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3. April 2023 | Deutschland | 

Oberkircher Männertag beschäftigt sich mit dem Werteverlust in den Gesellschaften Europas


110 Männer aus der Erzdiözese Freiburg nahmen am „43. Tag der Männer“ im Schönstattzentrum Marienfried teil (Foto: Vallendor)

110 Männer aus der Erzdiözese Freiburg nahmen am „43. Tag der Männer“ im Schönstattzentrum Marienfried teil (Foto: Vallendor)

Roman Vallendor. Mit dem herausfordernden Thema: „Christliches Abendland vor dem Untergang? Der Werteverlust in den europäischen Gesellschaften.“ konfrontierte Professor Werner Münch am Sonntag 110 Männer im Schönstattzentrum Marienfried in Oberkirch. In Zusammenarbeit mit dem Katholischen Männerwerk der Erzdiözese Freiburg hatte die Schönstatt-Männerbewegung der Erzdiözese am Sonntag 26. März 2023 ins Schönstatt–Zentrum Marienfried, Oberkirch, eingeladen.

Professor Werner Münch (Freiburg) spricht zum Thema: „Christliches Abendland vor dem Untergang? Der Werteverlust in den europäischen Gesellschaften“ (Foto: Schemel)

Professor Werner Münch (Freiburg) spricht zum Thema: „Christliches Abendland vor dem Untergang? Der Werteverlust in den europäischen Gesellschaften“ (Foto: Schemel)

Professor Werner Münch, Freiburg stellte im Rahmen seines Referates fest, dass über die Frage des Werteverlustes in den europäischen Gesellschaften kaum jemand spreche. Andere Themen wie der Binnenmarkt, offene Grenzen oder die Klimapolitik stünden im Vordergrund der Europapolitik. „Von den Werten, die Europa stark gemacht haben, hört man außer der allgemeinen Feststellung lediglich, dass ‚wir unsere Werte verteidigen müssen‘“. Keiner sage aber, was „unsere Werte in einem Freien Europa“ sind.

Blick auf die Wurzeln Europas

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, warf Münch einen Blick zurück auf die Wurzeln Europas. Die Tugenden christlichen Erbes lägen zweifelsfrei in Gerechtigkeit, Mitgefühl, Gnade, Vergebung, Friedfertigkeit und Wohltätigkeit. Auch habe das Christentum die Beziehungen zwischen Männern und Frauen revolutioniert, indem es Liebe und gegenseitige Treue als bleibende Werte etablierte. Die Gründungsgeschichte der Europäischen Union (EU) nach dem 2. Weltkrieg prägten im Wiederaufbau der Deutsche Konrad Adenauer, der Italiener Alicide De Gasperi und der Franzose Robert Schuman. In ihrem politischen Denken standen die Aussöhnung der Völker, Frieden und neues Vertrauen im Mittelpunkt. Sie hatten „diese Vision“ auch als gläubige Christen mit gemeinsam religiösen Werten und Überzeugungen.

Die Erweiterung der Gemeinschaft von sechs Staaten auf heute 27 EU-Mitgliedsstaaten brachte gewaltige Umbrüche mit zahlreichen Problemfeldern. Die Konsequenz zeige sich darin, dass sich die EU heute in einer Identitätskrise befindet. Diese lasse sich nicht mit dem Slogan „Mehr Europa“ lösen, wie nationale Wahlen in der jüngsten Vergangenheit bewiesen hätten. Eine ständig größer gewordene Zahl von Bürgern wende sich von der EU ab, weil sie sich mit immer mehr Bürokratie immer mehr Kompetenzen anzumaßen versuche. Dafür habe sie nach den Römischen Verträgen keine Kompetenzen.

Hat Europa seine Wurzeln verloren?

Der Werteverlust zeige sich beim Verständnis von Ehe und Familie im Gender Mainstreaming. „Diese Ideologie will nicht nur, wie viele glauben, eine veränderte Sprache, sondern ein neues Menschenbild“, behauptete Münch. Und er zitierte Robert Kardinal Sarah, der im November 2016 gegenüber französischen Medien äußerte: „Die größte Sorge besteht darin, dass Europa den Sinn für seine Ursprünge verloren hat. Es hat seine Wurzeln verloren. Und ein Baum, der keine Wurzeln hat, stirbt. Ich habe Angst, dass der Westen stirbt“.

Impuls „Im Herzen ein Feuer“ von Schönstatt-Marienschwester Bernadett-Maria Schenk (Foto: Schemel)

Impuls „Im Herzen ein Feuer“ von Schönstatt-Marienschwester Bernadett-Maria Schenk (Foto: Schemel)

Predigt von Weihbischof Dr. Dr. Christian Würtz, Freiburg (Foto: Schemel)

Predigt von Weihbischof Dr. Dr. Christian Würtz, Freiburg (Foto: Schemel)

Rückkehr Europas zu seinen christlichen Wurzeln gefordert

Professor Münch forderte eine Rückkehr Europas zu seinen christlichen Wurzeln:  Zu einer Wertegemeinschaft, die sich in ihrer konkreten Politik dazu bekennt anstatt nur noch auf Wachstum und eine Transferunion zu setzen. Münch bekannte sich uneingeschränkt zur „Pariser Erklärung“ (Ziffer 30), die lautet: „Europa braucht eine neue Verständigung über die Moral“. In der Diskussion um die Gleichberechtigung der Frau in der Gesellschaft, unterstrich der Referent die „Gleichwertigkeit von Mann und Frau“, die aber nicht mit „gleichartig“ gleichgesetzt werden dürfe. Die Frau habe andere geistige und seelische Schwerpunkte wie der Mann. Auf die Frage nach den Gründen des Werteverlustes in der Gesellschaft nannte er „Gottverlassenheit“ und „Irritation im Glauben“. Einen weiteren Grund sieht er in einer Gesellschaft, in der die „Erziehungsinstanzen abgebrochen sind“.

Feierliche Eucharistiefeier mit Predigt Weihbischof Christian Würtz

Der „43. Tag der Männer“ wurde mit dem Impulsreferat „Im Herzen ein Feuer“ von Schönstatt-Marienschwester Bernadett-Maria Schenk sowie der Eucharistiefeier und Predigt über das Johannes-Evangelium zum fünften Fastensonntag von Weihbischof Dr. Dr. Christian Würtz, Freiburg, abgerundet. Eingangs begrüßte Hausleiterin des Schönstatt-Zentrums Marienfried, Claudia Zerbian, die Gäste aufs herzlichste. Diözesanverantwortlicher der Schönstatt-Männer, Manfred Schemel, bedankte sich am Schluss des Referats bei Professor Münch mit einem Präsent.


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