Nachrichten

8. März 2023 | Kommentar der Woche | 

Alexander Paul: Die Kraft der Haltung


(Foto: prostooleh, Freepik)

(Foto: prostooleh, Freepik)

Kommentar der Woche:

Die Kraft der Haltung

Alexander Paul | Pforzheim (Foto: basis-online.net)

Alexander Paul | Pforzheim (Foto: basis-online.net)

 

 

 

 

 

Alexander Paul

Die Kraft der Haltung

08.03.2023

Wie nehme ich die Welt wahr? Ziehen mich all die Alltagsgeschehnisse – egal ob nah oder fern – runter und trüben meine Stimmung oder kann ich mich davon frei machen und einen optimistischen Blick in die Zukunft richten?

Im privaten wie beruflichen Umfeld nehme ich leider verstärkt wahr, dass die Fähigkeit sich von negativen Ereignissen und Nachrichten emotional zu distanzieren, zunehmend geringer wird. Das mag einerseits daran liegen, dass wir in einer Zeit leben, in der allerlei negative Ereignisse über Nachrichtenportale, soziale Medien etc. einen deutlich einfacheren Weg in unsere Köpfe finden. Und andererseits daran, dass wir versäumen, unsere Resilienz zu trainieren. Allen, die dabei das Gefühl haben, die Welt gehe vor die Hunde und es gäbe überall mehr Katastrophen, Krankheiten oder Konflikte und dass es immer noch schlimmer werden würde: all jenen würde ich entgegnen, dass sie im Unrecht liegen! Natürlich kann durch die Energiekrise, die Kirchenkrise, die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg in so kurzer Zeit dieser Eindruck entstehen. Allerdings würde ich behaupten, dass dies alles Dinge sind, die ständig auf unserer Welt passieren – nur haben sie uns bisher nicht weiter tangiert oder nur eine kurze Betroffenheit ausgelöst.

Ein weit verbreiteter Leitsatz besagt, dass das, was wir erleben, nicht grundsätzlich nur von den gegebenen Faktoren allein abhängt. Vielmehr kommt es auf die Fokussierung unserer Aufmerksamkeit an. Das heißt vereinfacht: Die Person, die durch die Welt geht und die Einstellung hat: „Ich habe es nie leicht im Leben“, die wird ihr Leben auch niemals als leicht empfinden. Wie soll ich denn auch ein leichtes Leben führen, wenn ich mich auf all die Dinge fokussiere, die nicht laufen? So kann es sein, dass zwei Personen von außen gesehen das identische Leben führen und die gleichen Schicksalsschläge erleiden, aber zwei vollkommen unterschiedliche Wahrnehmungen ihres Lebens haben. Der eine hat ein gutes Leben ohne jegliche Rückschläge und der andere führt ein Leben im Tränental. Dabei ist das einzige, das die beiden voneinander unterscheidet, ihre innere Einstellung und ihre Fähigkeit zur Resilienz.

Die positive Nachricht dabei ist nun: Wir haben einen Einfluss darauf, wie wir unser Leben führen. Wir selbst haben in uns die Fähigkeit, uns eine positive Lebensrealität zu „erschaffen“. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen und ist ein Prozess, in den man auch langfristig investieren muss. Aber es lohnt sich!

Dabei geht es darum, uns selbst zu trainieren und selbst anzugewöhnen, was uns möglicherweise auf den ersten Blick fremd und anstrengend erscheint. Als Beispiel aus meinem Alltag: Meine Mitarbeitenden mussten und müssen zu ihrem früheren Leidwesen „meine Lieblingsübung“ ertragen. Wir suchen jede Woche im Team die Erfolgsgeschichten – Dinge, die positiv gelaufen sind: untereinander im Team, mit Eltern, mit den Kindern oder ganz persönlich. Und das wichtige ist, dass jede Kleinigkeit zählt. Es müssen nicht immer die riesigen Erfolge sein. Kam mir eine Person entgegen und hat mich in einem Moment angelächelt, in dem mir das gut tat: Erfolgsgeschichte! Konnte ich etwas abschließen, was ich als selbstverständlich empfinde: Erfolgsgeschichte! Das gleiche gilt natürlich auch im Privaten. Reflektiere ich meinen Tag oder meine Woche, dann mache ich eine Spurensuche, um Gottes Gnade in meinem Leben zu entdecken.

All das funktioniert nach dem gleichen Prinzip. Am Anfang fällt es schwer. Sind diese Dinge nicht alle selbstverständlich? Sind sie es wert, dass ich mir da Gedanken drüber mache? Ist das nicht Standard? Nein, genau das ist es nicht! Jegliche positive Emotion, jede Begegnung und jede Erfahrung sollte wertgeschätzt werden. Wenn wir so durchs Leben gehen, können wir merken, dass sich nach und nach in einem langsamen Prozess unsere Aufmerksamkeit ändert – weg von den negativen Dingen und hin zu den Freuden und Gnaden des Lebens. Hin zu einer positiven inneren Haltung. Und dann fällt es uns immer leichter, Erfolgsgeschichten in unserem Leben zu finden. Halten wir an diesen fest, denn sie sind es wert.

Alexander Paul
Abteilungsleiter Caritas Pforzheim

Quelle: www.basis-online.net 
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung


Top