Informationen zum Selig- und Heiligsprechungsprozess
Der Prozess zur Selig- und Heiligsprechung Pater Kentenichs wurde am 10. Februar 1975 in Trier eröffnet.
Heiligsprechung: das endgültige Ja der Kirche
Über die Gemeinschaft der Lebenden auf Erden und derer, die schon in der Anschauung Gottes leben, sagt die Kirche: "Wenn wir nämlich auf das Leben der treuen Nachfolger Christi schauen, erhalten wir neuen Antrieb, die künftige Stadt zu suchen. Zugleich werden wir einen ganz verlässlichen Weg gewiesen, wie wir, jeder nach seinem Stand und seinen eigenen Lebensverhältnissen, durch die irdischen Wechselfälle hindurch zur vollkommenen Vereinigung mit Christus, nämlich zur Heiligkeit, kommen können."
Es ist darum sinnvoll, das Geschenk Gottes, das er uns in Heiligen und heiligmäßigen Menschen macht, zum Leuchten zu bringen. Das geschieht in einer Heiligsprechung. Heiligsprechung durch die Kirche ist zunächst ein Akt der Anerkennung: Die Kirche erkennt an, dass die betreffende Person ein Leben gemäß dem Evangelium geführt hat und zugleich auch Vorbild für ein Leben nach dem Evangelium sein kann. Im Fall von Gründern schließt Heiligsprechung auch die Anerkennung ihrer Gründung, ihres Werkes ein. Es wird anerkannt als ein Werk, das sich auf Anregung durch Gott zurückführen lässt.
Einsetzung einer neuen Historikerkommission für das Seligsprechungsverfahren Pater Josef Kentenichs
7. Juli 2020. Das Bistum Trier wird für das Seligsprechungsverfahren von Pater Josef Kentenich eine neue Historikerkommission einsetzen, die insbesondere zur Aufgabe haben wird, „alle nun zugänglichen Dokumente der vatikanischen Archive zu sammeln, die in irgendeiner Weise dieses Seligsprechungsverfahren betreffen, und ihre Bedeutung zu bewerten.“ Das ist einer Erklärung des Bistums Trier zu entnehmen, die nach einem Gespräch zwischen Bischof Dr. Stephan Ackermann und Dr. Georg Holkenbrink, Leiter des Bischöflichen Offiziallates Trier, sowie Vertretern der internationalen Schönstatt-Bewegung heute veröffentlicht wurde. Die Schönstatt-Bewegung begrüßt diesen Schritt ausdrücklich und erhofft sich, dass auf diesem Weg bezüglich Person, Leben und Werk ihres Gründers so bald wie möglich weitere Transparenz und Klarheit geschaffen werden kann. Die Erklärung des Bistums im Wortlaut ist hier zu finden. Wie dem nachfolgenden Artikel des Postulators im Seligsprechungsprozess zu entnehmen ist, ging er noch im Mai 2020 davon aus, dass sich der am 10. Februar 1975 von Bischof Dr. Bernhard Stein eröffnete Prozess in seiner diözesanen Endphase befinde.
Pater Eduardo Aguirre, Postulator, zum Seligsprechungsprozess für Pater Josef Kentenich
Mai 2020
Wie ist der aktuelle Stand des Prozesses zur Selig- und Heiligsprechung von Pater Kentenich?
Der Seligsprechungsprozess für P. Kentenich befindet sich bereits in der Endphase der diözesanen Etappe (in der Diözese Trier, Deutschland), d. h. die Untersuchung seines Lebens und Werkes ist weitgehend abgeschlossen:
- Von seinen veröffentlichten und unveröffentlichten Schriften (Briefe, Notizen von Vorträgen, persönliche Schriften usw.), die fast 100.000 Seiten umfassen, wurden etwa 32.000 Dokumente katalogisiert. In 110 kirchlichen und zivilen Archiven in verschiedenen Ländern wurden Recherchen durchgeführt.
- Etwa 200 Personen, die P. Kentenich persönlich kannten und mit ihm zusammengearbeitet haben, wurden als Zeugen vernommen.
- Der „Ruf der Heiligkeit“ ist weit verbreitet. Menschen aus über 90 Ländern haben bisher mit dem Sekretariat Pater Kentenich in Deutschland Kontakt aufgenommen. Es sind fast zwei Millionen Gebetserhörungen dokumentiert.
All dies verlangte einen enormen Arbeitseinsatz, der nun schon seit 45 Jahren andauert. Einige Aspekte dieser Forschung sind noch nicht ganz vollendet, so dass die diözesane Phase noch nicht abgeschlossen werden kann. Bald wird es außerdem möglich sein, in den Archiven des Heiligen Offiziums - der heutigen Glaubenskongregation -, zu recherchieren, die erst vor kurzem freigegeben und zum Studium geöffnet wurden. Man darf nicht vergessen, dass P. Kentenich aufgrund von administrativen und disziplinären Maßnahmen des Heiligen Offiziums14 Jahre lang im Exil lebte.
