Nachrichten

21. März 2023 | Delegiertentagung | 

Erfahrungen bei der Delegiertentagung 2023


Plenum bei der Delegiertentagung am 2. März-Wochenende (Foto: Brehm)

Plenum bei der Delegiertentagung am 2. März-Wochenende (Foto: Brehm)

Hbre. Am zweiten Märzwochenende haben sich gut 180 Personen aus vielen deutschen Diözesen bei der Delegiertentagung der Schönstatt-Bewegung Deutschland getroffen, um Gedanken und Überlegungen über den Zukunftsweg der Bewegung in Deutschland miteinander auszutauschen. Das Treffen fand – fast zeitgleich zur Abschlussversammlung des Synodalen Weges in Frankfurt – in einem sehr offenen, weiten und konstruktiven Klima statt, das von den Teilnehmenden als konkrete synodale Erfahrung erlebt wurde. Die in den Diözesen sowie in Projekten verantwortlichen Laien, Schwestern und Priester sowie die in der Schönstatt-Zentrale tätigen Hauptamtlichen beschäftigten sich unter dem Motto „miteinander Gott hören“ u.a. mit der Thematik der Resonanzräume, mit Veränderungsprozessen in der Bewegung und mit Impulsen zur Transformation Schönstatts. Außerdem wurde der Zentralwert für die Jahresarbeit 2024 miteinander erarbeitet. Eine Woche nach Abschluss dieser für die Steuerung der deutschen Schönstatt-Bewegung wesentlichen Tagung hat schoenstatt.de einige Teilnehmende nach ihren Eindrücken und Erlebnissen gefragt.

Offene Gesprächsatmosphäre hat echten Dialog verschiedener Meinungen zugelassen

Magdalena Lindner, Eichstätt. Besonders beeindruckt war ich von der offenen Gesprächsatmosphäre, die echten Dialog zwischen Vertreter:innen verschiedener Meinungen zugelassen und stehen gelassen hat. Dass die deutsche Schönstattfamilie so eine Gesprächskultur (wieder-)gefunden hat und so aktiv auch immer wieder daran erinnert wurde, das ist meiner Meinung nach der erste und vielleicht der wichtigste Schritt, um die Zukunft gemeinsam anzupacken und manches Hindernis anzugehen und gemeinsam zu überwinden.

Magdalena Lindner, Eichstätt (Foto: Brehm)

Magdalena Lindner, Eichstätt (Foto: Brehm)

Am meisten bewegt hat mich, dass das Anliegen, sich untereinander – generationenübergreifend, gliederungsübergreifend und regionenübergreifend – besser kennenzulernen, am Nachmittag ausgesprochen und beim Abendessen überall schon konkret umgesetzt wurde. Ein besseres Beispiel für eine neue Wichtigkeit, die man im Anderen erkennt, könnte man sich nicht ausdenken.

Enttäuscht hat mich an diesem Wochenende maximal das Wetter. Alles andere hat mich erstaunt, begeistert und zum Nachdenken gebracht. Enttäuscht wäre ich nur, wenn diesem Anfang keine weiteren Schritte miteinander folgen würden.

Ich wünsche mir, dass jede Delegiertentagung einen dieser Momente erlebt, in dem alle Teilnehmer:innen so präsent sind und mit offenen Augen aufeinander zugehen, wie es in diesem Jahr war. Wenn uns das als Delegierte unserer Gliederungen und Projekte gelingt, dann können wir das in die ganze Bewegung tragen.

Die Perspektive „nach draußen“ darf nicht in den Hintergrund treten

Prof. Dr. Joachim Söder, Aachen. Neben den inhaltlichen Impulsen und der gelungenen Moderation hat mir besonders das wertschätzende Miteinander gefallen, das Platz für unterschiedliche Standpunkte gelassen hat.

Prof. Dr. Joachim Söder, Aachen (Foto: Brehm)

Prof. Dr. Joachim Söder, Aachen (Foto: Brehm)

Sehr bewegend fand ich das Zeugnis von Sr. Eileen Johannsen, die schilderte, wie sehr die Begegnung mit P. Kentenich in keiner Weise vereinnahmend war, sondern die Freiheit zu persönlicher Entscheidung gefördert hat.

Weniger eine Enttäuschung, als eine Unbehaglichkeit: So wichtig das Wohlfühlen miteinander ist, – die Perspektive „nach draußen“, nach dem, was wir in der Welt verändern wollen, sollen und müssen, darf nicht in den Hintergrund treten.

