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13. Oktober 2022 | Deutschland | 

Hirtenspiegel Maria – Verse aus dem Konzentrationslager Dachau veröffentlicht


Neuveröffentlichung: Hirtenspiegel (Gestaltung: Schönstatt-Verlag)

Neuveröffentlichung: Hirtenspiegel (Gestaltung: Schönstatt-Verlag)

CBre/L.Ruprecht. Pater Josef Kentenichs Bemühen war es zeitlebens, Menschen zu ermutigen, Persönlichkeiten zu werden, die Fähigkeiten in sich zu entdecken und einzubringen, die Gott in sie hineingeschaffen hatte, Menschen auch, die das gesellschaftliche Klima positiv mitgestalten und nicht passiv über sich verfügen lassen.

Ein solcher pastoral-pädagogischer Ansatz führte in den 40ger Jahren des vergangenen Jahrhunderts schnell dazu, dass die NSDAP auf Kentenich aufmerksam wurde und ihn bald als Staatsfeind im KZ Dachau inhaftierte. Da die Schönstattbewegung zu diesem Zeitpunkt noch jung war und die neugegründeten Zweige (Gliederungen) von Frauen, Männern, Marienschwestern und Priestern noch in den Kinderschuhen steckten, ergriff er alle Möglichkeiten, aus dem KZ heraus weitere Entwicklung der Bewegung, vor allem auch der Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern mit Briefen aus dem Konzentrationslager zu begleiten. Für den Leitungskreis der Marienschwestern, einer neuartigen Schwesternschaft, die seit 1926 existierte, begann er mit einer speziellen Führerschulung. Er nannte sie in Anlehnung an die mittelalterlichen Fürstenspiegel „Hirtenspiegel“. Es sollte ein Handbuch zur Führungskunst sein, ursprünglich auf 10.000 Verse angelegt, endete es mit Vers 5.870.

Cover des Buches: Hirtenspiegel (Gestaltung: Schönstatt-Verlag)

Cover des Buches: Hirtenspiegel (Gestaltung: Schönstatt-Verlag)

Da Briefe aus dem KZ streng kontrolliert und zensiert wurden, verfasste Pater Kentenich seine Ausführungen in Versform, so dass sie für Uneingeweihte wie schlichte, ungefährliche Gebete klangen. Im Bewusstsein, dass er möglicherweise das Konzentrationslager nicht würde lebend verlassen können, nutzte er alle sich ihm bietenden Möglichkeiten, Beziehungen aufrecht zu erhalten und ihm wichtige zentrale Gedanken schriftlich niederzulegen.

Überlegungen zur Leitung und Ausgestaltung Schönstatts in Versform

Zwischen Sommer 1943 und Januar 1944 ist so ein umfassendes Werk von 5.870 vierzeiligen Strophen entstanden, das Pater Kentenich selbst als „Hirtenspiegel“ betitelt hat und das als Gesamtwerk bisher nicht veröffentlicht ist. Die Verse widmen sich Überlegungen zur Leitung und Ausgestaltung der Gemeinschaft der Marienschwestern sowie der gesamten Schönstattbewegung. Hirtenspiegel nennt er das Werk in Anlehnung an die literarische Gattung mittelalterlicher „Spiegel“, die die Absicht hatten, den Verantwortlichen in Kirche und Welt praktische Weisungen für den Regierungsstil und die persönliche Lebensführung als Regenten zu geben.

„Wer wird später daran Interesse haben?“

So fragte Pater Kentenich in einem Kommentar aus Dachau. - Immer wieder wagten sich Schönstätter an die Lektüre. Im Jahr 1975 schrieb ein deutscher Schönstattpater in Argentinien, Pater Walter Plein, eine Gliederung. Die tschechische Marienschwester, Schw. M. Ludmila Cigánková, arbeitete seit dem Jahr 2005 daran weiter. Sie bat um eine Drucklegung mit den eingefügten Überschriften. Pater Hans-Werner Unkel und Sr. M. Lioba Ruprecht bearbeiteten vorerst den marianischen Teil des „Hirtenspiegels“. Zwischenüberschriften, Erklärungen in Fußnoten und unterschiedliche Gestaltungselemente erschließen den komplexen Inhalt.

Aspekte eines marianisch ausgestalteten Führungs- und Lebensstils

In 1.868 Versen entfaltet Kentenich Grundlinien eines marianisch ausgestalteten Führungs- und Lebensstils. Eine lebendige Beziehung zu Maria empfand er persönlich als enorme Hilfestellung für das Leben im Alltag und für eine tiefe Hinführung zur Begegnung mit Gott. In diesen Versen kommt sein tiefes Vertrauen in Gottes Führung und auf die Fürbittmacht der Gottesmutter Maria zum Ausdruck, gerade auch in einer Situation ständiger Lebensgefahr, Hunger, Kälte, Krankheit und zahlreicher Demütigungen.

Erste Fundstelle für das Vertrauensgebet „Ich bau auf deine Macht und deine Güte“?

Die Ausführungen über Maria münden in drei Betrachtungen. In der dritten Betrachtung, die über das Vertrauen in Marias Macht und Güte reflektiert, findet sich erstmals das Gebet, das Pater Kentenich später oft als ein „Wundergebet“ bezeichnete. In die Darstellung der Person und Aufgabe Marias sind viele lebenspraktische Fragen eingebaut und Hilfen, den christlichen Glauben heute zu leben. So wird das Buch zur Fundgrube für Gebetsanregungen in unterschiedlichen Lebenssituationen. Ein Verzeichnis der Gebete erleichtert die Suche.

Dieser Teil des Hirtenspiegels mit dem inhaltlichen Schwerpunkt „Maria“ ist nun vom Säkularinstitut der Schönstätter Marienschwestern im Schönstatt Verlag erstmals herausgegeben worden.

Bibliographische Angaben

Pater Josef Kentenich, Hirtenspiegel Maria, Schönstatt Verlag, ISBN 978-3-935396-83-7, 336 Seiten, Format A5, kartoniert, 14,90 Euro

  • Bestelladresse: Schönstatt-Verlag, Hillscheider Straße 1, 56179 Vallendar, Telefon: 0261/6404-300, E-Mail: schoenstatt-verlag@s-ms.org, Versandkostenfrei innerhalb Deutschlands
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