Nach Abschluss der diözesanen Etappe folgt die vatikanische oder römische Phase, in der all diese umfangreichen Unterlagen, Schriften, Protokolle usw. des Prozesses an die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse nach Rom geschickt werden, wo diese Dokumente untersucht, bestätigt und ausgewertet werden. Dies kann ebenfalls mehrere Jahre dauern. Diese Kongregation hat die Aufgabe, zu überprüfen, ob der Diener Gottes (so wird die Person genannt, die während eines Prozesses geprüft wird) die christlichen Tugenden heroisch gelebt und die Heiligkeit erlangt hat. Dann kann die Kongregation dem Heiligen Vater vorschlagen, den Diener Gottes als "verehrungswürdig" zu erklären.
Der nächste Schritt wäre sodann die Seligsprechung des verehrungswürdigen Dieners Gottes. Dazu ist es notwendig, dass ein Wunder anerkannt wird, das auf die Fürsprache P. Kentenichs geschehen ist. Wenn von einem möglichen Wunder berichtet wird, ist es erforderlich, einen neuen Prozess zur Untersuchung des Falles einzuleiten. Dieser hat ebenfalls eine erste Phase, und zwar in der Diözese, wo das Wunder geschehen ist, wobei alle Dokumente, Zeugenaussagen und einschlägigen Studien gesammelt werden. Dann folgt die römische Phase, in der die Unterlagen überprüft und bestätigt werden müssen, um zu einem endgültigen Urteil zu gelangen. Wenn das Wunder von der Kongregation bestätigt und approbiert wird, kann der Papst den verehrungswürdigen Diener Gottes selig sprechen.
Damit ein „Seliger“ kanonisiert wird, d. h. weltweit als Heiliger in der Kirche verehrt werden kann, muss ein zweites Wunder anerkannt werden.
Was würde eine Heiligsprechung des Gründers für die Schönstatt-Bewegung bedeuten?
Heiligsprechung bedeutet eine Anerkennung und Bestätigung von Seiten der Kirche, dass P. Kentenich die christlichen Tugenden in vorbildlicher Weise gelebt hat; dass er in der Nachfolge Christi heilig geworden ist, dass er fügsam und bereit war für das Wirken des Heiligen Geistes und dass er den Willen Gottes in seinem Leben treu und konsequent verwirklicht hat.
So kann die Kirche ihn als ein Vorbild der Heiligkeit vorstellen und sein Lebensbeispiel als einen Weg zur Heiligkeit für die Menschen von heute aufzeigen.
Ebenso - und das erscheint uns besonders wichtig - würde die Kirche die Bedeutung und Aktualität des Charismas anerkennen, das P. Kentenich als Geschenk und Auftrag Gottes für unsere Zeit erhalten hat. Auf diese Weise kann sich die Kirche noch mehr öffnen, um die Botschaft Schönstatts, die Spiritualität und Pädagogik, die wir für die heutige Zeit zu geben haben, anzunehmen und zu schätzen.
Für die Schönstattfamilie wäre die Selig- und Heiligsprechung des Gründers ein starker Ansporn, sich stärker und verantwortungsbewusster dafür einzusetzen, das Charisma P. Kentenichs in der Kirche zu verlebendigen; ihm auf seinem Weg zur Heiligkeit zu folgen und die Sendung zu erfüllen, die Gott uns durch ihn anvertraut hat.
Jeder Gründer, der eine prophetische Sendung hat, braucht, damit diese fruchtbar wird, Nachfolger und Jünger, die sich mit seinem Charisma identifizieren, es in Kirche und Welt verkörpern und weitertragen.
Wir hoffen darüber hinaus, dass mit der Heiligsprechung von P. Kentenich die Gnadenquelle Schönstatts – das Liebesbündnis mit Maria und das Heiligtum – sowie die Spiritualität, die Pädagogik und die verschiedenen apostolischen Initiativen als eine Bereicherung für die Kirche anerkannt werden.
Welche Tugenden P. Kentenichs würden Sie hervorheben, die für sein heiligmäßiges Leben sprechen?
Die Heiligkeit P. Kentenichs; sein Heroismus im Blick auf die christlichen Tugenden, fließt bei ihm aus dem Bewusstsein, dass er der Träger eines Charismas ist, das Gott ihm anvertraut hat. Die Überzeugung, von Gott für eine säkulare Sendung berufen zu sein, trieb ihn in seinem Ringen um Heiligkeit ständig an. Dieses Sendungsbewusstsein hat ihn motiviert, sich ganz Gott hinzugeben und ihn gedrängt, sich vollständig für diese Sendung zu verzehren. Es handelt sich hier um eine apostolische Heiligkeit. Heilig leben um der Sendung willen, um die Welt zu heiligen und sie zu Gott emporzuführen.
