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10. Juni 2021 | Deutschland | 

Mit dem Herzen dabei - Ein Lichtzeichen-Interview


Schwester M. Ediane beim Interview im "Storchennest" des Lichtzeichen-Hauses, pandemiebedingt derzeit im Pilgerhaus in Vallendar (Foto: Eichenberg)

Schwester M. Ediane beim Interview im "Storchennest" des Lichtzeichen-Hauses, pandemiebedingt derzeit im Pilgerhaus in Vallendar (Foto: Eichenberg)

Schwester M. Ediane Batalin ist gebürtige Brasilianerin. Sie gehört zum Provinzhaus Marienland der Schönstätter Marienschwestern und macht ein Pädagogik-Fernstudium in portugiesischer Sprache. Wegen der Einschränkungen in der Corona-Pandemie hat sie unter erschwerten Bedingungen ein Praktikum bei Lichtzeichen e.V. – Hilfe für schwangere Frauen absolviert. Im Interview, geführt von Schw. M. Anne-Meike Brück, Gründungsmitglied von Lichtzeichen, erzählt sie von ihren Erfahrungen.

Schwester M. Ediane, Du nutzt die Zeit hier in Schönstatt neben vielen anderen Tätigkeiten auch zu einem pädagogischen Fernstudium. Kannst Du uns ein wenig davon erzählen?

Die Monate meines Praktikums bei Lichtzeichen e.V. waren eine große Bereicherung für mich persönlich und für meine berufliche Entwicklung. Ich habe die Liebe und den unermüdlichen Einsatz von Menschen erlebt, die sich neben Beruf und Familie ehrenamtlich engagieren. Sie sind inspiriert von der Spiritualität Schönstatts und von dem Wunsch, Leben zu retten und zu fördern. Viele Kinder bekommen durch dieses Engagement die Chance, geboren zu werden. Die Mütter haben durch das Beispiel von authentischen Frauen Unterstützung und einen neuen Sinn für ihr Leben und ihr Muttersein gefunden.

Das Lichtzeichenhaus in der Höhrer Straße in Vallendar (Foto: Brück)

Das Lichtzeichenhaus in der Höhrer Straße in Vallendar (Foto: Brück)

Aus welchen Kontexten kommen die Frauen? Und wie war das für diese Frauen bei Lichtzeichen, auf eine Schönstätter Marienschwester zu treffen?

Vor Beginn des Praktikums war ich unsicher, wie die Mütter und Kinder, die an dem Programm teilnehmen, auf mich reagieren würden. Dass ich Schönstätter Marienschwester bin, war ja sofort zu sehen. Es war aber nicht störend. Im Gegenteil. Es hat mich sehr überrascht, wie gut und positiv von Anfang an das Verhältnis war.

Im Programm haben wir Mütter aus Syrien, Afghanistan, der Türkei, aus dem Iran, aus Armenien, aus Eritrea, Flüchtlinge, die manchmal untereinander nur ihre Muttersprache sprechen. Aber die Mehrzahl der Frauen sind Deutsche. Wir haben Mütter, die alleinstehend sind, andere, die verheiratet sind oder mit einem Partner zusammenleben, einige mit psychischen Problemen, solche, die häusliche Gewalt erlitten oder die eine Abtreibung hinter sich haben. Eine Vielzahl an Problemen wird spürbar. Die Kenntnis des familiären Kontextes, aus dem die Kinder kommen, erleichtert es, ihre Handlungsweise und ihre Schwierigkeiten zu verstehen und das Angebot entsprechend der Situation zu modifizieren.

Gab es besondere Herausforderungen für Dich?

Eine der größten Herausforderungen sah ich in der Kunst, mich flexibel an die Umstände, die Bedürfnisse und den Rhythmus der Kinder anzupassen.

Einige Male hatte ich einen großartigen Unterrichtsplan vorbereitet, aber wenn es an der Zeit war, die Kinder zu sammeln und zur Teilnahme zu motivieren, war es manchmal schwer, ihr Interesse dafür zu wecken. Dann musste ich schon mal nach einer Alternative suchen, um die Aufmerksamkeit der Kinder zu wecken. Eine weitere Herausforderung war, dass sich die Mütter im Nebenraum befanden. Für die Kinder eine ständige Motivation, sich dorthin zu wenden. Doch die Mütter hatten jeweils ihre eigenen Themen und Gespräche und waren froh, auch einmal unter sich zu sein.

