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29. Juni 2022 | Deutschland | 

Ein 80. Geburtstag mit Symposiumscharakter


Pater Dr. Lothar Penners bei der Feier seines 80. Geburtstages am 25. Juni 2022 im Vaterhaus der Schönstattpatres, Berg Sion, Vallendar (Foto: Brehm)

Pater Dr. Lothar Penners bei der Feier seines 80. Geburtstages am 25. Juni 2022 im Vaterhaus der Schönstattpatres, Berg Sion, Vallendar (Foto: Brehm)

Hbre/Cbre. Es war nicht einfach nur die Feier eines 80. Geburtstages mit Erinnerung an das wegen Corona ausgefallene goldene Priesterjubiläum von Schönstattpater Dr. Lothar Penners, sondern gewissermaßen ein kleines Symposium zu der Frage, wie der Glaube die Kultur durchdringen kann. Am 25. Juni 2022 konnte der Jubilar Gäste aus seiner Familie, aus der Schönstatt-Bewegung und „Reliquien“ aus frühen Zeiten seiner vielseitigen Einsatzgebiete, freudig begrüßen.

Begegnung im Vaterhaus (Foto: Brehm)

Begegnung im Vaterhaus (Foto: Brehm)

Glaube, der Kultur werden soll

In einer Begegnung am Nachmittag im Vaterhaus der Gemeinschaft der Schönstattpatres auf Berg Sion, Schönstatt, Vallendar, kamen unter dem Motto „Glaube, der Kultur wird – Samenkörner hoffender Integration“ sogenannte „Zugvögel“, wie sie der Jubilar bezeichnete, zu Wort, die sich schon an der Nahtstelle von Glaube und Kultur befänden.

Dipl.Ing. Albert Neuenhofer (Foto: Brehm)

Dipl.Ing. Albert Neuenhofer (Foto: Brehm)

Sr. Dr. Nurit Stosiek (Foto: Brehm)

Sr. Dr. Nurit Stosiek (Foto: Brehm)

Albert Neuenhofer, Schwager von Pater Penners, gab Einblicke in seine langjährige Arbeit als Bauingenieur. Als leitender Mitarbeiter einer großen Baufirma realisierte er Brückenbauten und musste sich mit dem ständigen Spagat zwischen der Empathie für Brücken und für Menschen, Fragen der Wirtschaftlichkeit, Konkurrenz und Personalführung sowie des sich als Christ auf die moderne Arbeitswelt Einlassens, auseinandersetzen.

Schwester Dr. M. Nurit Stosiek, die seit vielen Jahren gemeinsam mit dem Jubilar die Gemeinschaft der Akademikerinnen in Schönstatt begleitet, hob in ihrem Beitrag hervor, dass sich der Gründer Schönstatts, Pater Josef Kentenich schon früh – den sich anbahnenden dramatischen Kulturumbruch beschreibend – entschieden habe, alles dafür zu tun, um Persönlichkeiten zu formen, die fähig seien, sich für die schöpferische Neugestaltung der Kultur einzusetzen. So sei z.B. die sogenannte „Idealpädagogik“ Josef Kentenichs als Beitrag zur Persönlichkeitsbildung auch als Kulturpädagogik zu verstehen.

In einem von Pater Werner Unkel, einem Kursbruder des Jubilars vorgetragenen Gratulationsbrief von Beatrix und Jürgen Oberle aus Eutingen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich anwesend sein konnten, wurde das „politische Abendgebet auf der Liebfrauenhöhe“ präsent, an dessen Entstehung der Jubilar nicht unwesentlich beteiligt war. Ziel der Impulse dieser Veranstaltungen, die eine hohe Anziehungskraft entwickelt hätten (bis zu 450 Teilnehmer), sei immer gewesen, einen „Kompass“ zur kulturellen Orientierung beizutragen, sowie Verbindung zu schaffen zwischen Theologie, Geisteswissenschaften und Politik.

