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20. März 2021 | Impuls aus Schönstatt | 

Tugend der Gerechtigkeit– in Coronazeiten


Impuls aus Schönstatt (Foto: Brehm)

Nun dauert es bereits über ein Jahr, dass wir uns mit der Corona-Pandemie beschäftigen. In mehreren Beiträgen stellen wir Ihnen Anregungen vor, wie wir persönlich gelassener durch die Krise kommen können.

Seine Verlobte bekommt ein Kind von einem anderen? Konnte er sich so in ihr irren? Das Gesetz sagt, dass sie gesteinigt werden soll … Was machst du nun, Josef? „Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen.“ (Mt 1, 19)

Täglich tauchen in Zusammenhang mit Corona Fragen nach Gerechtigkeit auf:

  • Wie gerecht ist die Reihenfolge der Impfungen? Bei uns ist das Kriterium, dass die am meisten Gefährdeten (also die Älteren) zuerst geimpft werden. In China setzt man ganz andere Prioritäten und ist jetzt wirtschaftlich wieder voll am Zug. Sollten nicht möglichst alle schnell geimpft werden, wenn der Impfstoff von der ersten Zielgruppe nicht angenommen wird?
  • Ist es gerechtfertigt, an das eigene Land zuerst zu denken, in dem auch noch der erste Impfstoff hergestellt wird? Wie ist es mit der finanziellen Unterstützung von Firmen, die ums Überleben kämpfen? Bringen sie mit der verordneten Schließung nicht einen wichtigen Beitrag für das Gemeinwohl? Wie ist es mit Künstlern, den Einzelhändlern, …?

Und weiter geht es um Gerechtigkeit:

In der Abwägung der Ziele, Kosten, Folgen der Corona-Maßnahmen:

  • Sind diese gerechtfertigt, d.h. verhältnismäßig? Welche Schäden nimmt man in Kauf – wie kann man Wirtschaftsleistung, Todeszahlen, Bildungschancen usw. gewichten und das richtige Maß finden?
  • Ist es gerechtfertigt, die strengen Sicherheitsstandards bei persönlichen Daten zu lockern, damit man die Infektionsketten via Corona-App leichter nachverfolgen kann, um mehr über die Krankheit zu erfahren?
  • Sollen Geimpfte einen Pass bekommen und mehr Rechte haben als andere?

Die Politik ist mit all diesen Fragen stark herausgefordert und muss immer neu austarieren, was dem Gemeinwohl am meisten dient. Dabei spielen Wertungen und Emotionen eine wichtige Rolle. Offenbar fehlt ein von vornherein gültiges Kriterium, was gerecht, fair und angemessen ist, auf das wir uns alle miteinander verständigen können. Je nachdem, wie man selbst Betroffener ist, wird man anders gewichten und Entscheidungen mittragen oder ertragen oder auch nicht mehr.

Als Gesamtgesellschaft sind wir in einem Wertefindungs- und Orientierungsprozess, in dem noch vieles unklar ist. Aber dass z.B. die Schwächsten als erste Hilfe bekommen sollen, ist gängiger öffentlicher Konsens und sicher ein Zeichen für die Qualität unserer gesellschaftlichen Solidarität. Es spricht für Politiker, dass sie sich aus ihrer Machtposition nicht herausnehmen, sich selbst in Sicherheit zu bringen, wenn sie in der ausgehandelten Reihenfolge noch nicht dran sind.

Wir stehen in einer Situation, in der es zu vielerlei Spannungen kommt, in der es auch Gegeneinander, Unverständnis und teilweise gewaltsamen Protest gibt. Das offenbart Konfliktpotential in der Gesellschaft. Aber es gibt auch eine große Bereitschaft, auf ein gemeinsames Ziel und das Wohl aller zu denken und zu handeln. Worin dieses besteht, darin gehen die Meinungen auseinander, aber es scheint klar zu sein, dass die allermeisten auf das gemeinsame Wohl hin denken und bereit sind, eigene Einschränkungen in Kauf zu nehmen.

Wie kann ich als Christ in so einer unübersichtlichen Situation die Tugend der Gerechtigkeit leben? Wir schauen heute auf den heiligen Josef. Er wird als „gerecht“ bezeichnet und trifft letztlich eine Herzensentscheidung, indem er sich selbst zurückstellt, um Leben und Glück anderer zu ermöglichen. „Gerechte“ nennt die Bibel Menschen, die im richtigen Verhältnis zu Gott und den Menschen stehen. Es ist eine Gerechtigkeit, die man nicht irgendwo in einem Gesetz nachlesen oder als Rezept weitergeben kann. Es ist eine Haltung, die in seiner Person verankert ist und die zu einer Entscheidung von menschlicher Größe führt. Für mich sind in seiner Haltung erkennbar:

  • Eine Grundeinstellung, das Richtige und Gute zu tun, auch wenn man selbst Nachteile hat.
  • Eine Wertorientierung basierend auf Gottes Gebot, aber nicht auf Buchstaben, sondern auf den Geist des Gesetzes ausgerichtet ist.
  • Eine Grundhaltung der Liebe, die andere respektiert und ihr Wohl will und fördert.
  • Barmherzigkeit, die bereit ist zu vergeben und Raum für einen neuen Anfang schafft.
  • Ein Betender, der im Kontakt mit Gott seinen Weg sucht – und Antwort und Hilfe bekommt.

Was den Hl. Josef ausmacht, kann ich auf mein Leben übertragen und mich fragen:

  • Welche Grundhaltung prägt mich?
  • Welche Werte und Ziele habe ich?
  • Aus welcher Mitte handele ich, und wie bin ich vor Gott und mit Ihm im Gespräch?

Es mag die Situation unbefriedigend sein, aber wenn ich wie Josef ein „Gerechter“ bin, dann kann ich mit mir zufrieden und sogar glücklich sein.

Nun dauert es bereits über ein Jahr, dass wir uns mit der Corona-Pandemie beschäftigen. In mehreren Schüben kamen immer wieder neue Themen auf, mit denen sich alle Länder rund um den Globus beschäftigen mussten. Zuerst ging es um die Frage: Wer ist schuld an dem ganzen Dilemma? Dann gab es eine Berg- und Talfahrt, welche Anforderungen unseren Alltag bestimmen sollten: Schutzmasken, Abstand, Veranstaltungsstopp, unterschiedliche Gefährdung der Altersgruppen, Lockdown und dessen weitreichende Folgen. Und nun gibt es Empörung darüber, dass die Impfungen nur zögerlich laufen.

Wichtige Fragen:
Wenn auch diese Probleme alle gelöst werden müssen – wenden wir uns doch den Fragen zu:

  • Wie kann jede und jeder einzelne von uns mit dieser Situation, die wir nicht ändern können, umgehen?
  • Was hilft uns, Unsicherheiten über eine so lange Zeitdauer zu ertragen?
  • Was kann uns stärken in der Situation, Distanz zueinander zu halten und uns nicht mit anderen treffen zu können?
  • Mit welchen Haltungen können wir Alltagsprobleme, Homeoffice und Homeschooling bewältigen?

Dieser Beiträgen ist einer von mehreren, in denen wir Ihnen Anregungen vorstellen.

Redaktion Impuls aus Schönstatt
Klaus Glas, Prof. Dr. Hubertus Brantzen, Heinrich Brehm, P. Lothar Herter, Michaela Koch, P. Heinrich Walter

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