Das Wort vom "Riss", das im Zentralwert vorkommt, ist mutig; damit ist aber die Verpflichtung verbunden, in den nächsten Jahren die Risse anzuschauen, auszuhalten und den guten Umgang mit ihnen zu lernen.

Mehr generationen- und gliederungsübergreifende Vernetzung

Johanna Langela, Münster/Borken. Ich bin super dankbar, dass ich bei der Delegiertentagung dabei sein durfte. Für mich ist es ein Privileg, die eigene Meinung sagen zu können und Zukunftsprozesse dadurch mitzugestalten. Ich habe die Atmosphäre als ehrlich und respektvoll erlebt und dadurch sehr unterstützend, um auch Themen anzusprechen, die herausfordernd sind und bei denen ich mir vor allem noch viel mehr offene Auseinandersetzung in der gesamten Schönstatt-Bewegung wünsche, sei es die Person Pater Kentenichs, Akademisierung oder Sexualität und geschlechtliche Identität.

Johanna Langela, Münster/Borken (Foto: Brehm)

Johanna Langela, Münster/Borken (Foto: Brehm)

Wie viele, nicht nur junge Menschen, bin ich immer wieder auf der Suche nach meinem Platz in Schönstatt. Mich hat bewegt zu erleben, mit diesem Gefühl nicht allein zu sein.

Dass Themen, die bewegen, explizit benannt werden, ist wichtig. Aber noch wichtiger ist es, dort nicht stehen zu bleiben, sondern in echte Auseinandersetzung zu gehen. Ich würde mir wünschen, dass Prozesse noch mehr demokratisiert werden und dass wir, wenn wir über verschiedene Diskriminierungsformen reden, nicht nur abstrakt über die Strukturen, sondern mit Betroffenen reden, um gemeinsam miteinander zu lernen.

Für das Schönstatt der Zukunft wünsche ich mir, dass wir es ernst meinen, wenn wir sagen: „Schön, dass du da bist! Hier darfst du ganz du selbst sein! Hier hast du einen Platz!“ Und ich wünsche mir, dass wir uns mehr vernetzen (generations- und gliederungsübergreifend) und dem nachspüren können, was uns verbindet, denn das hat mir bei der Delegiertentagung auch besonders gut gefallen: gemeinsam beten und singen und lachen.

Resonanztheorie enthält gute Ansätze für die Zukunft Schönstatts

Alexander Paul, Pforzheim. Die vielen Dialoge die ich bei der Delegiertentagung geführt habe, haben mir besonders gefallen. Und zwar ehrliche Dialoge, bei denen man wirklich an der gegenseitigen Aussage interessiert ist und es auch ausgehalten hat, wenn die Meinungen nicht identisch waren. Außerdem hat mir der Vortrag von Pater Frank Riedel nochmal eine Gedankenwelt mit der Resonanztheorie von Hartmut Rosa eröffnet, die ich bereits kennen gelernt hatte, die ich jetzt aber nochmal weiter vertiefen möchte, da sie glaube ich einen guten Ansatzpunkt für die Zukunft Schönstatts bietet.

Alexander Paul, Pforzheim (Foto: Brehm)

Alexander Paul, Pforzheim (Foto: Brehm)

Am meisten bewegt hat mich die Offenheit einiger Teilnehmenden, die auch von persönlichen Zweifeln berichtet haben. Das ist für mich ein besonderer Vorgang, weil ich glaube das man sich nur so öffnen kann, wenn ein gewisses Vertrauensverhältnis und eine Atmosphäre erreicht wird. Ich halte es für enorm wichtig, dass wir dieses Vertrauensverhältnis, die Gesprächskultur in Schönstatt ausbauen können. Das öffnet dann die Räume, die wir für alle wichtigen Prozesse wie Persönlichkeitsentwicklung, Gotteserfahrungen und persönlichen Beziehungsaufbau benötigen.

Enttäuscht hat mich lediglich, dass nicht genügend Zeit für alle Begegnungen, Inputs etc. geblieben ist. Außerdem hätte ich mich über eine vegetarische Fastenzeit-Delegiertentagung gefreut, das wäre doch nochmal ein schönes Zeichen gewesen.

