Nachrichten

14. August 2021 | Deutschland | 

Karl Leisner – Apostolat und Opferbereitschaft


Festgottesdienst in der Anbetungskirche aus Anlass von 25 Jahre Seligsprechung von Karl Leisner (Foto: Brehm)

Festgottesdienst in der Anbetungskirche aus Anlass von 25 Jahre Seligsprechung von Karl Leisner (Foto: Brehm)

Hbre. Im 25. Jahr nach seiner Seligsprechung nahm die Schönstatt-Bewegung den kirchlichen Gedenktag des Seligen, den 12. August, zum Anlass, mit einem Gottesdienst in der Anbetungskirche auf Berg Schönstatt, Vallendar, Karl Leisners zu gedenken. „Unter denen, die aus dem vertieften Liebesbündnis ihr Leben gestaltet haben, ist er der erste, der als Märtyrer zur Ehre der Altäre erhoben worden ist“, sagte Dr. Bernd Biberger, Mitglied im Schönstatt-Institut Diözesanpriester und Generaldirektor der Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern, der dem Gottesdienst als Hauptzelebrant vorstand. Vor knapp 100 Gottesdienstbesuchern betonte er, dass Leisner ein Zeuge sei, „der mit seinem Leben eingestanden ist für Christus, der eingestanden ist für eine Gesellschaft, die aus christlichen Werten heraus lebt.“ Der Gottesdienst sei eine Einladung, auf einen Menschen zu schauen, der von sich selbst zunächst gesagt habe: "Christus, meine Leidenschaft" und später dann: "Christus, meine Liebe".

Etwa 100 Personen nahmen am Gottesdienst in der Anbetungskirche, Berg Schönstatt, Vallendar, teil (Foto: Brehm)

Etwa 100 Personen nahmen am Gottesdienst in der Anbetungskirche, Berg Schönstatt, Vallendar, teil (Foto: Brehm)

Quelle seines apostolischen Einsatzes für die Jugend: Das Schönstatt-Heiligtum

Die Predigt des festlich gestalteten Gottesdienstes hielt Pfarrer Oskar Bühler, Mitglied im Schönstatt-Institut Diözesanpriester. Die Öffentlichkeit kenne Karl Leisner als einen „begeisterten und begeisternden Jugendführer“, so Bühler. Dass die Quelle, aus der er gelebt und gearbeitet habe, in Schönstatt, im Schönstatt-Heiligtum liege, das sei nur wenigen bekannt und vertraut. Karl Leisner habe nach einer ersten Tagung und Exerzitien 1933 in Schönstatt schnell verstanden, dass es angesichts der nationalsozialistischen Machtübernahme besonders um die Formung des inneren Menschen gehe. Persönlich habe er sich von der Atmosphäre des heiligen Ortes ganz ergreifen lassen, so der Prediger. Und gleichzeitig habe er die Herausforderung gespürt, sich intensiv für die Jugend einzusetzen. Leisner habe erkannt, dass dieser Einsatz aus tieferen Quellen gespeist werden müsse. „Es geht um Kirche, es geht um Reich Gottes.“ So sei in ihm das Priesterliche erwacht. „Das ist die apostolische Seite an unserem Seligen. Karl Leisner hat begriffen, was ‚Apostolische Bewegung‘ bedeutet und er hat es gelebt.“

Predigt: Pfarrer Oskar Bühler, Schönstatt-Institut Diözesanpriester (Foto: Brehm)

Predigt: Pfarrer Oskar Bühler, Schönstatt-Institut Diözesanpriester (Foto: Brehm)

„Aufgabe des Priesters ist das Opfern“ – In der Leidensschule des Herrn

Ein zweiter Schwerpunkt im Leben Karl Leisners zeige sich darin, dass Gott offensichtlich seine Weihe vom 18. Oktober 1939 ernst genommen habe, in der Leisner der Gottesmutter „Blankovollmacht“ gegeben hat für seine persönliche Zukunft. „Er wird von seinem Herrn in die Leidensschule genommen. Und zwar nicht wenig!“, so Oskar Bühler. 1939, kurz vor dem Ziel, der Priesterweihe, wird bei ihm Lungen-Tuberkulose festgestellt, eine der gefährlichsten Krankheiten damals. Am 9. November 1939 wird er wegen kritischer Bemerkungen zum herrschenden Regime verhaftet, ins Gefängnis und später ins Konzentrationslager Dachau verfrachtet. „Aufgabe des Priesters ist das Opfern“, heißt es im Gruppenideal seiner Schönstattgruppe in Münster. Das wird nun ganz konkret. „Was Gott für ihn vorgesehen hat, das lässt er nicht nur über sich ergehen, er sagt ein beherztes volles Ja, ein dankbares Ja dazu“, unterstreicht Bühler. So schreibt er am 14. November 1939 in sein Brevier: „Gott, ich danke Dir für alle Wohltaten, die Du so reichlich über mich ausgegossen. Ja, ich danke Dir für die Tage der schweren Krankheit, und jetzt wiederum für die Tage der Unfreiheit und Gefangenschaft. Alles hat seinen Sinn, Du meinst es überaus gut mit mir.“ In dieser Grundhaltung wird er im KZ heimlich zum Priester geweiht, kann er einmal die heilige Messe feiern und gibt er kurz nach Kriegsende im Lungensanatorium Planegg in Folge der Erkrankung und der KZ-Haft sein Leben hin.

