Gehorsam im Glauben und durch die Menschwerdung deines Sohnes
    ist sie das goldene Haus, das vom Geist mit aller Tugend geschmückt ist,
    die königliche Halle, im Glanz der Wahrheit erstrahlend.
    Sie ist die heilige Stadt, die der Strom der Gnade erfreut,
    die Lade des Neuen Bundes, die in sich den Urheber des neuen Gesetzes birgt,
    unsern Herrn Jesus Christus. ...“ (Schott-Messbuch Marienmessen Nr. 23)
Quelle: Pater Dr. Lothar Penners, in Oktobertagung 2011, Arbeitsmaterial für die Schönstattbewegung in Deutschland, zu Beziehen bei: Büro des Bewegungsleiters, Höhrer Straße 84, 56179 Vallendar, 0261-69969, bewegungsleiter@schoenstatt.de

 


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