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19. März 2021 | International | 

Eröffnung des „Jahres der Familie Amoris laetitia“


Das von Papst Franziskus angekündigte Jahr "Familie Amoris laetitia“ hat am Josefstag, dem 19. März, begonnen (Foto: laityfamilylife.va)

Das von Papst Franziskus angekündigte Jahr "Familie Amoris laetitia“ hat am Josefstag, dem 19. März, begonnen (Foto: laityfamilylife.va)

Hbre. In Rom gibt es zur Eröffnung des „Jahres der Familie Amoris laetitia“ ein Online-Studienkonferenz zum Thema „Unsere alltägliche Liebe“, die vom Dikasterium für Laien, Familie und Leben, der Diözese Rom und dem Päpstlichen Theologischen Institut Johannes Paul II. zum fünften Jahrestag der Veröffentlichung des Apostolischen Schreibens Amoris Laetitia, veranstaltet wird. In Deutschland wird dieses von Papst Franziskus angeregte Jahr mit einem Familien-Gottesdienst am Josefstag, am Freitag, 19. März 2021, begonnen, den Erzbischof Dr. Heiner Koch, Vorsitzender der Kommission für Ehe und Familie der Deutschen Bischofskonferenz, in der Kirche St. Josef in Berlin Weißensee feiert.

Familien, habt ein gutes Jahr! Videobotschaft des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben, anlässlich des Beginns des "Jahres der Familie Amoris Laetitia". Gabriella Gambino und Pater Alexandre Awi Mello ISch gehören zur Führungsspitze des vatikanischen Familien-Ministeriums (Video nur in englischer Sprache verfügbar)

Offenheit in der Verkündigung des Evangeliums und Zärtlichkeit in der Begleitung

In seiner Botschaft an die Teilnehmenden der Studienkonferenz wiederholt Papst Franziskus erneut die Einladung, sein vor fünf Jahren veröffentlichtes Schreiben „Amoris laetitia“ neu und vertieft zu lesen und Schlussfolgerungen zu ziehen. „Die Hauptintention des Dokuments ist es,“ so der Papst, „in einer tiefgreifend veränderten Zeit und Kultur zu vermitteln, dass heute ein neuer Blick auf die Familie seitens der Kirche notwendig ist: Es genügt nicht, den Wert und die Bedeutung der Lehre zu bekräftigen, wenn wir nicht zu Hütern der Schönheit der Familie werden und uns nicht mitfühlend um ihre Zerbrechlichkeiten und Wunden kümmern.“

Logo des "Jahres der Familie Amoris Laetitia" (Grafik: laityfamilylife.va)

Logo des "Jahres der Familie Amoris Laetitia" (Grafik: laityfamilylife.va)

Papst Franziskus weiter: „Auf der einen Seite verkünden wir den Eheleuten und den Familien ein Wort, das ihnen hilft, den authentischen Sinn ihrer Verbindung und ihrer Liebe zu erfassen, die Zeichen und Bild der trinitarischen Liebe und des Bundes zwischen Christus und der Kirche ist. Es ist das immer neue Wort des Evangeliums, aus dem jede Lehre, auch die über die Familie, Gestalt annehmen kann.“ Das sei ein anspruchsvolles Wort, da es die menschlichen Beziehungen befreien wolle von allem, was deren Gesicht entstellen und sie instabil machen könne: „die Diktatur der Gefühle, die Verherrlichung des Provisorischen, die von lebenslangen Verpflichtungen abhält, die Vorherrschaft des Individualismus, die Angst vor der Zukunft.“ Die Betonung des Wertes der Ehe als Plan Gottes und als Berufung wolle zeigen, dass auch ein von Misserfolgen, Stürzen und Veränderungen geprägter Weg, zur menschlichen Erfüllung führen kann und „zu einem Sauerteig der Brüderlichkeit und der Liebe in der Gesellschaft werden“ kann.