Aus dieser Haltung heraus lebte P. Kentenich heroisch und vorbildlich die theologischen Tugenden, die das Fundament aller anderen christlichen Tugenden bilden. Um dies zu veranschaulichen, müssen wir sein Leben (Biographie), seine Schriften, sein Werk näher kennen lernen... So können wir uns vergewissern, dass er ein zutiefst übernatürlicher Priester war, ein Mann des Glaubens, der Gott, die Menschen und die Mission, die Gott ihm anvertraut hat, mit der ganzen Kraft seines Herzens liebte. Aus diesem Grund setzte er sein Leben ein, ohne Furcht und mit dem Wagemut, der aus der Hoffnung auf den Sieg des auferstandenen Christus fließt.
Dieses Thema würde mehr Zeit und Studium verlangen, doch ich kann hier kurz einige charakteristische Züge erwähnen, wie P. Kentenich die theologischen Tugenden gelebt hat:
- Glaube: P. Kentenich lebte und lehrte eine spezifische Art und Weise, jeden Tag aus dem Glauben zu leben. In Schönstatt nennen wir dies den "praktischen Vorsehungsglauben". Es geht um den Glauben an den Gott des Lebens, der uns auf unserem Lebensweg ständig begegnet, der mit uns Geschichte schreibt und der die Menschheit – und jeden einzelnen Menschen im konkreten Fall – nach einem Plan des Heils, der Liebe und der Weisheit führt. Es handelt sich um den lebendigen Gott, der sich in den großen Ereignissen der Geschichte sowie in den kleinen Begebenheiten unseres täglichen Lebens kundtut.
Gleichzeitig war der Glaube P. Kentenichs geprägt von einem unerschütterlichen, kindlichen Vertrauen auf Maria, auf das Liebesbündnis mit ihr und auf die Wirkmacht des Heiligtums als fruchtbare Gnadenquelle. P. Kentenich betrachtete sich stets als ein Werkzeug in den Händen Mariens; als solches verpflichtete er sich sein ganzes Leben lang, der Sendung zu dienen, die Maria im Erlösungswerk an der Seite Christi als seine Dauergefährtin und -gehilfin hat.
Im Leben P. Kentenichs finden wir auch eine tiefe Kindlichkeit Gott dem Vater gegenüber. Er erlebte sich klein und demütig vor Gott und gerade so zutiefst geborgen.
- Hoffnung: P. Kentenich ist ein Mann, der, vom Glauben getragen, frei war von Furcht, und der alles riskierte, um den Willen Gottes zu tun und die von Gott empfangene Sendung zu erfüllen. Er stand fest in der Hoffnung, denn er war sich des Sieges Gottes sicher. So konnte er die Verfolgung durch die Nazis, das Konzentrationslager, die Konfrontation mit dem Heiligen Offizium, das Unverständnis seiner Vorgesetzten und das 14-jährige Exil mit Entschlossenheit, Unerschrockenheit und Zuversicht überwinden.
- Liebe: Die tiefe Erfahrung der Realität des Liebesbündnisses mit Gott, mit Maria, mit der Schönstattfamilie war die Kraftquelle für das Leben und Wirken Pater Kentenichs – ganz konkret für seine Hingabe an die Personen, die Gott auf seinen Weg gestellt hatte. Auch seine Liebe zur Kirche floss aus dieser Quelle. Es ist vielsagend, dass er für sich die Grabinschrift wünschte: "Er liebte die Kirche".
Im Zusammenhang mit dem oben Gesagten könnten wir auch seine Sensibilität und seinen prophetischen Sinn hervorheben, der sich angesichts der Herausforderungen und Umbrüche unserer Zeit zeigte. Er ist jemand, der – wie er selbst sagte – "mit der Hand am Puls der Zeit und dem Ohr am Herzen Gottes" lebte; mit dem Blick auf eine Kirche am "neuen Ufer", auf neue Horizonte.
Hervorzuheben ist auch seine starke Intuition sowie sein pädagogisches Gespür, wodurch er zu einem herausragenden Erzieher freier Persönlichkeiten wurde, die in der Lage sind, auf die Strömungen und Herausforderungen der Zeit zu antworten.
Welche Initiativen gibt es innerhalb der Schönstatt-Bewegung, um den Prozess der Heiligsprechung von Pater Kentenich zu unterstützen?
Man kann mit großer Gewissheit sagen, dass die weltweite Schönstattfamilie für die Heiligsprechung des Gründers betet. Dazu kommt das treue Engagement im Liebesbündnis mit Maria für die Sendung Schönstatts. Durch das Gebet und die Kenntnis der Lebensgeschichte Pater Kentenichs wächst eine persönliche Verbundenheit mit ihm, im Vertrauen darauf, dass er im Himmel ist und für uns Fürsprache einlegen kann.
