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28. Juli 2021 | Kommentar der Woche | 

Hubertus Brantzen: Jüdisches Weltkulturerbe


(Foto: pixabay.com)

Kommentar der Woche: Jüdisches Weltkulturerbe

Prof. Dr. theol. Hubertus Brantzen | Mainz (Foto: basis-online.de)

Prof. Dr. theol. Hubertus Brantzen | Mainz (Foto: basis-online.de)

Hubertus Brantzen

Jüdisches Weltkulturerbe

28.07.2021

Herzlichen Glückwunsch an Speyer, Worms und Mainz! Mehr als 15 Jahre hat es nach dem Antrag gedauert, bis die UNESCO drei jüdische Stätten zum Weltkulturerbe gehörig ernannten: jüdische Friedhöfe in Mainz und Speyer und die Mikwe in Worms, ein Tauchbad zur rituellen Reinheit. Die durch die Nachrichten und Presse weitergegebene Bezeichnung der drei oberrheinischen Städte als „SchUM-Städte“ beruht auf den alten hebräischen Namen für Speyer – Schpira, Worms – Warmaisa (das W als U wiedergegeben), Mainz – Magenza. Mainz galt als die “Muttergemeinde” von SchUM.

Nun wurden zur Ernennung wichtige Ansprachen gehalten. Der Innenminister des Landes Rheinland-Pfalz meinte, die Ernennung unterstreiche die außergewöhnliche Bedeutung dieses mittelalterlichen Städteverbundes als heutige Orte christlich-jüdischer Begegnung. Für die Städte sei damit ein Traum in Erfüllung gegangen, so der Mainzer Oberbürgermeister. Und der stellvertretende Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Mainz, einer der 105 Gemeinden in Deutschland, sprach von einem unbequemen Erbe, das zur Diskussion anrege.

Ein unbequemes Erbe. Ja, die Freude, dass sich nun die Zahl der UNESCO-Weltkulturerbestätten in Deutschland auf 50 erhöht hat, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass jüdische Gedenkstätten, so auch die nun geehrten, immer wieder die Erfahrung von Schändung machen müssen. Im Jahr 2020 gab es täglich sechs judenfeindliche Straftaten in Deutschland.

Als Christen dürfen wir uns jedenfalls mit den jüdischen Gemeinden freuen, denn wir können Juden – in den Worten von Papst Johannes Paul II. – als unsere älteren Geschwister betrachten. Damit diese Bezeichnung nicht nur eine gutgemeinte bleibt, ist es ein Auftrag für die Zukunft – so noch einmal der rheinland-pfälzische Innenminister in seinem Kommentar – die christlich-jüdische Begegnung auch wirklich zu leben.

Für das Basis-Team: Hubertus Brantzen


Quelle: www.basis-online.net
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung


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