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26. März 2021 | Impuls aus Schönstatt | 

Tugend in Corona-Zeiten: Transzendenz


Impuls aus Schönstatt (Foto: Brehm)

Nun dauert es bereits über ein Jahr, dass wir uns mit der Corona-Pandemie beschäftigen. In mehreren Beiträgen stellen wir Ihnen Anregungen vor, wie wir persönlich gelassener durch die Krise kommen können.

Das oft verwendete Wort Transzendenz kommt vom lateinischen Wort „transcendere“ und bedeutet: übersteigen, überschreiten. Gemeint ist damit, dass der Mensch den Horizont des eigenen Lebens übersteigt, um mit einem Höheren in Kontakt zu treten und von ihm her einen Sinn für das Leben und einzelne Erfahrungen zu gewinnen. Dieses Höhere kann der Einsatz und das Mitgefühl für andere sein, ein ehrenamtliches Engagement, konkret gelebte Nächstenliebe. Es kann in dem besonderen Einsatz für die Familie oder für ein höheres Ziel bestehen, etwa die Bewahrung der Schöpfung (sogenannte Religionsäquivalente). Für den Christen hat dieses Höhere einen Namen: Gott.

Jesus am Kreuz mit Eselskopf, um 200. Das Graffito, wohl mit einem Nagel in den Putz geritzt, soll einen Christen verhöhnen. (Foto: wikimedia.com)

Jesus am Kreuz mit Eselskopf, um 200. Das Graffito, wohl mit einem Nagel in den Putz geritzt, soll einen Christen verhöhnen. (Foto: Unknown author - wikimedia.com)

In der Karwoche – eigentlich in jeder Eucharistiefeier – denken die Christen an das Vorbild solcher Transzendierung schlechthin. Sie folgen dem Leidensweg Jesu Christi, der das Kreuz auf sich nahm und sein Leben Gott, seinem Vater, übereignete.

Von außen betrachtet war die Kreuzigung ein absolutes Fiasko, das Scheitern der Mission Jesu. Als Verbrecher wurde er hingerichtet. Damit fand eine Charakterdiskussion einen Höhepunkt: Dieser Jesus von Nazareth ist ein Volksverführer, ein Aufrührer, der sich als „König der Juden“ ausgibt.

Den Christen war diese Außenansicht schon immer klar, erst recht in Zeiten der Christenverfolgungen. Schon Paulus schrieb in 1 Kor 1,22-24: „Die Juden fordern Zeichen und die Griechen fragen nach Weisheit, wir aber predigen Christus, den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit; denen aber, die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit.“

Was also von außen gesehen missverstanden und verkannt wird, gehört zum Kern der christlichen Botschaft. Die Christen deuten das Kreuz um, überschreiten – transzendieren – das, was äußerlich sichtbar ist.

Eine solche Umdeutung seines Todes gibt Jesus selbst „am Abend vor seinem Leiden“.  Als er mit seinen Jüngern das Abendmahl feiert, gibt er seinem Tod eine Widmung, einen Sinn: Es ist „das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden“.

Er löst damit ein, was in Joh 15,13 steht: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ Man könnte sagen: Mehr das eigene Leben zu transzendieren, kann niemand!

Fragen in Zeiten der Pandemie

  • Was fällt mir in diesen Zeiten der Pandemie besonders schwer?
    Warum ist das für mich sozusagen mein „Kreuz“?
    Wie könnte ich diesem Kreuz eine besondere Widmung gebe?
  • Ich könnte mir während der Karwoche täglich eine Zeit des Verweilens vor einem Kreuz nehmen.
    Ich betrachte das Kreuz und denke dankbar daran, dass Jesus seinen Tod umgewandelt hat für „viele“, auch für mich.
  • Welcher Mensch imponiert mir in seiner Nachfolge Christi?
    Welche Eigenschaften schätze ich besonders an ihm?
    Wie kann mich dieser Mensch in meinen Bemühungen beflügeln?

