Nachrichten
JKI-Präsident Söder: Sechs Thesen zum Kongress-Fazit
Prof. Dr. Joachim Söder, Aachen, wissenschaftlicher Leiter des Kongresses "Sinnstiften! Die kulturprägende Kraft des Christlichen" fasste einige Ergebnisse der Veranstaltung in Thesen zusammen (Foto: Brehm)
Sr. M. Nurit Stosiek. „Was kann einer Tagungsleitung Schöneres passieren, als mit diesen Referenten und diesem Publikum 2 ½ Tage zusammen zu sein. Ich bin sehr dankbar für die Referate, für die Diskussionen, für den intensiven Austausch.“ Mit diesen Worten beginnt Professor Dr. Joachim Söder sein Schlusswort, in dem er ein Fazit des Kongresses zieht. Er wolle nur „einige Thesen, Dinge, die mir ins Herz gefallen sind“ nennen.
(Foto: Brehm)
Sechs Thesen
- Der Bedeutungsverlust kirchlicher Institutionen, Traditionen und Praktiken ist Durchgangsstadium, nicht Endpunkt eines radikalen Gestaltwandels des Christlichen.
- Kennzeichnend für diesen Transformationsprozess ist die Wende hin zum Subjekt.
- Die post-säkularen Werte Authentizität, Gemeinschaft und Sensibilität für das Unerwartete sind Motivationsquellen für christliche und nicht-christlich sich verstehende Menschen gleichermaßen.
- Auf diesem Grund können Christen wie Nicht-Christen nicht nur nebeneinander, sondern miteinander an der Gestaltung von Welt, Gesellschaft und Kultur mitwirken.
- Die Mitgestaltung der Welt findet unter einer Sinnperspektive statt, zu deren Momenten Würde, Gerechtigkeit, Freiheit, Verantwortung und Heil gehören.
- Sinn-Stiftung ist mehr als die bloße Verbesserung von Lebensbedingungen; sie erst ermöglicht es Menschen, aus den tiefsten „Quellen des Selbst“ zu leben.
„Das könnte die Verbindung sein zu uns, denn diese postsäkularen Werte sind auch christliche Werte“, so J. Söder (Foto: Brehm)
Wenn die reine Weltlichkeit nicht genügt
Der tiefgreifende Transformationsprozess der Kirchlichkeit werde große Veränderungen bringen. Manche sagten, das habe etwas mit dem Ende des konstantinischen Zeitalters zu tun. Die traditionelle Art von Kirchlichkeit scheine am Verschwinden zu sein. Gleichzeitig tue sich etwas Neues auf. Es gebe neben den postchristlichen Tendenzen auch die postsäkularen, es gebe Menschen, denen die reine Weltlichkeit nicht genüge, sehr viele Menschen, die auf der Suche nach Sinn seien, hätten keine religiöse Verortung mehr, weil sie die Erfahrung nicht gemacht hätten. „Das könnte die Verbindung sein zu uns, denn diese postsäkularen Werte sind auch christliche Werte.“, so Söder. Das sei etwas, was ihn wirklich hoffnungsfroh mache.
Kleine Sinnperspektiven auf das ganz Große, das Universale
Weil es postsäkulare Werte gebe, die wir teilen würden, könnten Christen und Nichtchristen diese Welt zu einem besseren Ort machen. Er verweist auf die beiden Ingenieure, die von der Technik / der Technikfolgenabschätzung her an die Frage gingen: Wie können wir die Welt zu einem humanen Ort machen. Diese Mitgestaltung finde unter der großen Sinnperspektive statt, was Viktor Frankl den „Übersinn“ nenne. Es gebe letztendlich eine Hinordnung der vielen kleinen Sinnperspektiven auf das ganz Große, das Universale. Diese übergreifende Sinnperspektive enthalte Elemente wie Menschenwürde, (soziale) Gerechtigkeit, Solidarität mit den Armen – nicht nur finanzielle Armut; Freiheit – das bedeutet auch, Menschen zu sich selbst zu befreien.
StR Christian Schulze, JKI-Geschäftsführer, der den Kongress bravorös organisiert und geleitet hat, übernahm es, allen am Kongress Beteiligten - vom Catering über die Technik bis hin zu den Referenten - ein herzliches Dankeschön auszusprechen (Foto: Brehm)
Sinnstiftung ermöglicht, dass Menschen zu den Quellen ihres Selbst finden
Es gehöre letztlich aus einer religiösen Perspektive auch Heil dazu, nicht abstrakt, sondern Heil, das sich hier und jetzt schon ereigne.“Wenn wir das ernst nehmen, dann ist Sinnstiftung nicht nur eine Verbesserung der Lebensbedingungen, sondern sie ermöglicht, dass Menschen zu den Quellen ihres Selbst finden, dass sie Anschluss finden an das, was ihr Leben reicher macht“, so Joachim Söder. „Ich gehe mit großer Hoffnung von hier weg. Ich hoffe, es geht Ihnen auch so.“
Der langanhaltende Beifall der Teilnehmenden und die vielen positiven Rückmeldungen zeigten, dass dieser wissenschaftliche Kongress eine äußerst geglückte Veranstaltung war, von der sie viel für ihr Leben, ihre Arbeit und ihren Alltag mit nach Hause nehmen werden.