Das Heiligtum – strahlende Mitte der Heiligen Stadt

Die Darstellung wurde geschaffen von Maria Kiess, Freising, zum dritten Zukunftsforum der deutschen Schönstattbewegung, das sich unter anderem mit Akzentverschiebungen und Projekten der kommenden Jahre der Bewegung in ihrem Ursprungsland befasste. Auf dem Hintergrund dieser Überlegungen verband sich mit dieser Darstellung das Motiv: das Heiligtum - strahlende Mitte der Heiligen Stadt. Gemeint ist zunächst: Das Urheiligtum in Schönstatt, aber auch die verschiedenen Filialheiligtümer und die mit ihnen verbundenen religiösen Zentren.

1. Das Heiligtum - wiederum eine dynamische Größe

Maria Kiess, Freising, 2010: Das Heiligtum – strahlende Mitte der Heiligen Stadt, © Schönstattbewegung

Maria Kiess, Freising, 2010: Das Heiligtum - strahlende Mitte der Heiligen Stadt, © Schönstattbewegung

Wenn wir das Bild genauer betrachten, sehen wir in der unteren Bildhälfte die Umrisse des Heiligtums - gleichsam zu seinem Beginn und noch nicht deutlich sich abhebend von seiner Umgebung. Die Umrisse des Heiligtums scheinen sich aber zu vergrößern, und mit einer gewissen Energie stößt es vor in den leuchtend rot gefassten Kreis: Symbol für die Heilige Stadt, die Geschlossenheit ihrer Mauer und die zwölf Tore, welche sich nach allen Seiten hin erstrecken. Anspielung auf das himmlische Jerusalem mit seinen Mauern, Plätzen und Toren, mit seinem internen Leben und mit seiner Öffnung auf die Menschen hin, die zur Teilnahme am erlösten Leben in der Stadt gerufen sind und das Geschenk erhalten haben, ihre Gewänder zu waschen im Blute des Lammes.

Insgesamt strebt die Dynamik des weiter gewachsenen Heiligtums nach oben - über die Mitte hinaus; strebt den besonders weit geöffneten Toren zu - gleichsam wie einem zu erwartenden neuen Hereinbruch des Göttlichen, der absoluten Zukunft entgegen, die Gott selbst ist. Das Heiligtum strebt dieser Zukunft zu, um sie gleichsam hereinzuholen in die Mitte der Heiligen Stadt. Die Symbolik von der Mauer kennzeichnet eine klare Geschlossenheit des Mauerringes; in gleicherweise aber auch dessen Durchbrechung in den geöffneten Toren.

Der Mauerring bietet Schutz gegenüber allem, was destruktiv das neue Leben gefährden könnte. In der Heiligen Stadt soll sich das neue, von Gott geschenkte Leben entfalten können; sie will letztlich jene Bündniskultur ermöglichen, welche die Frucht aus den geistlichen, pädagogischen und apostolischen Bemühungen der Bewegung wäre. Bemühungen, die ihren Zielpunkt haben im apokalyptischen Gottes, Christus, Marien und Kirchenbild als Zielperspektive, deren Vision in der Offenbarung des heiligen Johannes, des letzten Buches der Heiligen Schrift seinen Niederschlag gefunden hat.

„Eine große Stadt entsteht, die vom Himmel niedergeht in die Erdenzeit. Mond und Sonne braucht sie nicht; Jesus Christus ist ihr Licht, ihre Herrlichkeit."
(Silja Walter, GL 642)

Die Heilige Stadt ist aber nicht nur eine endzeitliche Größe auf der Grenze von Zeit und Ewigkeit der neuen Schöpfung. Die neue Schöpfung will auch je neu als innergeschichtliche Vision wirksam werden und wird bereits wirksam in der zeugnishaften Liebe aller, welche zu ihren Bürgern berufen sind; der Wahrheit des Glaubens, die in der Liebe wirksam wird, aber gerade in der zeugnishaften Liebe ihre Wahrheit lebensmäßig unter Beweis stellt. Von der Heiligen Stadt sollen heilende und aufbauende Kräfte ausgehen und hineinfließen in eine teilweise chaotische Welt, welche nicht durch Abschottung, sondern durch die größere Wahrheit und Liebe überwunden wird.

Durch sie mögst du erbauen die Stadt aus Himmelsauen,
dass alles voll Vertrauen zu ihr empor kann schauen.
(„Himmelwärts", S. 166)

Die „Stadt aus Himmelsauen" wird gebaut in der Bereitschaft zur „Inscriptio", im Feuer der mitleidenden Liebe, in der allein die Welt besiegt wird ...

2. Zur meditativen Aneignung

Wir vergegenwärtigen uns aus unserer Erfahrung, wo und auf welche Weise wir erlebt haben, dass das Heiligtum und sein Umkreis gewachsen sind. Wir verweilen in der Anschauung des Bildes, bis uns die hellleuchtende rote Farbe so einleuchtet, wie das „Gold" in dem mittleren Bild. Wir betrachten die prophetische Überzeugung Pater Kentenichs vom „Schatten des Heiligtums", gemäß der sich die Geschicke der Kirche in der Wirkungsgeschichte dieses Heiligtums entscheiden sollen.

Wir überlegen, auf welche Weise der Radius unserer Hausheiligtümer, Filialheiligtümerund des Urheiligtums geweitet werden kann.

Wir erneuern unsere Option im Blick auf eine neue Epoche des Ursprungsortes Schönstatts, wie sie im Leitbildprozess unserer deutschen Schönstattfamilie formuliert wurde.

Das Urheiligtum als Ursprungsort unserer internationalen Bewegung soll als Quelle und Zentrum seine volle Wirksamkeit entfalten. Um das Heiligtum, die Dreifaltigkeitskirche mit der Gründerkapelle und die Häuser der verschiedenen Gemeinschaften soll sich eine geistliche Atmosphäre entfalten können, durch die unser geistliches Zentrum „für Deutschland und darüber hinaus" anziehend wirkt und ausstrahlt.

Was damit für den Ort Schönstatt gesagt ist, gilt in analoger Weise für alle Heiligtümer und Zentren in den Diözesen und Ländern, da diese sich als Entfaltungsorte Schönstatts verstehen. Es ist zugleich eine Anregung, dass die Kirche insgesamt und die Gemeinden im Besonderen sich neu als Ort geistlicher Erfahrung verstehen.

(Aus: Leitbild der deutschen Schönstattbewegung)

 

Quelle: Pater Dr. Lothar Penners, in Oktobertagung 2011, Arbeitsmaterial für die Schönstattbewegung in Deutschland, zu Beziehen bei: Büro des Bewegungsleiters, Höhrer Straße 84, 56179 Vallendar, 0261-69969, bewegungsleiter@schoenstatt.de

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