Texter und Musiker Wilfried Röhrig (Foto: Brehm)

Texter und Musiker Wilfried Röhrig (Foto: Brehm)

Professor Dr. Hubertus Brantzen, Mainz, im Gespräch mit Gerhard Proß, Esslingen (Foto: Brehm)

Professor Dr. Hubertus Brantzen, Mainz, im Gespräch mit Gerhard Proß, Esslingen (Foto: Brehm)

Im Interview Pater Ludwig Güthleins mit dem Texter und Musiker Wilfried Röhrig aus Viernheim kam dessen Anliegen ins Wort, „den Gott des Lebens“ auf die Bühne zu bringen und das nicht in einer Kirchensprache, sondern einer Sprache, die allen allgemein zugänglich ist. Ein kurzer eingespielter Zusammenschnitt einiger Lieder aus seinem neuesten Musical „Gottesspiel“ machte plausibel, welche wesentliche Rolle Musik und Text für eine moderne Glaubensvermittlung spielen können und so einen Beitrag zur Kulturgestaltung leisten.

Die Kirche sei heute ebenfalls Teil einer Gesellschaft, die Gott nicht mehr denken könne, und deshalb herausgefordert, eine "Mentalität des Hörens" neu zu erlernen. Das wurde im Gespräch zwischen Professor Dr. Hubertus Brantzen, Mainz, und Gerhard Proß, CVJM Esslingen, dem Autor des Buches „Hören-Wagen-Staunen: Vom Abenteuer, sich auf die Führung Gottes einzulassen“ und langjährigen Freund des Jubilars aus dem Netzwerk Miteinander für Europa MfE, deutlich. Hier sei die in Schönstatt praktizierte „Spurensuche“ ein hilfreicher Weg. Es gehe, so Pross darum, miteinander zu hören, miteinander zu beten, miteinander die Impulse des Hl. Geistes zu hören und ihnen zu trauen, diesem „inspiratorischen Hören“ mehr Raum zu geben. Die zukünftige Kirche müsse Menschen dazu befähigen, miteinander über den Glauben zu reden. In der Kultur der Moderne sei über die Wahrheit gestritten worden. Die Postmoderne sei jedoch offen für Erfahrungen. Das Ideal der Moderne „Wir bekommen diese Welt in den Griff!“ sei enorm erschüttert, so Pross. „Die Frage ist: sind wir als kirchliche Bewegungen in der Lage, darauf zu antworten und das nicht nur sozial, sondern darüber hinaus?“ Brantzen schloss: „Spielen wir das Spiel, das Gott mit uns spielen möchte, weiter.“

Herbert Lauenroth, Fokolar-Bewegung Ottmaring, ebenfalls ein Freund des Jubilars aus dem Netzwerk „Miteinander für Europa“, per Zoom zugeschaltet, war zu einer abschließenden Meditation über das Augustinuswort „Freue dich über mich in dir; erkenne dich in mir!“ eingeladen. Es gehe hier um eine gelebte Freundschaft, durch die erstarrtes Verhalten, auch in Kirche und Welt, in Bewegung kommen könne. Im Aufbruchsgeschehen zum anderen hin oder auf den anderen zu, würden sich neue Erfahrungen und Erkenntnisräume eröffnen und weil sich der göttliche Logos in die einzelnen Menschen eingesenkt habe, entstehe ein Resonanzraum, in dem man im Miteinander Gott hören könne, so Lauenroth. Jedoch komme es darauf an, Gottes Stimme herauszuhören aus all dem, was eingebracht werde.

Feierliche heilige Messe in der Anbetungskirche, Berg Schönstatt, Vallendar (Foto: Brehm)

Feierliche heilige Messe in der Anbetungskirche, Berg Schönstatt, Vallendar (Foto: Brehm)

Sr. M. Tabea Platzer, Orgel, und Sr. Johanna-Maria Helmich, Querflöte (Foto: Brehm)

Sr. M. Tabea Platzer, Orgel, und Sr. Johanna-Maria Helmich, Querflöte (Foto: Brehm)

Kirchenkrise oder Krise zwischen Glaube und Kultur?

