Nachrichten

29. Januar 2021 | Deutschland | 

75 Jahre unterwegs – Konstituierung der „Frauen von Schönstatt“ am 2. Februar 1946


Hauskapelle im "Mutterhaus" der Gemeinschaft "Frauen von Schönstatt": Haus Regina, Vallendar (Foto: Hanna Grabowska)

Hauskapelle im "Mutterhaus" der Gemeinschaft "Frauen von Schönstatt": Haus Regina, Vallendar (Foto: Hanna Grabowska)

Dr. Gertrud Pollak. Eigentlich sollte es schon zum 8. Dezember 1945 so weit sein. Wegen einer Auslandsreise von Pater Josef Kentenich wurde es dann der 2. Februar 1946, an dem die Gemeinschaft „Frauen von Schönstatt“ konstituiert wurde. Exakt am gleichen Tag ein Jahr später wurde kirchlicherseits diese Lebensform der Säkularinstitute päpstlich approbiert (Provida Mater 2.2.1947). Damit hatten auch die bereits 1926 gegründeten Schönstätter Marienschwestern und die 1942 in Dachau gegründeten Schönstätter Marienbrüder einen kanonisch bestimmten Ort innerhalb des geweihten Lebens.

„Orden in der Welt“

Die Frauen von Schönstatt hatten sich, aus der großen Frauenbewegung, die seit 1920 in Schönstatt wuchs, in mehreren Suchbewegungen herausgebildet. Anfangs waren Verheiratete, Witwen und zu einem jungfräulichen Leben Entschiedene noch gemeinsam im damaligen Bund oder der Liga. Mit den dreißiger Jahren wurde klar, dass das Leitwort, nach dem diese Gemeinschaft konstituiert werden sollte, der „Orden in der Welt“ war. Damit wurden die beiden Akzente beschrieben, die das neue Institut kennzeichneten: einerseits die Verbindlichkeit einer Gemeinschaft, die sich auf die evangelischen Räte verpflichtet (Armut, Gehorsam, Jungfräulichkeit) und gleichzeitig der Verbleib am eigenen Wohnort und im Beruf.

Erste, noch handgeschriebene Broschüre der Gemeinschaft (Foto: Archiv)

Inhaltsverzeichnis der ersten, noch handgeschriebenen Broschüre der Gemeinschaft.  (Foto: Archiv)

Foto aus der ersten Broschüre der Gemeinschaft (Foto: Archiv)

Diese Broschüre bringt viele Fotos mit den verschiedenen Berufen, in denen die Frauen diese Lebensform ausübten, z.B. Besitzerin eines Ladens. (Foto: Archiv)

Wandlungen in Gesellschaft und Kirche mitvollziehen

Diese Zielsetzung hatte schon Jahre zuvor in den Zeiten des Widerstands gegen den Nationalsozialismus und auch nach dem 1. Weltkrieg Christinnen motiviert, sich Gott in ihrem Beruf zu weihen und ihn im Alltag in der Welt gegenwärtig zu setzen. Pater Kentenich sagte in verschiedenen Vorträgen an die Frauen von Schönstatt immer wieder: Ein „origineller Sendungsglaube“ sollte Leben werden. Diese Lebensform war immer gefordert, die Wandlungen in Gesellschaft und Kirche mit zu vollziehen. „Das war immer unsere Aufgabe: Gottes Finger heraus zu spüren aus den Zeitgeschehnissen, nicht fortzulaufen aus dem Zeitgeschehen“ (J. Kentenich 1950; Gründer des Instituts)

„Dass eine solche Zielsetzung in ganz unterschiedlichen Berufen, einfach dazwischen, gerade heute für die Kirche dringend erforderlich wäre, ist überdeutlich. Dass sie aber auch eine schwierige Herausforderung ist – und eben kein lockeres Single-Leben, wie manche meinen - das spüren wir deutlich“ sagt die heutige Generaloberin. Papst Paul VI. hat es anschaulich ins Wort gebracht: Ziel war, dass die „Säkularinstitute gleichsam zu Versuchslaboratorien werden, in denen die Kirche die konkreten Möglichkeiten ihrer Beziehungen zur Welt einer Probe unterzieht.“ (Papst VI. 1976).