Die Schönstatt-Bewegung dürfe dankbar sein, so Pfarrer Bühler abschließend, dass Karl Leisner, dessen Seligsprechungsverfahren durch Initiative des Bistums Münster angestoßen wurde, nun schon seit 25 Jahren von der Kirche als Vorbild und Fürsprecher empfohlen werde.

Einige persönliche Gedanken zu Karl Leisner

„Karl Leisner hatte eine intensive Beziehung zu Christus. Ich bin selbst Priester und habe die Chance, öfters als nur einmal – wie Karl Leisner – die heilige Messe zu feiern. Das ist für mich eine Einladung, die Chance wirklich wahrzunehmen, meine Beziehung zu Christus zu vertiefen. Karl Leisner musste viel leiden in seinem Leben und hat doch so vorbildlich gelebt. Das ist für mich eine Ermutigung. Es geht nicht darum das Leid im eigenen Leben zu verhindern, sondern auf die Hoffnung zu bauen und mit Gott zu leben. Karl Leisner beeindruckt mich und er ist ein Vorbild und eine Hilfe für meinen Priesterdienst.“ (Patrik Bosi, Burkina Faso)

„Bei Karl Leisner beeindruckt mich seine Liebe zur Gottesmutter Maria, zur Reinheit, sein Engagement für die Jugend und die Tatsache, dass er trotz allem Leiden sich ein jugendliches Herz bewahrt hat. Da ist er schon ein Vorbild für die heutige Welt: trotz Leid froh und dankbar bleiben.“ (Schwester Elvira Kenja, Polen)

Karl Leisner, Gemälde im Priesterhaus Berg Moriah, Simmern WW. (Bild: Br. Lukas Ruegenberg OSB, Foto: Marie-Luise Preiss, copyright: Matri Ecclesiae e.V.)

Karl Leisner, Gemälde im Priesterhaus Berg Moriah, Simmern WW. (Bild: Br. Lukas Ruegenberg OSB, Foto: Marie-Luise Preiss, copyright: Matri Ecclesiae e.V.)

„Karl Leisners Leben ist für uns heute gelebtes Zeugnis einer Christusbeziehung und darin ein Vorbild. Für unsere Gemeinschaft, das Schönstatt-Institut Diözesanpriester ist es besonders, dass er nicht nur der erste selig gesprochene Schönstätter, sondern auch der erste Selige aus unserer Gemeinschaft ist. Persönlich bin ich mit ihm schon lange verbunden. Als ich als junger Theologiestundet in die Schönstatt-Theologengruppe kam, bekam ich als erstes die Aufgabe, das Buch „Stephanus heute“ von Otto Pies zu lesen und daraus zu berichten. Schon von diesem Anfang an hatte ich den Eindruck, dass er ein ganz lebendiger Mensch und ganz jugendbewegt war. Dass er sich gleichzeitig z.B. mit der Zölibatsfrage schwergetan hat, kann sicher für junge Menschen auf dem Weg zum Priestertum heute wichtig sein.“ (Pfr. Hans Schnocks)

„Ich war schon immer fasziniert davon, dass bei der Priesterweihe von Karl Leisner im KZ Dachau Primizbildchen hergestellt wurden, und das in diesen widrigen Umständen. Für mich heißt das, Krisen und schreckliche Ereignisse bringen immer beides im Menschen hervor, das Böse, Diabolische, aber auch das Heilige: die Bestie und den Heiligen.“ (Isabelle Hagenmaier, Postulantin)

„Mich beeindruckt seine Entschiedenheit, seine Leidenschaftlichkeit und Geradlinigkeit, die Treue, mit der er seine Ziele durchhält. ‚Christus, meine Leidenschaft‘, dieser Satz löst auch in mir Vieles aus.“ (Brigitte W.)

„Ich war damals vor 25 Jahren im Olympiastadion in Berlin dabei, als Karl Leisner seliggesprochen wurde. Da habe ich mich heute sehr daran erinnert. Es war eine ganz besondere Atmosphäre, auch weil Karl ein so junger Mensch war. Diese jugendliche Begeisterung, die wurde damals spürbar. Mich fasziniert auch sein Durchaltevermögen in Dachau bis zum bitteren Ende.“ (Inge Sorg)

„Das war gut heute Abend wie Pfarrer Bühler das glühende Engagement Karl Leisners für die Jugend beschrieben hat. Da muss Karl wirklich große Fähigkeiten gehabt haben. Umso bewundernswerter, wo man ja weiß, wie schwierig Jugendarbeit ist und damals war durch die schwierige Vorkriegssituation.“ (Rita Wellenbrock)

„Wenn ich an Karl Leisner denke, denke ich an einen sehr frohen Menschen, trotz der schwierigen Zeit, in der er lebte. Wenn ich sein Foto anschaue, das ihn in Priestergewändern zeigt, bin ich auch berührt, dass seine Freunde es möglich gemacht haben, für ihn Priestergewänder zu bekommen und einen Fotografen. Sein letzter Eintrag im Tagebuch beeindruckt mich immer wieder neu, wo er Gott darum bittet, seine Feinde zu segnen, das ist wirklich groß.“ (Schwester Marie-Siegrun)

Download: Predigt von Pfr. Oskar Bühler (pdf)


Top