Die Feier hatte am Vormittag mit einem Gottesdienst in der Anbetungskirche auf Berg Schönstatt begonnen, deren musikalische Gestaltung durch Schwester M. Tabea Platzer, Orgel, Schwester Johanna-Maria Helmich, Querflöte und Heinrich Brehm, Gesang, schon anklingen ließ, dass Glaube und Kultur zusammengehören. In seiner Predigt stellte Jubilar Penners klar, dass es bei der Durchdringung der Kultur durch den Glauben um eine sehr lange, langsame Entwicklung gehe. Pater Kentenich habe sich der Frage gestellt, wie der Mensch in Zeiten tiefgreifenden Wandels und erschütternder Veränderungen ein Zuhause finden, und wie er zu Gott und zu sich selbst finden könne. Daher sei sein Bemühen zu verstehen, Menschen zu beheimaten und ihnen zu helfen, ihre Lebensaufgabe zu finden. Die Sehnsucht des Menschen nach einer zutiefst menschlichen Welt, wie sie im Denken Gottes existiere, sei in jedem Menschen tief verankert, so Penners. Da gehe es um Verwandlung, um die Bewältigung des modernen Alltags aus den menschlichen Ressourcen und der Kraft des Glaubens. Am Ende stellte der Jubilar die Frage: „Haben wir derzeit eine Kirchenkrise oder haben wir eine Krise zwischen Glaube und Kultur?“

Marlies Neuenhofer, Schwester des Jubilars beim Beitrag der Familie (Foto: Brehm)

Marlies Neuenhofer, Schwester des Jubilars beim Beitrag der Familie (Foto: Brehm)

Pater Ludwig Güthlein, Leiter der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Foto: Brehm)

Laudatio: Pater Ludwig Güthlein, Leiter der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Foto: Brehm)

Große geistige Weite

Beim sich an den Gottesdienst anschließenden festlichen Mittagessen charakterisierte Marlies Neuenhofer ihren jüngeren Bruder als einen liebenswerten Menschen, der eine „enorme Stellung“ innerhalb der Familie habe. Die gegenseitige Verantwortung und Fürsorge füreinander werde weiterhin ein ganz wichtiger Wert ihres Familienlebens sein.

Anschließend zeichnete Pater Ludwig Güthlein, Nachfolger von Pater Penners im Amt des Leiters der Schönstatt-Bewegung Deutschland, in einer Tischrede seinen Mitbruder als einen Menschen mit einer ungeheuer großen geistigen Weite. Davon zeugten zum Beispiel die Pädagogischen Tagungen, die Epiphanietagungen, das Bildungswerk, das unter ihm entstand, das ökumenische Netzwerk „Miteinander für Europa“, das er mitgestaltet habe und das politische Abendgebet, das mit ihm vor 5 Jahren im Schönstattzentrum Liebfrauenhöhe in der Diözese Rottenburg-Stuttgart entstanden sei.

„Wer mit dir zu tun bekommt,“ so Güthlein, „erfährt ein Öffnen im Denken. Wenn du sprichst, umkreist du die Vorgänge in immer neuen Bildern und Worten.“ Highlights in seiner pastoralen Arbeit seien seine legendären Bildbetrachtungen. Davon wüssten alle, die sie miterleben durften, ein Lied zu singen. Aber leicht habe es Lothar Penners nie gehabt. Zeitlebens habe er für seine Projekte kämpfen müssen, um sie realisieren zu können. Dabei habe er sich immer mit „offenem Visier“ zur Verfügung gestellt, das habe ihn, so Güthlein, jedes Mal beeindruckt und dafür wolle er ihm danken.

Drei Wünsche habe er für ihn anlässlich dieses Jubiläums: Sich von innen her zu freuen, über alles was durch ihn geworden sei. „Dass du spürst, wie Pater Kentenich dich auf die Seite nimmt und dir dankt für alles, was du in Schönstatt hineingegeben hast.“ Und schließlich wünschte Güthlein seinem Mitbruder, „dass die Fruchtbarkeit deines Wirkens mehr ist, als das, was wir sehen können“. Pater Lothar Herter, sein Namensvetter, überreichte ihm im Namen seiner Filiale eine kunstvoll illustrierte Lutherbibel, die durch seinen langjährigen evangelischen Freund, Gerhard Pross, vom Netzwerk „Miteinander für Europa“ für ihn ausgepackt wurde.

Pater Lothar Penners bedankte sich am Schluss des Tages herzlich bei allen Mitfeiernden und Mitwirkenden. Seit 20 Jahren, wie auch an diesem Nachmittag, sei zu erleben, dass in der interkonfessionellen Begegnung über Glaubenserfahrungen und nicht über theologische Diskussionen der Kirchenleitungen Nähe entstehe. „Unser echtes Menschsein, die Art, wie wir miteinander leben und kommunizieren, ist die Brücke zu Gott, der mit uns kommunizieren möchte!“, so der Jubilar mit innerer Bewegung und Freude.


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