In den Ländern, in denen Schönstatt einen gewissen Entwicklungsstand erreicht hat, wird ein „Sekretariat Pater Kentenich“ errichtet, das das Ziel hat, den Ruf der Heiligkeit zu verbreiten. Dies geschieht durch die Veröffentlichung von Gebeten um die Heiligsprechung, von Novenen, Rundbriefen und anderem Material. Darüber hinaus nimmt das Sekretariat Gebetsanliegen entgegen, die der Fürsprache P. Kentenichs anvertraut werden und sammelt Berichte über "Gebetserhörungen". Das zentrale Sekretariat befindet sich in Schönstatt, Deutschland. Es wird von Schönstätter Marienschwestern geleitet.
In den letzten drei Jahren sind in 13 Ländern Gebetskreise oder -gruppen entstanden, die durch WhatsApp miteinander verbunden sind und bereits mehr als 1.400 Personen umfassen. Sie setzen sich durch täglich Gebete, Heiligtumsbesuche, Anbetungszeiten und Ähnliches dafür ein, dass der Seligsprechungsprozess Pater Kentenichs vorankommt. Diese Gebetsgruppen stehen in Kontakt mit den jeweiligen Sekretariaten in den verschiedenen Ländern.
Im Allgemeinen wird in den organisierten Gemeinschaften Schönstatts das Studium, die Aufarbeitung und die Verbreitung des geistigen Erbes von P. Kentenich gefördert, und es entstehen ständig Initiativen, es in konkreten Werken umzusetzen, die zur Verwirklichung seines Charismas beitragen. So sind in den verschiedenen Ländern, in denen Schönstatt präsent ist, Sozialwerke, Schulen, pastorale und apostolische Aktivitäten, Bücher usw. entstanden.
Warum wäre es für die Weltkirche wertvoll, Pater Kentenich zu den kanonisierten Heiligen zu zählen?
Damit sein Charisma für die Kirche der neuen Zeit angenommen und fruchtbar wird. Wichtig ist für uns nicht so sehr die Anerkennung der persönlichen und individuellen Heiligkeit P. Kentenichs, sondern mit ihr auch die Wertschätzung und Annahme des Beitrags Schönstatts zu einer Glaubenspädagogik, die auf die pastoralen Bedürfnisse der Neuevangelisierung in diesem dritten Jahrtausend antwortet. Es geht darum, im Liebesbündnis mit Maria, unserer Mutter und Erzieherin, einen "neuen Menschen" in einer "neuen Gemeinschaft" zu formen; einen echten Christen mit einer ausgeprägt apostolischen Gesinnung, in einer Kirche, die "Familie Gottes" sein soll und "im Aufbruch" ist, wie Papst Franziskus sagen würde.
P. Kentenich wollte Persönlichkeiten formen, die in der Lage sind, die natürliche mit der übernatürlichen Wirklichkeit zu vereinen. Sie sollen ein Christentum vorleben, das fähig ist, das Menschliche und das Göttliche zu integrieren und eine neue kulturelle Synthese zu schaffen, die das Siegel Christi trägt. Der Glaube ist nicht etwas vom normalen Leben Getrenntes oder eine variable Option, auf die ohne größere Konsequenzen verzichtet werden kann. In unserer christlichen Vision, die aus der Wahrheit Christi fließt, muss unsere Bindung an Christus dem Familienleben, der Arbeit, der Freundschaft, den wirtschaftlichen Aktivitäten, der Wissenschaft, der Kunst und der Politik ... und allem, was unsere Existenz ausmacht, Sinn geben und all diese Bereiche beseelen. In diesem Sinne wollte Pater Kentenich von Schönstatt aus einen Beitrag leisten. Er wollte christliche Führerpersönlichkeiten formen, die sich mit kirchlichem Sinn für eine Neuevangelisierung inmitten der heutigen Welt einsetzen.
Durch eine Anerkennung des Charismas von Pater Kentenich wäre es besser möglich, das Liebesbündnis mit Maria und das Schönstatt-Heiligtum als fruchtbare Gnadenquelle und als Gabe für die ganze Kirche anzubieten. So könnte Schönstatt noch entschiedener zur Sendung der Kirche für die Neuevangelisierung im neuen Jahrtausend beitragen.
Möglichkeiten, den Prozess zu fördern:
- Gebet für einen guten Verlauf
- Leben und Verkünden des Charismas von Pater Kentenich
- Weitergeben von Informationsmaterial und Gebetstexten
- Zeugnishafte Berichte, Gebetserhörungen und -anliegen melden
- Finanzielle Unterstützung durch Spenden