Für die Zukunft der Schönstatt-Bewegung erhoffe ich mir, dass wir noch mehr lernen ein lebendiges Beziehungsnetzwerk zu werden; dass wir Räume für alle Menschen öffnen können, die an unserer Botschaft interessiert sind, unabhängig ihrer persönlichen Merkmale. Ich glaube Schönstatt bietet viele gute Ansätze wie die Beziehungsfähigkeit gestärkt werden kann, sowohl zu sich selbst, zu anderen, zur Umwelt oder zu Gott. Ich würde mich freuen, wenn wir noch breiter darüber in einen Austausch kommen könnten. Dann kommt es hoffentlich zu einer Vielfalt von Angeboten und Räumen in Schönstatt in denen der Mensch im Mittelpunkt stehen darf.

Jedem Menschen in Liebe begegnen

Pater Frank Riedel ISch, München. Es war für mich eine außergewöhnliche Delegiertentagung und doch stand sie ganz in der Kontinuität der letzten Jahre. Die Impulse und Themen haben einen wesentlichen Beitrag dazu geliefert, dass ein „weiter Raum“ entstehen konnte. Es war viel Vertrauen spürbar, das geholfen hat, sich authentisch und ganz menschlich zu begegnen.

Pater Frank Riedel ISch, München (Foto: Brehm)

Pater Frank Riedel ISch, München (Foto: Brehm)

Für mich gab es mehrere bewegende Momente in der Tagung. Einer war im Impuls von Pfr. Peter Falk, als er von dem syrisch-katholischen Priester Jaques Mourad und seiner Entführung durch den IS erzählte. Eingebrannt hat sich mir die Frage nach dem Wofür des Lebens in dieser existenziell bedrohlichen Situation. Mourads Antwort: „Ich will keine Waffen tragen und ich begegne jedem Menschen mit einer großen Liebe.“ Diese Klarheit beeindruckt mich. Sie kommt ganz aus der Tiefe eines Menschen. Gleichzeitig spüre ich da einen Anspruch an mich: Jedem Menschen in Liebe begegnen, auch denen, die mich von ihrem Verhalten oder von ihren Positionen herausfordern. Wo das gelingt, kann wirklich weiter Raum – Lebensraum – entstehen.

Ich wünsche mir, dass der geistliche Weg, den wir bei der Delegiertentagung erlebt haben, weitergeht. Ich will das noch etwas präzisieren: Mein Eindruck war, dass wir das „Miteinander Gott hören“ wirklich ernst genommen haben. Wir haben auf dem Weg gelernt, dass es nicht zuerst gilt, Antworten zu geben oder gemeinsam eine Position in der ein oder anderen Frage zu vertreten, sondern vielmehr Suchende zu sein – Suchende nach einem christlichen Profil in sich rasant wandelnden Zeiten; Suchende nach Wegen, Schönstatt den Menschen als Beitrag zu einem gelingenden Leben anzubieten und gleichzeitig die Haltung zu kultivieren, dass wir auch von ihnen etwas lernen können; Suchende nach Gott inmitten unserer Welt. Insofern kann ich sagen: Ich erhoffe mir, dass die Suchbewegung weitergeht.

Motivierendes Beispiel für Gliederungsübergreifende Unterstützung

Manuela und Peter Miller, Salach. Die Offenheit der Teilnehmer und somit die offene Atmosphäre und der wertschätzende Umgang miteinander hat uns bei der Delegiertentagung besonders gefallen. Auch die Möglichkeit, dass sich viele Personen mit Beiträgen einbringen konnten, ist hier zu erwähnen.

Manuela und Peter Miller, Salach (Foto: Brehm)

Manuela und Peter Miller, Salach (Foto: Brehm)

Stark bewegt hat uns das Beispiel von Ansgar Imwalle: Wie durch die Unterstützung der Schönstatt-Familienbewegung die Schönstatt-Mannesjugend Münster wieder neu zum Leben erwacht ist. Dies ist ein motivierendes Beispiel, das auch in anderen Regionen übernommen werden kann.

Die Anregung zum Transformationsprozess durch Pater Güthlein macht uns Lust, daran weiterzudenken, weil es ein neues Schönstatt ermöglicht.

Für die Zukunft der Schönstatt-Bewegung erhoffen wir uns den Mut, offen aufeinander zuzugehen, sich nicht zu schonen und doch mit Achtsamkeit und Respekt miteinander zu reden.


Top