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24. Januar 2022 | Deutschland | 

Blick Richtung Horizont beim Bündnisfeierabend der Bamberger Schönstattfamilie


Bündniserneuerung vor dem "Heiligtum der Verbundenheit", Schesslitz, Erzdiözese Bamberg (Foto: Siebenkäs)

Bündniserneuerung vor dem "Heiligtum der Verbundenheit", Schesslitz, Erzdiözese Bamberg (Foto: Siebenkäs)

Renate Siebenkäs / Hbre. Regelmäßig versammelt sich die Schönstattfamilie des Erzbistums Bamberg am 18. eines Monats beim Schönstatt-Heiligtum auf dem Marienberg bei Schesslitz. So auch im Januar 2022. Ein Motto der zentralen Veranstaltung der Schönstattjugend aus dem Jahr 2021, der Nacht des Heiligtums aufgreifend, stellte Diözesanpräses Martin Emge den Bündnisfeierabend unter das Thema: „Blick Richtung Horizont“.

Einstimmung: Martin Emge, Diözesanpräses des Schönstatt-Bewegung im Erzbistum Bamberg (Foto: Siebenkäs)

Einstimmung: Martin Emge, Diözesanpräses des Schönstatt-Bewegung im Erzbistum Bamberg (Foto: Siebenkäs)

Schon bei der Begrüßung betonte Emge, dass im Januar die Zeit des Rückblickhaltens vorüber sei. „Jetzt heißt es, nach vorne schauen, mit dem Blick Richtung Horizont das neue Jahr anzugehen.“ Der bevorstehende 20. Januar rücke dabei den sogenannten „2. Meilenstein“ der Schönstattgeschichte in den Blick. Pater Josef Kentenich habe mit der Ablehnung einer erneuten Untersuchung darauf verzichtet, möglicherweise lagerunfähig geschrieben zu werden. Zu dieser Entscheidung, die ihn schließlich ins KZ Dachau gebracht habe, sei er im vorsehungsgläubigen Suchen nach dem Willen Gottes gekommen. Und eine Vertiefung dieses vorsehungsgläubigen Blicks in die Zukunft habe er für die ganze damalige und auch die heutige Schönstattfamilie erhofft und erbeten.

Den Blick heben

Zur Realität des Lebens gehöre es, dass Menschen in vielen alltäglichen Situationen den Kopf – oft mit einem leeren Blick verbunden – hängen lassen. Das sei nur zu verständlich bei Enttäuschungen, Verletzungen, Misserfolgen, beim Verlust lieber Menschen oder bei anderen schweren Lasten, die auf den Schultern drücken. „Da senkt sich das Haupt automatisch.“ Doch es stelle sich die Frage, wie man den Blick wieder heben könne. Das Lebensbeispiel Pater Josef Kentenichs könne Mut machen, dass es möglich sei, den Blick auch in extrem schwierigen Situationen zu heben und nicht zu resignieren.

Ein Bild von Pater Josef Kentenich am Michigansee in Milwaukee, USA, stand vor dem Altar (Foto: Siebenkäs)

Ein Bild von Pater Josef Kentenich am Michigansee in Milwaukee, USA, stand vor dem Altar (Foto: Siebenkäs)

Emge erinnerte an die Trennung Kentenichs von seiner Gründung und seine Zeit im Exil, in Milwaukee, USA. „Wie konnte er es schaffen, den Kopf nicht hängen zu lassen, obwohl ihm prophezeit wurde, dass er nur noch im Sarg nach Deutschland zurückkäme?“ Mit Blick auf das sehr bekannte Foto, das Pater Kentenich erhobenen Hauptes am Ufer des Michigansees stehend zeigt, beschrieb Emge den Schönstattgründer als einen Mann, der in sich einen weiten Horizont getragen habe. „Er lebte von einer großartigen Vision: Von einer Kirche am neuen Ufer, vom neuen Menschen in einer neuen Gemeinschaft! Kein formversklavtes Christsein, sondern Christsein ganz im Geist der Freiheit. Keine Angstkirche, die mit dem Zeigefinger droht! Nein der neue Mensch soll innerlich ganz frei und nur an Gott gebunden sein.“ Mit einem solchen geistigen Blick habe Kentenich über den weiten Horizont geblickt. „Egal wer ihn von Deutschland aus in den USA besuchte und vielleicht einen gebrochenen Mann erwartete, der musste sich belehren lassen. Frohgemut, unbekümmert – so wurde er meist angetroffen.“

Eucharistiefeier zum Bündnisabend (Foto: Siebenkäs)

Eucharistiefeier zum Bündnisabend (Foto: Siebenkäs)

Gott ins Spiel kommen lassen

Das könne für Menschen heute eine Ermutigung sein, mit der gegenwärtigen drückenden Situation umzugehen. Der schonungslose Blick auf die Kirche zeige Misstände, die nicht verharmlost werden dürften. Dabei sei festzustellen, dass die Kirche auch eine Kirche der Sünder sei. Die Klimakrise mit den vielen schwierigen Prognosen belaste. Zusätzlich nehme die Pandemie noch die Luft zum Atmen. „Es gilt wirklich nichts zu verdrängen“, so Emge, „sondern die Frage an Gott zu richten: Was willst du uns mit all diesen Ereignissen sagen?“ Da sei die Vision von einer Kirche, die im Umgang mit der Macht eine neue Sensibilität entwickelt. Da gäbe es die Hoffnung auf eine Menschheit, die ehrfürchtiger mit der Schöpfung umgehe und keinen Raubbau mehr betreibe. Da gäbe es die Idee, eine neue Konsum-Askese aus Liebe zur Schöpfung zu leben. Die Jahresbitte der Schönstatt-Bewegung in Deutschland „Gib uns, die wir dir vertraun, deine Gaben zum Geleit“ könne hier helfen, den Blick Richtung Horizont zu heben und im Vertrauen auf den liebenden himmlischen Vater den Weg zu gehen. Emge: „Was will Gott heute neu machen? Lassen wir ihn ins Spiel kommen!“

Liebesbündniserneuerung

Wie üblich endete die Bündnisfeier mit einem kurzen Pilgerweg von der Hauskapelle zum Schönstatt-Heiligtum der Verbundenheit, wo die Anwesenden das Liebesbündnis mit der Dreimal Wunderbaren Mutter und untereinander erneuerten. Nach dem Verbrennen der Krugpost gab es im Schnee stehend noch ein Glas Kinderglühwein und die gegenseitige Ermutigung, im kommenden Alltag immer mal wieder den Blick Richtung Horizont zu heben.


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