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27. Januar 2023 | Deutschland | 

Gedenkfeier der Schönstattbewegung zum 20. Januar in der KZ-Gedenkstätte Dachau


Gedenken in der KZ-Gedenkstätte Dachau, die sich durch den Wintereinbruch in einer unwirklichen Stimmung präsentiert (Foto: Grimm)

Gedenken in der KZ-Gedenkstätte Dachau, die sich durch den Wintereinbruch in einer unwirklichen Stimmung präsentiert (Foto: Grimm)

Sr. M. Elinor Grimm/Hbre. Stellvertretend für die internationale Schönstattbewegung kamen etwa 30 Personen aus verschiedensten Schönstattgemeinschaften am Samstag, 21. Januar 2023 nach Dachau in die KZ-Gedenkstätte, um an den 20. Januar 1942 zu erinnern, besonders daran, dass Mitglieder der Bewegung auch heute noch in Solidarität mit ihrem Gründer „mitgehen“. Die Teilnehmenden aus den Diözesen Augsburg, Regensburg, Eichstätt, Bamberg und der Erzdiözese München-Freising haben sich vom überraschenden erneuten Wintereinbruch nicht abhalten lassen.

Station bei einer Infotafel an der Hauptwache (Foto: Grimm)

Station bei einer Infotafel an der Hauptwache (Foto: Grimm)

Auf einer Infotafel dokumentiert ein Foto die Ankunft Himmlers am 20. Januar 1941 zur propagandistischen Inbetriebnahme der "Lagerkapelle" in Block 26 (Foto: Grimm)

Auf einer Infotafel dokumentiert ein Foto (links) die Ankunft Himmlers am 20. Januar 1941 zur propagandistischen Inbetriebnahme der "Lagerkapelle" in Block 26 (Foto: Grimm)

Pater Kentenich verbrachte lange Monate seiner Haftzeit in Block 26, dem Priesterblock (Foto: Grimm)

Pater Kentenich verbrachte lange Monate seiner Haftzeit in Block 26, dem Priesterblock (Foto: Grimm)

Am Gedenktag vom Schnee bedeckt - auf dem Foto nachlesbar: Das zynische Himmler-Zitat (Foto: Grimm)

Am Gedenktag vom Schnee bedeckt - auf dem Foto nachlesbar: Das zynische Himmler-Zitat (Foto: Grimm)

Aussendung der Pilgerheiligtümer in der Kirche des Karmelklosters durch den Weißen Vater  Dr. Ludwig Peschen (Foto: Grimm)

Aussendung der Pilgerheiligtümer in der Kirche des Karmelklosters durch den Weißen Vater  Dr. Ludwig Peschen (Foto: Grimm)

Stationenweg

Bei einem Stationenweg wurde u.a. an Ereignisse erinnert, von denen auch Pater Kentenich im Winter 1943, also in diesen Wochen vor 80 Jahren betroffen war. So fielen in dieser Zeit viele Häftlinge dem ersten Typhusausbruch im KZ zum Opfer. Aus der Reihe der Schönstätter war es Kaplan Alois Andritzki. Über das Lager wurde Quarantäne verhängt, weshalb einige Wochen lang kein Arbeitseinsatz der Geistlichen z.B. in der Plantage möglich war. Pater Kentenich konnte in dieser Zeit für interessierte Priester Vorträge halten. Für die wertvolle geistige Kost waren viele, auch evangelische Geistliche, dankbar.

„Lagerkapelle“ wurde am 20. Januar 1941 eröffnet

Erinnert wurde natürlich an den 20. Januar. Zunächst 1941. Das Datum steht unter einem Foto auf einer Infotafel nahe dem Besucherzentrum. Es zeigt das Auto von Himmler in der Toreinfahrt der SS Hauptwache. Vermutlich kam er aus Propagandazwecken, um bei der Eröffnung der sogenannten „Lagerkapelle“ im Block 26 anwesend zu sein. Seit diesem Tag gab es dort eine einfache Kapelle, in der allerdings erst später die Hl. Messe gefeiert werden konnte, da es zu Beginn am nötigen „Zubehör“ fehlte. (Toreinfahrt, SS Hauptwache, siehe Foto 21.1.2023). Dann wurde vor allem an den 20. Januar 1942 erinnert und an die mit diesem Datum verbundene folgenschwere Entscheidung Pater Kentenichs im Gestapogefängnis in Koblenz, sich von einem Arzt nicht lagerunfähig schreiben zu lassen, sondern den Weg ins Lager anzutreten.

