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8. März 2021 | Deutschland | 

Delegiertentagung 2021 - Die etwas andere Delegiertentagung


Carolin Brehm und Pater Ludwig Güthlein moderierten in einem provisorisch eingerichteten Studio die Delegiertentagung 2021 der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Foto: Brehm)

Carolin Brehm und Pater Ludwig Güthlein moderierten in einem provisorisch eingerichteten Studio die Delegiertentagung 2021 der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Foto: Brehm)

Hbre/Cbre. Am Wochenende 6./7. März fand die Delegiertentagung der Schönstatt-Bewegung in Deutschland als Online-Tagung statt, dieses Mal nicht in Schönstatt, Vallendar, sondern quer durch ganz Deutschland. Gut 230 Personen verbanden ihre Hauskirchen und waren miteinander im Gespräch.

Von vielen Orten aus waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zugeschaltet (Foto: mentimeterfolie)

Von vielen Orten aus waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zugeschaltet (Foto: mentimeterfolie)

Pater Eduardo Aguirre, Postulator im Seligsprechungsprozess Pater Kentenichs, war von Rom aus zugeschaltet (Foto: privat)

Pater Eduardo Aguirre, Postulator im Seligsprechungsprozess Pater Kentenichs, war von Rom aus zugeschaltet (Foto: privat)

Die Veranstalter sorgten trotz Corona mit kreativen Ideen für ein Gemeinschaftserlebnis eigener Art, zum Beispiel führten einige entspannende Abstimmungsfragen per Mentimeter zum Auftakt schnell zu einem Wir-Gefühl. Carolin Brehm moderierte zusammen mit Pater Ludwig Güthlein, dem Leiter der deutschen Schönstatt-Bewegung, das Treffen und vermittelte in ihrer natürlichen und souveränen Art ein positives Klima von „Familie“. Pater Güthlein brachte seinen Wunsch für diese Tagung in einer ganz besonderen Schale zum Ausdruck: Außen Rost und innen Gold. Dieses Geschenk aus einer Begegnung im Rahmen des ökumenischen Miteinanders von geistlichen Gemeinschaften im „Miteinander für Europa“ sei für ihn „zu einem Symbol für meine Hoffnung mit der Delegiertentagung geworden. Auch ohne Live-Begegnung hoffe ich, dass aus unseren Gesprächen und gegenseitigen Impulsen sich etwas Wertvolles – ‘Goldenes‘ – sammelt für die Ausrichtung unserer Bewegung“.

Causa Kentenich – aktuelle Informationen und Perspektiven

Themen gab es viele: Neben aktuellen Informationen durch Pater Güthlein und Schwester M. Veronika Riechel war Pater Eduardo Aguirre, Postulator in der Causa Kentenich, von Rom zugeschaltet. Er berichtete von seinen Arbeiten in den römischen Archiven und lenkte den Blick auf die positiven Effekte in den gegenwärtigen Anfragen um den Gründer Schönstatts: die Person Pater Kentenichs wird prägnanter; das Interesse wächst, seine Schriften zu studieren; die Solidarität unter den Gemeinschaft wird deutlicher spürbar. Seine optimistisch-gläubige Deutung der Situation gab seinen klaren Ausführungen etwas Hoffnungsvolles.

Domkapitular Martin Emge berichtete anschließend von konkreten Schritten, wie er in der Diözese Bamberg die aktuellen Turbulenzen um Pater Kentenich aufgriff und als Aufwind benutzt habe, um Person und Vision des Schönstattgründers noch mehr bekannt zu machen.

Von der Wichtigkeit, sich für ein nachhaltiges Umweltbewusstsein einzusetzen, konnten Vertreterinnen und Vertreter von SchönstattForFuture (SFF) die Delegierten überzeugen (Foto: Brehm)

Von der Wichtigkeit, sich für ein nachhaltiges Umweltbewusstsein einzusetzen, konnten Vertreterinnen und Vertreter von SchönstattForFuture (SFF) die Delegierten überzeugen (Foto: Brehm)

SchoenstattForFuture – Impuls für unsere Zentren

Benedikt Herkommer und Kerstin Eichenlaub von der jungen Initiative „SchoenstattForFuture“ (SSF) brachten in ihrem Beitrag zum Bewusstsein, dass der konsequente Einsatz für Klimaschutz nicht nur überlebensnotwendig für die ganze Menschheit ist und deshalb oberste Priorität auch für jede Einzelne und jeden Einzelnen der Schönstatt-Bewegung haben müsse, sondern darüber hinaus auch eine konkrete Form „ökologischer Werktagsheiligkeit“ im Sinn der von Pater Kentenich entwickelten Spiritualität sei. Schwester Birgitta Binder, Schönstattzentrum Dietershausen, und Marienbruder Markus Amrein, Hausleiter in Haus Tabor, Schönstatt, Vallendar, beschrieben, wie das Anliegen des Klimaschutzes an den Schönstatt-Zentren konkret werden kann. Sie brachten Impulse ein für ein Leben, das Nachhaltigkeit beachtet und einen Beitrag zu dieser globalen Herausforderung leistet.

