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14. März 2022 | International | 

Ernstfall Liebesbündnis – Mit Handgepäck aufgebrochen


Endlich in Sicherheit: Ein Selfie für die in der Ukraine Gebliebenen (Foto: Sr.M.Jozefina)

Endlich in Sicherheit: Ein Selfie für die in der Ukraine Gebliebenen (Foto: Sr.M.Jozefina)

Sr. M. Anastazja Komor, Polen. Das Exerzitienhaus des Schönstattzentrums in Otwock/Polen beherbergt seit dem 28. Februar Menschen, die durch den Krieg in der Ukraine gezwungen waren, alles zu verlassen. Sie haben ihre Häuser und ihre Heimat verlassen, ihr ganzes Hab und Gut aufgegeben, und sind nur mit Handgepäck aufgebrochen, um im Ausland Zuflucht zu suchen.

Paradoxerweise war die erste Familie, die ankam, nicht aus der Ukraine, sondern aus Nigeria: ein Ehepaar mit vier Kindern und einer Großmutter. Sie flohen aus Kiew, wo sie sich vor fünf Jahren niedergelassen hatten, als sie Nigeria, ihre Heimat, aus ähnlichen Gründen verließen, um dem unvermeidlichen Tod zu entgehen. Nach ihrem kurzen Aufenthalt, bis sie bei Freunden Hilfe und Unterkunft fanden, kamen weitere Personen in unser Haus.

Zurzeit finden 31 Personen, hauptsächlich Mütter mit Kindern, im Zentrum ein vorübergehendes, aber friedliches Zuhause. Eine unserer Schwestern ging zum Bahnhof in Warschau, um zwei Mütter abzuholen: eine mit zwei, die andere mit fünf Kindern (das älteste 10 Jahre und das jüngste 9 Monate alt). Als sie alle im Bus saßen, begannen die Kinder leise etwas zu summen. Die Schwester ermutigte sie, laut zu singen, und sie war selber berührt, dass sie in dieser Situation ihre Nationalhymne sangen.

Vorübergehend ein sicheres Zuhause und Hilfe bei allem, was gebraucht wird (Foto: Sr.M.Jozefina)

Vorübergehend ein sicheres Zuhause und Hilfe bei allem, was gebraucht wird (Foto: Sr.M.Jozefina)

Unser Haus – ein vorübergehendes friedliches Zuhause

Die Menschen kommen aus der ganzen Ukraine. Sie sind unter dem Beschuss der feindlichen Armee vor weiteren Luftangriffen und der Bombardierung ihrer Häuser und Schulen geflohen. Mehrere Tage lang waren sie unter enormem Stress und Gefahr unterwegs. Sie leben in großer Zukunftsangst und Ungewissheit darüber, was die nächste Stunde und der nächste Tag bringen werden, und sie nehmen die ihnen angebotene Hilfe dankbar an. Sie brauchen alles, was zum Leben notwendig ist. Unser Haus ist für sie ein vorübergehendes Zuhause. Manche bleiben nur einen Tag, andere ein paar Tage, wieder andere bleiben wahrscheinlich etwas länger. Unter ihnen sind einige, die bereits auf der Suche nach einer Beschäftigung sind, um den notwendigen Lebensunterhalt zu verdienen.

Es gibt Schulen, die für die Kinder den Unterricht entsprechend ihrer polnischen oder ukrainischen Sprachkenntnisse organisieren. Diese Kinder brauchen Schulmaterial. Die Familien brauchen Kleidung, Reinigungsmittel, Bettwäsche ... Mit einem Wort, sie müssen sprichwörtlich bei „Null“ anfangen.

Die meisten von ihnen gehören zur ersten Flüchtlingswelle, d. h. zu denjenigen, die Verwandte und Freunde hier in Polen haben und auf deren Hilfe zählen. Für diese Menschen war es am einfachsten, aus der Ukraine zu fliehen. Sie brauchen nur ein paar Tage unter unserem Dach, um zu überleben.

Verständnis, Liebe und eine ruhige Ecke

Doch eine weitere Welle von Menschen, die keine solchen Perspektiven haben, kommt langsam an.  Wir versuchen, allen zu helfen, indem wir so weit wie möglich auf die Bedürfnisse im „Hier und Jetzt" eingehen. Aber nicht nur das. Wir versuchen auch, sie für einen längeren Aufenthalt in unserem Land vorzubereiten. Die Schönstatt-Familien, insbesondere eine der Bundesfamilien, sowie die Opus-Dei-Familien helfen uns. Neben den Menschen, die unter unserem Dach leben, bitten auch viele andere um Hilfe, die wir ihnen auch gerne geben. Die Anzahl der Personen in unserem Haus ist sicherlich rotierend. Einige ziehen weiter, andere werden noch kommen. Das ist der Lauf der Dinge. Aber jeder braucht Verständnis, Liebe und eine ruhige Ecke für sich und seine Kinder.

Was die Zukunft bringen wird? (Foto: Sr.M.Jozefina)

Was die Zukunft bringen wird? (Foto: Sr.M.Jozefina)

„Mama, weine nicht.“

Unter den Flüchtlingen gibt es einige, die Polnisch sprechen. Zum Beispiel ein neunjähriger Junge. Wir machten ihm spontan ein Kompliment, dass er so gut Polnisch spricht. Seine Mutter freute sich und erklärte, dass ihr Sohn in der Ukraine auf eine polnische Schule geht. Nach einer Weile sagte sie jedoch mit einem Hauch von Traurigkeit, dass er in diesem Jahr zur Erstkommunion gehen sollte, aber jetzt sei alles offen, und sie weinte. Es war rührend, als ihr Sohn sie umarmte und sie tröstete: „Mama, weine nicht“.

Die Großzügigkeit derjenigen, die Flüchtlinge aufnehmen, ist groß und selbstlos, aber sicher nicht ausreichend. Es ist nicht selten, dass man Möbel kaufen muss, alle grundlegenden Einrichtungsgegenstände einer Wohnung. Es werden Reinigungsmittel, Bettzeug, Kleidung und viele andere notwendige Dinge benötigt. Deshalb können wir alle zu dieser Hilfe beitragen. Unser herzlicher Dank gilt deshalb auch allen, die uns bei unseren Hilfsaktionen geistig und finanziell unterstützen.

Ihre Schönstätter Marienschwestern in Polen

 

Wenn Sie konkret dieses Engagement unterstützen möchten:

  • Spenden an die Schönstätter Marienschwestern in Polen:
    PL03 1240 1040 1978 0010 4789 2616
    BIC/SWIFT: PKOPPLPW
    Szensztacki Instytut Sióstr Maryi
    ul. Br. Czecha 9/11, 05-402 OTWOCK
    Vermerk: Hilfe fuer Fluechtlinge aus der Ukraine
  • Spenden an die Schönstätter Marienschwestern in Polen (über die Zentrale in Deutschland)
    IBAN: DE52 7509 0300 0002 1772 26
    BIC: GENODEF1M05
    Vermerk: UKRAINE
    (Wenn Sie bei diesem Konto zudem Ihre Adresse angeben, ist die Ausstellung einer Spendenquittung möglich.)

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