Bei allem, was es an Herausforderungen gab: Wir als Mitarbeiterinnen von Lichtzeichen stehen in einem guten Dialog untereinander. Das stärkt die Zusammenarbeit und macht Mut, auch wenn mal etwas nicht gelingt.

Gibt es einen Tipp, den Du aus Deinen Erfahrungen heraus weitergeben kannst?

Schwierigkeiten sind Aufgaben! Diese Worte haben mir sehr geholfen. Sie brachten mich dazu, meine Handlungen zu reflektieren, die Kinder und die verschiedenen Situationen, mit denen ich konfrontiert war, in einem Kontext und ganzheitlich zu analysieren. Schwierigkeiten sind eine Chance, zu wachsen. Sie motivieren, nach Alternativen zu suchen, die Probleme und unvorhergesehenen Ereignisse, die in der pädagogischen Praxis auftreten, zu lösen und zu überwinden.

Babyausstattung und Kinderkleidung stehen in den Lichtzeichen Räumen auch in Zeiten von Corona zur Verfuegung und es gibt auch den Markt mit frischem Obst und Gemüse (Fotos: Eichenberg)

Babyausstattung und Kinderkleidung stehen in den Lichtzeichen Räumen auch in Zeiten von Corona zur Verfuegung und es gibt auch den Markt mit frischem Obst und Gemüse (Fotos: Eichenberg)

Welchen bleibenden Eindruck wirst du mitnehmen von Deinem Praktikum bei Lichtzeichen?

Eine der beeindruckendsten Erfahrungen während des Praktikums war, wie sehr die Mitarbeiterinnen von Lichtzeichen das Gute und Positive in jedem Kind und auch in jeder Mutter erkennen, wertschätzen und stärken. Die Tatsache, dass die meisten Frauen und Kinder keine stabile Familienstruktur haben, beeinflusst ihr Verhalten. Vertrauen und Zuneigung ist in den Beziehungen ein wesentlicher Faktor. Bemerkenswert ist die Offenheit für den Dialog, der Erfahrungsaustausch, die Aufopferungsbereitschaft, die Freude und das Engagement der an der Arbeit von "Lichtzeichen" Beteiligten.

Zum Beispiel konnten in den letzten Monaten aufgrund der Corona-Einschränkungen die Lern- und Gesprächsangebote nicht wie bisher durchgeführt werden. Neben dem "Kleiderladen", in dem es durchgängig möglich war, Kleidung, Schuhe und alles, was für die Baby- und Kinderausstattung benötigt wird, zu erhalten, gibt es jetzt zweimal im Monat einen "Lichtzeichen-Markt", durch den wir verderbliche und nicht verderbliche Lebensmittel, Hygieneartikel und andere nützliche Dinge anbieten können. Dadurch bleibt der Kontakt. Das Gespräch bricht nicht ab. Es gibt immer ein frohes Wiedersehen und den Familien kann sehr gut geholfen werden.

All diese Erfahrungen sind von großem Wert für mein persönliches und berufliches Leben. Ich bin sehr dankbar für diese Zeit, in der Lichtzeichen zu meinem Herzensanliegen geworden ist.

Danke, Schw. M. Ediane, für dieses Interview und dafür, dass Du für Lichtzeichen Deine Zeit, Deine Kreativität und vor allem Deine Herzenskraft gibst.

Das Interview führte Schw. M. Anne-Meike Brück

 

Logo des Lichtzeichen e.V.

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Lichtzeichen ein Projekt der Schönstattbewegung, setzt sich für den Schutz des Lebens ungeborener Kinder, für die finanzielle und ideelle Unterstützung von schwangeren Frauen in Konfliktsituationen und deren Familien und von Frauen nach Abtreibung ausdauernd ein. Im Lichtzeichen-Haus in Vallendar-Schönstatt gibt es einen gut frequentierten und hervorragend ausgestatteten Kleiderladen, einen Veranstaltungsbereich, eine Mutter-Kind-Wohnung und einen Außenbereich, der besonders in der Corona-Zeit rege genutzt wird (Gespräche, Begegnungen, Markttage). Informieren Sie sich gerne auf unserer


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