Zum Abschluss dieser beiden großen Themenblöcke, zu denen es noch die Möglichkeit zu Rückfragen und Feedbacks gab, sorgte Familie Mettmann, Diözese Rottenburg-Stuttgart, durch ein Mittagsgebet in ihrem Hausheiligtum für eine kleine Atempause in der Nähe der Gottesmutter, ehe alle in die verdiente Mittagspause gingen.

Steffi Hoffmann berichtet über ihre Erfahrungen beim Synodalen Weg (Foto: Brehm)

Steffi Hoffmann, Bautzen, berichtet über ihre Erfahrungen beim Synodalen Weg (Foto: Brehm)

Pfarrer Josef Treutlein, Würzburg (Foto: Brehm)

Pfarrer Josef Treutlein, Würzburg, sprach über das derzeitig schwierige Lebensgefühl von Priestern (Foto: Brehm)

"Familiengebet online" ist das Projekt von Ehepaar Kathrin und Thomas Karban-Völkl, Kemnath (Foto: Brehm)

"Familiengebet online" ist das Projekt von Ehepaar Kathrin und Thomas Karban-Völkl, Kemnath (Foto: Brehm)

Maria Gerber, Heilbronn, berichtete von ihren Erfahrungen mit "Liturgie persönlich" (Foto: Brehm)

Maria Gerber, Heilbronn, berichtete von ihren Erfahrungen mit "Liturgie persönlich" (Foto: Brehm)

Blitzlichter zu aktuellen kirchlichen und gesellschaftlichen Themen

Das Nachmittagsprogramm wurde eröffnet durch ein Berufungslied, das Anna Haas aus der Diözese Würzburg für den “Vocation Music Award Deutschland” getextet und komponiert hat. Es war ein geistlicher Startpunkt in den Nachmittag, als sie die Inhalte ihres Liedes beschrieb und es anschließend sang.

Danach folgten Blitzlichter zu aktuellen kirchlichen und gesellschaftlichen Themen. Das Besondere daran: Die Themen bekamen ein Gesicht durch die Einzelnen, die von ihren Erfahrungen erzählten.

Synodaler Weg: „Meine Erfahrungen und Hoffnungen“

Steffi Hoffman, Bautzen, Delegierte beim „Synodalen Weg“, gab Einblicke, wie sie ihre Arbeit in diesem Feld erlebt, welche Herausforderungen und Chancen sich zeigen.

Priester und Lebensgefühl

Pfarrer Josef Treutlein zeichnete die Situation der Priester, die auch durch das innerkirchliche Klima vielfach von einer lähmenden Schockstarre geprägt ist. In seinem anschaulichen Beitrag zeigte er auf, welchen Infragestellungen ein Priester heute ausgesetzt ist. Er verband dies mit den augenblicklichen Anschuldigungen gegen Pater Kentenich und machte deutlich, wie aktuell gerade heute dessen Impulse für eine erneuerte und zeitgemäße Identität als Priester sind. In diesem Zusammenhang sah er es als ein mutmachendes Zusammentreffen, dass gerade vor Kurzem mit dem Buch über Pfr. Werner Krimm eine ansprechende und überzeugende Biografie eines Priesters erschienen ist.

„von zu Hause aus“ – Online-Familiengebet

Ehepaar Kathrin und Thomas Karban-Völkl, Kemnath, stellten ihr Projekt „Familiengebet“ vor, das sie mit ihren vier Kindern seit Beginn der Pandemie, als alle Gottesdienste in Kirchen abgesagt wurden, für andere Familien anbieten. Auch jetzt wieder in der Fastenzeit auf Ostern hin findet jeden Sonntagmorgen um 9.30 Uhr ein Familiengebet zum jeweiligen Sonntagsevangelium mit vielen interaktiven Momenten zum Mitmachen statt. Ihre Initiative ist sehr gefragt und wird dankbar angenommen, was die vielen Follower zeigen. LINK

Kirche zu Hause – eine Chance?