Die Kirche muss in das wirkliche Leben eintauchen

„Auf der anderen Seite kann und darf diese Verkündigung niemals von oben oder von außen gegeben werden“, so Papst Franziskus weiter. „Die Kirche ist in der geschichtlichen Wirklichkeit inkarniert, wie es ihr Meister war, und auch wenn sie das Evangelium der Familie verkündet, tut sie das, indem sie in das wirkliche Leben eintaucht, indem sie aus nächster Nähe die täglichen Mühen der Eheleute und Eltern kennt, ihre Probleme, ihre Leiden, all die kleinen und großen Situationen, die ihren Weg belasten und manchmal behindern.“ Die Kirche sei aufgerufen, den Weg der Familien zu begleiten. Dabei gehe es nicht nur darum die Richtung zu skizzieren, sondern den Weg tatsächlich mitzugehen. Das sei besonders wichtig in der Zeit der Pandemie mit ihren psychologischen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Nöten. Hier habe sich erwiesen, dass die familiären Bindungen zwar auf eine harte Probe gestellt wurden und werden, aber gleichzeitig werde auch deutlich, dass sie „der festeste Bezugspunkt, die stärkste Stütze, der unersetzliche Wächter für die Stabilität der gesamten menschlichen und sozialen Gemeinschaft“ seien.

Erzbischof Dr. Heiner Koch, Berlin (Foto: Videoausschnitt, Erzbistum Berlin)

Erzbischof Dr. Heiner Koch, Berlin (Foto: Videoausschnitt, Erzbistum Berlin)

Familiengottesdienst in St. Josef, Berlin-Weißensee (Foto: Videoausschnitt, Erzbistum Berlin)

Familiengottesdienst in St. Josef, Berlin-Weißensee (Foto: Videoausschnitt, Erzbistum Berlin)

Mehr Anerkennung für die Familien in und nach der Corona-Pandemie

Im Blick auf die Eröffnung des „Jahres der Familie Amoris laetitia“ knüpft auch der Berliner Erzbischof Dr. Heiner Koch in einem Statement die Erfahrungen von Familien in der Corona-Pandemie auf und betont, dass die politischen Entscheidungen das Leben der Familien grundlegend verändert hätten. „Während einige Familien sich aufgrund der individuellen Umstände mit der Lage arrangieren können, sind viele andere an der Grenze ihrer Belastungsfähigkeit oder bereits weit darüber hinaus. Allgemein ist die Belastung für Familien sehr hoch, das gilt gerade auch für Alleinerziehende, die besonders schwierigen Herausforderungen ausgesetzt sind.“

Insbesondere benennt Koch die Mehrfachbelastungen von Eltern, die sich zwischen Erwerbsarbeit, oftmals im Homeoffice, Hausunterricht, Erziehungs-, Sorge- und Hausarbeit aufreiben. Er richtet den Fokus auf finanzielle Engpässe aufgrund eingeschränkter Arbeits- und Erwerbsmöglichkeiten, die durch staatliche Maßnahmen nur teilweise gemildert werden. Und er benennt die durch die langanhaltenden Lockdown-Maßnahmen bedingten negativen Folgen für die seelische Gesundheit der Kinder, für ihre soziale Entwicklung und ihre Bildungsbiographie. Insbesondere Kinder, die auch sonst benachteiligt seien, erlebten in der Corona-Zeit besondere Nachteile.

Erzbischof Koch unterstreicht die Bedeutung der Familie in der Corona-Pandemie

Der Berliner Erzbischof betont: „In der aktuellen Krise wird deutlich, welche wichtigen Leistungen die Familien und Alleinerziehende für die Gesellschaft erbringen. Aufgaben wie die Betreuung, Erziehung und Bildung der Kinder sowie die Pflege älterer Menschen werden häufig zu wenig anerkannt. Zu oft gilt nur Erwerbsarbeit als Arbeit. In der Corona-Pandemie haben viele Familien ihre Sorgearbeit für andere Menschen weitergeführt und zusätzlich Aufgaben übernommen, die von den unterstützenden Strukturen wie Kitas, Schulen und Pflegeeinrichtungen nicht mehr erfüllt werden konnten. Hierfür bedarf es einer Anerkennung für die Familien: Sie verdienen, dass die Politik die Familien ganz oben auf die Agenda setzt. Ohne stabile Familien funktioniert unsere Gesellschaft nicht – generell nicht und erst recht nicht in der derzeitigen Ausnahmesituation.“ Er unterstütze deshalb die Idee eines Familiengipfels, wie er während eines Onlinedialogs der Kanzlerin mit Eltern angeregt worden sei. „Im Rahmen eines derartigen Treffens könnten die Problem- und Bedürfnislagen von Familien und Alleinerziehenden während und nach der Corona-Krise beleuchtet und mit Fachleuten aller relevanten Disziplinen Lösungsansätze diskutiert und entwickelt werden“, so Erzbischof Koch.

Quellen:

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