Nun dauert es bereits über ein Jahr, dass wir uns mit der Corona-Pandemie beschäftigen. In mehreren Schüben kamen immer wieder neue Themen auf, mit denen sich alle Länder rund um den Globus beschäftigen mussten. Zuerst ging es um die Frage: Wer ist schuld an dem ganzen Dilemma? Dann gab es eine Berg- und Talfahrt, welche Anforderungen unseren Alltag bestimmen sollten: Schutzmasken, Abstand, Veranstaltungsstopp, unterschiedliche Gefährdung der Altersgruppen, Lockdown und dessen weitreichende Folgen. Und nun gibt es Empörung darüber, dass die Impfungen nur zögerlich laufen.

Wichtige Fragen:
Wenn auch diese Probleme alle gelöst werden müssen – wenden wir uns doch den Fragen zu:

  • Wie kann jede und jeder einzelne von uns mit dieser Situation, die wir nicht ändern können, umgehen?
  • Was hilft uns, Unsicherheiten über eine so lange Zeitdauer zu ertragen?
  • Was kann uns stärken in der Situation, Distanz zueinander zu halten und uns nicht mit anderen treffen zu können?
  • Mit welchen Haltungen können wir Alltagsprobleme, Homeoffice und Homeschooling bewältigen?

Dieser Beiträgen ist einer von mehreren, in denen wir Ihnen Anregungen vorstellen.

Redaktion Impuls aus Schönstatt
Klaus Glas, Prof. Dr. Hubertus Brantzen, Heinrich Brehm, P. Lothar Herter, Michaela Koch, P. Heinrich Walter

Leserreaktionen

19.04.2021, 22:36 Uhr

Von: Bruno Kulinsky, Deutschland-Uhingen

Die Freiheit ist spürbar eingeschränkt. Zwei Personen rutschen in meinen Fokus: Viktor Frankl aus psychologischer Sicht und Pater Kentenich aus spirituell-transzendenter Sicht. Beide erlebten eine Gefangenschaft in KZ und sind Vorbilder für mich, wie extreme Lebenssituationen „gemeistert“ werden können. Unsere coronabedingten Einschränkungen sind mit so einer Gefangenschaft nicht vergleichbar, aber für viele Menschen sind sie zum Leidensweg geworden – durch Vereinsamung oder geprägt von Angst vor Krankheit und Tod.

Viktor Frankl, Begründer der Logotherapie, lädt ein, auch leidvolle Situationen im Leben nicht als sinnlos zu betrachten. Er meint, es komme darauf an, wie sich der Mensch zu einer Einschränkung seines Lebens einstellt und sich in der Hingabe an eine Aufgabe, an eine Sache oder einen Partner von sich selbst distanziert. Leiden bedeutet für ihn nicht zwangsläufig Unglück. Am Leiden können Menschen reifen und wachsen. Der Mensch könne auch in schwersten Situationen einen Sinn finden, denn das Leben erweise sich grundsätzlich auch dann noch als sinnvoll, wenn es weder schöpferisch fruchtbar noch reich an Erleben ist.

Pater Kentenich sagte, dass ihm in der Gefangenschaft seine Verbundenheit im Glauben an den liebenden Vatergott und an die Gottesmutter eine innere Freiheit schenkte. Er konnte dadurch äußerlich ruhig und gelassen bleiben und setzte sich noch für andere ein und teilte mit ihnen.

Ähnlich stark, angstfrei und sinnerfüllt kann uns auch die Liebe heute in der Corona-Krise machen – die persönliche Liebe zu Gott, die gegenseitige Liebe im Ehesakrament und das in Liebe verbundene Leben in Familien oder anderen Gemeinschaften. Ein Beispiel für Sinn-volles durch Corona: Viele Menschen entdeckten das Radfahren neu. Es ist gesundheitsfördernd, immunstärkend und dadurch vor Infektionen schützend, es wirkt positiv auf das Wohlbefinden, erzeugt Glücksgefühle und es ist als Fortbewegungsmittel gut für das Klima.


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