Maria Gerber, Heilbronn, berichtete davon, wie sie in der Zeit der Pandemie für sich Lichtpunkte entdeckt hat, um im eigenen Haus und Leben Liturgie persönlich zu erfahren und zu feiern.

Im Anschluss an diese interessanten und sehr persönlich geprägten Blitzlichter war Gelegenheit, in vier Themengruppen zusammen mit den ReferentInnen des Tages in weiteren Austausch zu kommen. Die Ergebnisse wurden von den verschiedenen Gruppen ins Themen-Padlet eingetragen, das bis zum Ende der Tagung noch von allen Anwesenden ergänzt werden konnte.

Themenpadlet zur Delegiertentagung (Foto: padlet)

Themenpadlet zur Delegiertentagung (Foto: padlet)

Bündelung in vier Bildern

Den thematischen Abschluss des Nachmittags bildete die Bündelung durch Pater Ludwig Güthlein. In vier Bildern brachte er das zum Ausdruck, was gegenwärtig das Lebensgefühl in den Reihen der Schönstatt-Bewegung Deutschland prägt:

Zusammenfassender Vortrag von Pater Ludwig Güthlein (Foto: Brehm)

Zusammenfassender Vortrag von Pater Ludwig Güthlein (Foto: Brehm)

Bild 1: Weg im Nebel, mit der Hoffnung, ins Sonnenlicht zu kommen 

Ein Bild für die gegenwärtige Situation im Blick auf den Gründer. Die Anschuldigungen bedeuten immer neuen Nebel, sie betreffen die Bewegung in einer Heftigkeit, die tief geht und die innere Auseinandersetzung schwerer macht. Es kommt darauf an, sich durch den Nebel hindurch zu finden, größere Klarheit zu erreichen über die Persönlichkeit des Gründers, ein gefestigtes neues Vertrauen zu gewinnen, weil es durch Anfragen hindurchgegangen ist.

Bild 2: Papst Franziskus im Gebet allein auf dem Petersplatz während der Pandemie

Dieses Bild verband Güthlein mit „Zukunft sehen“: „Die Frucht der Pandemie ist, dass wir das Netz der Hauskirchen sehen, dass dies jetzt viel stärker mitklingt, wenn wir ‚Kirche‘ sagen. Ein neues Bild von Kirche.“

Bild 3: Das Tor auf dem Berg Tabor

Hier griff der Bewegungsleiter den Vorgang des Durchschreitens des Tores auf: Auf der Schwelle sein. Schwelle als Durchgang zu etwas Neuem. Wir nehmen uns deutlicher als Generationen wahr. Die 3. Generation hat diese Tagung bereichert. Es geht immer wieder um Treue zum Ursprung. Treue bedeutet aber auch, die unerfüllten Visionen des Anfangs zu ergreifen und sie zu verwirklichen.

Bild 4: Das „Wir“ trägt

Das aktuelle Empfinden in der Bewegung ist: Wir brauchen einander wegen der Unterschiedlichkeit der Erfahrungen, in den Herausforderungen, in denen wir stehen. Wir lernen gegenseitige Wertschätzung. Wertschätzung kann man sich nicht selbst geben, sie muss zunächst erlebt werden durch andere.

Am Ende verwies Pater Güthlein auf das MTA-Bild, das Marienbild Schönstatts, in seinem Büro: Was Pater Kentenich Vertrauen gegeben hat, war seine Erfahrung mit der Gottesmutter: „Sie findet einen Weg.“ Wir erleben Schönstattgeschichte nicht, weil wir sie studieren, sondern weil sie sich hier und jetzt abspielt. „Es geht durch Nebel, aber wir können der Gottesmutter vertrauen. Es geht um ihre Sache und ihre Familie.“

Abendliche Bündnisfeier

Die Bündnisfeier am Abend, ausgestrahlt dank schoenstatt-tv vom Urheiligtum aus, zeigte einmal mehr die innere Lebensquelle, die alle Teilnehmer miteinander verbindet, ob man zusammen ist, am Bildschirm oder jeder zu Hause, irgendwo in Deutschland. Eine schmale goldene Kerze, die jedem Teilnehmer im Vorfeld zugeschickt worden war, spielte als Zeichen der Verbindung untereinander und den vielen Anliegen und Menschen, an die in den Fürbitten gedacht wurde, eine Rolle.

