Nachrichten

14. April 2021 | Kommentar der Woche | 

Hubertus Brantzen - Macht in der Politik


Kerzen (Foto: pixabay.com)

Kommentar der Woche: Macht in der Politik

Prof. Dr. theol. Hubertus Brantzen, Mainz (Foto: basis-online.de)

Prof. Dr. theol. Hubertus Brantzen, Mainz (Foto: basis-online.de)

14.04.2021

Hubertus Brantzen

Macht in der Politik

Politikerinnen und Politiker brauchen den Mut und die Fähigkeit, nach der Macht zu greifen. Wer nicht einen sicheren Instinkt zur Macht besitzt, wird keine Chance haben, auf höchster Ebene die Geschicke seines Landes leiten und Gesellschaft gestalten zu können.

Und ein Zweites wird unbedingt gebraucht: strapazierfähige Nerven. Es wird nie leicht sein, ein Gefühl dafür zu behalten, was die Menschen im Land tatsächlich brauchen, und sich zugleich ein starkes Nervenkostüm zuzulegen, das die Trommelfeuer der Kritik aushält. Führende Politikerinnen und Politiker können nach bestem Wissen und Gewissen handeln, sie müssen damit rechnen, dass viele, besonders die Opposition, pausenlos auf sie eindrischt mit Tausend „Man hätte aber…“ und „Die Kanzlerin hat wieder einmal ihre Unfähigkeit bewiesen…“.

Wobei gegenwärtig die Kanzlerin fast ohne die Verdächtigung ihren Weg gehen kann, im Blick auf eine Wiederwahl auf Umfrageergebnisse zu starren. Sie kann in den letzten Monaten ihrer Kanzlerschaft unverdächtig Macht ausüben und dabei glaubwürdig auf ihren Amtseid verweisen.

Andere haben es bedeutend schwerer, glaubwürdig zu versichern, nur dem Wohl des Volkes dienen zu wollen – etwa beim Schaulaufen um Kanzlerkandidaturen. Zugleich ist das Kalkül der jeweiligen Parteibasis ebenso verdächtig, denn es geht ihr um die Frage: Mit wem gewinnen wir die nächste Wahl und kommen (wieder) an die Macht.

Macht ausüben und eine Wahl gewinnen zu wollen, muss nichts Schlechtes, Anrüchiges, Verdächtiges oder gar Unmoralisches sein. Doch gibt es dafür Bedingungen: Es muss spürbar sein, dass es nicht um Selbstdarstellung, sondern wirklich um das Gemeinwohl geht. Es muss erlebbar sein, dass die an der Spitze des Staates wissen: Ihre Macht ist nur eine Macht auf Zeit. Und es wäre für sie hilfreich, jenen anzuschauen, der der Macht eines Herrschenden ausgeliefert war und ihm unverblümt ist Gesicht sagte: „Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben gegeben wäre.“ Säkular ließe sich in unserem Fall der Satz deuten als Hinweis darauf, dass alle Macht vom Volk verliehen wird. Religiös gedeutet könnte der Satz daran erinnern, dass Macht in Verantwortung vor Gott ausgeübt wird, wie es immerhin doch noch einige Politikerinnen und Politiker bei ihrem Amtseid beschwören.

Für das Basis-Team:
Hubertus Brantzen



Quelle: www.basis-online.net
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung


Top