„Heimatlied“ als Vision für Schönstatt entstand in Dachau

Bei einer weiteren Station beim „Jourhaus“ und dem Tor „Arbeit macht frei“ zitierte Anton Pfaffenzeller aus einer Ansprache Pater Kentenichs in Memhölz, der damals an die Freiheitsstrophe des Heimatliedes erinnerte. Am 2. Februar 1943 hat Kentenich seine Vision für die Schönstattfamilie im sogenannten „Heimatlied“ in Worte gefasst: „Kennst du das Land ...“. Es stelle sich die Frage, ob Kentenich sich von der zynischen Dach-Aufschrift auf dem Wirtschaftsgebäude, dem Himmler-Zitat: „Es gibt einen Weg zur Freiheit. Seine Meilensteine heißen: Gehorsam, Ehrlichkeit, Sauberkeit, Nüchternheit, Fleiß, Ordnung, Opfersinn, Wahrhaftigkeit, Liebe zum Vaterland.“ vielleicht anregen ließ, im Heimatlied genau das Gegenteil als Ideal aufzuzeigen.

Gedenkstationen

Weitere Stationen waren der Appellplatz, das 1968 errichtete Mahnmal und der Gedenkraum, wo Sr. M. Elinor auf eine neue Gedenktafel aufmerksam machen konnte, die der Verein „Selige des KZ Dachau“ angebracht hat. Beim Krankenrevier wurde an den Häftling Dr. Pesendorfer erinnert, der sich so segensreich für Mithäftlinge u.a. auch für Pater Eise einsetzte. Beim damaligen Zugangsblock 13 wurde von der Reaktion des Blockältesten Hugo Gutmann berichtet, wie er von Pater Kentenichs Freimut so verblüfft war, dass er zu ihm eine Beziehung fand und ihn daraufhin immer wieder schützte, u. a. auch vor dem Invalidentransport nach Hartheim.

Gedenkgottesdienst in der Karmelkirche

Nach einem kurzen Stopp am Priesterblock 26, in dem Pater Kentenich von Oktober 1943 bis zur Entlassung gelebt hatte und wo die meisten Texte für das spätere Gebetbuch „Himmelwärts“ entstanden sind, traf sich die Gruppe zur Feier der hl. Messe in der Karmelkirche. Anstelle einer Predigt wurde der Einstimmungstext des Bündnisbriefes verlesen: „Mit der ganzen Schönstattfamilie erinnern wir uns an den 20. Januar 1942. Inmitten der existentiellen Bedrohung durch den Nationalsozialismus bricht ein neuer, schöpferischer Lebensvorgang auf. Auch da geht es um das Thema ‚Miteinander Gott hören‘. Pater Kentenich vertraut sich total dem Gott des Lebens an … Für seine Weggefährtinnen und Weggefährten ist diese Entscheidung eine Glaubens-Herausforderung … Es ist das ‚Wir‘ im Liebesbündnis mit der Gottesmutter, das trägt, das die Herzen auch zwischenmenschlich aneinander bindet und füreinander Verantwortung übernehmen lässt.“

Internationale Bezüge

Vor dem Schlusssegen wurden vom Zelebranten Pater Dr. Ludwig Peschen, einem Weißen Vater aus München, der in seiner Zeit als Afrika-Missionar in Burundi auch Kontakt mit der dortigen Schönstatt-Bewegung hatte, acht Pilgerheiligtümer ausgesandt, fast alle in kroatische Pilgerkreise im Umkreis von München an junge, freudvolle Begleitpersonen. So war der Gedenkgottesdienst auch international geprägt, was wie eine abschließende Erinnerung war an Pater Kentenichs Initiative, Schönstatt 1944 in Dachau international aufzustellen.


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