Begegnungsabend online

Der intensive Tag klang aus in einem ganz besonderen Abendprogramm: Pater Hans-Martin Samietz sorgte durch sein Online-Ratespiel, in dem die bayrischen Coronaregeln neben vielem anderen eine wichtige Rolle spielten, für den nötigen Erholungsausgleich nach einem Tag Bildschirmarbeit. Anschließend trafen sich, dank der Möglichkeiten der verwendeten Konferenzsoftware, viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch spontan in kleinen online-Gruppen, um das Miteinander zu pflegen.

Tagungseinheit zum Thema Prävention (Foto: Brehm)

Tagungseinheit zum Thema Prävention (Foto: Brehm)

Impuls für eine nachhaltige Präventionsarbeit

Am Beginn des Sonntagvormittages stand das Thema „Impuls für eine nachhaltige Präventionsarbeit“ auf dem Programm der Tagung. Im Rahmen dieser Information hat Pater Güthlein den Delegierten aus der Bewegung eine Stellungnahme zur Kenntnis gegeben, die einen Priester und bis in die 70er Jahre zurückgehende Missbrauchsfälle betreffen, der auch in der Schönstatt-Bewegung tätig war. Der Fall des „Pfarrers A.“ offenbart die wiederholte Wiedereinsetzung in pastorale Arbeit auch nach Straftaten und Verurteilungen und wurde und wird in verschiedenen Untersuchungen aufgearbeitet. Die Stellungnahme für die Delegiertentagung stellt die Nachforschungen der Bewegung vor, die seit Mitte Dezember 2020 getätigt wurden. Sie kann hier nachgelesen werden.

Fehler der Vergangenheit sind für Schönstatt ein Impuls, die inzwischen geltenden Präventionsregeln nachhaltig umzusetzen. Anpassungen aufgrund der neuen Rahmenordnung von 2020 seien außerdem eine Gelegenheit für das differenzierte Gefüge Schönstatts, mit seinen Kerngemeinschaften, diözesanen Zentren und Bewegungsangeboten, eine größere Einheitlichkeit in Sachen Prävention zu erreichen.

SocialMediaAngebot "Jenseits des Gewöhnlichen"

SocialMediaAngebot "Jenseits des Gewöhnlichen"

Campus Berlin, ein Projekt, bei dem Schönstatt durch das JKI mitvertreten ist

Campus Berlin, ein Projekt, bei dem Schönstatt durch das JKI mitvertreten ist

Initiativen in bunter Vielfalt

Weitere Informationen über interessante Angebote dieses Jahres folgten: der Frauenkongress, das Familienfestival zu Hause, die „Nacht des Heiligtums“ für Jugendliche. Ein kurzer Blick in das SocialMediaAngebot zweier Marienschwestern – Jenseits des Gewöhnlichen – gab Gelegenheit zu kurzem Atemholen und schließlich informierte Pater Felix Geyer über den Stand der Entwicklung des „Campus Berlin“, an dem auch Schönstatt durch das JKI beteiligt ist.

Kleine Online-Gesprächsgruppen, in denen die wichtigsten Punkte dieser Tagung ins Wort gebracht werden konnten und die anschließend in kurzen Begriffen in einem Schaubild visualisiert wurden, bildeten den Abschluss der Vormittagsarbeit.

„Blick Richtung Horizont“

Am Ende stand der Abschlussgottesdienst in der Anbetungskirche, bei dem die Fürbitten vorgetragen wurden, die während der Tagung online von vielen Teilnehmenden geschrieben worden waren. In seiner Predigt fasste Pater Ludwig Güthlein seine Eindrücke zusammen: „Ich war überrascht, als ich das Motto der NdH heute hörte. Wie oft hat es uns schon entscheidende Impulse für unsere Ausrichtung gegeben. Es lautet in diesem Jahr: „BlickRichtungHorizont“. Unser Weg derzeit verläuft oft im Nebel, aber wir brauchen dringend den Blick auf den Horizont. Für ihn – so Güthlein – sei dieser Blick in dem Wort zu finden, das jemand in den vergangenen Tagen geprägt und damit Pater Kentenichs prophetisches Anliegen auf den Punkt gebracht habe: Es geht in der Zukunft um ein „wertschätzendes Bindungsangebot“. Menschen suchen wertschätzende Bindungen, die zu tragenden Fundamenten werden.

Das Motto der Nacht des Heiligtums 2021 (Foto: NdH)

Das Motto der Nacht des Heiligtums 2021 (Foto: NdH)


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