Eine Haltung des Darüber-Hinaus-Gehens leben

Nach dem anfänglich breiten Spektrum an Tätigkeiten kamen im Lauf der letzten Jahrzehnte vor allem Frauen mit pädagogischen, medizinischen und sozialen Berufen in die Gemeinschaft. Im Normalfall leben sie einfach dazwischen, ohne dass ein Kollegenkreis oder die Leute in der gleichen Straße um die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft wissen. Dennoch geschehen ohne großes Aufsehen, gleichsam anonym, große und kleine Einsätze von Mitgliedern unseres Institutes. „Ich denke an eine Krankenschwester, die jetzt am Empfang eines Krankenhauses jede Minute entscheiden muss, wer stationär behandelt werden kann und wer nicht. Sie sagt, ohne die Verbindung mit Gott könnte sie das nicht aushalten. Ich denke an zwei Ärztinnen, die jetzt in Zeiten von Covid Aktionen ermöglicht haben, dass stationäre Patienten auch über zusätzliche technische Möglichkeiten mit ihren sonstigen Bezugspersonen in Kontakt sein konnten. Auch hier eine klare christliche Motivation. Ich denke an eine Dozentin, die fachlich die Pädagogik von P. Kentenich in heutigen Worten umsetzt, weil sonst auch Werte verloren gingen. Doch ich denke natürlich auch, und mit hoher Wertschätzung, an die vielen meist betagten Frauen von Schönstatt. Sie haben ein solches Sendungsleben vielfältig gelebt und verbinden sich jetzt im Gebet und Herschenken ihrer Lebensumstände mit den Anliegen der Welt. Sie wissen sich solidarisch mit den noch Aktiven und beten viel für sie und für Aktuelles was sie mitbekommen.“ Mit diesen wenigen Beispielen beschreibt die Generaloberin auch, dass alle in der Gemeinschaft sich dringend Berufungen wünschen - junge Frauen, die sich dieser Sendung verschreiben, mitten in der Welt das zu leben, was unser derzeitiger Papst treffend die „Haltung des Darüber-Hinaus-Gehens“ nennt – genau das, was Pater Kentenich mit dieser Gründung wollte.

Das Zentrum der in über 20 Ländern verbreiteten Gemeinschaft ist Haus Regina in Vallendar.

Nach einem Kurs verabschieden die Mitglieder P. Kentenich vor Haus Regina (Foto: Archiv)

Nach einem Kurs verabschieden die Mitglieder P. Kentenich vor Haus Regina (Foto: Archiv)

Hier treffen sich die Mitglieder der Gemeinschaft zu Tagungen und Exerzitien, was derzeit die Pandemie leider unmöglich macht.

Aus der Apsis der Hauskapelle in Haus Regina (Foto: Grabowska)

Aus der Apsis der Hauskapelle in Haus Regina (Foto: Grabowska)

Die Hauskapelle dieses „Mutterhauses“ wurde bis 2013 neu gestaltet und bezeugt anschaulich die Sendung der Gemeinschaft. Im „Kreuz der Einheit“, das zwar klein, aber zentral in der Mitte der Apsis steht, ist Maria in ihrer Verbundenheit mit Christus dargestellt. Dieses Ineinander stellt vor Augen, wie Mitglieder dieses Säkularinstitutes heute bei den Menschen und ihren Lebenssituationen stehen wollen. Die Basis des Kreuzes bilden die verschieden gestalteten „Ewigringe“ verstorbener Frauen von Schönstatt. Diese Ringe als Zeichen gelebter Christusnachfolge in den evangelischen Räten stehen symbolisch für all die etwa 1.000 Frauen, die in den 75 Jahren diesen Weg gegangen sind. Heute sind international ca. 200 Frauen im Säkularinstitut.

Am 02. Februar 2021 werden Mitglieder der Gemeinschaft regional den Tag der Konstituierung entsprechend ihrer Kultur begehen. Im Juli 2021 sollte dazu ein internationaler Kongress und eine große Feier stattfinden, was wegen Corona vermutlich erst ein Jahr später möglich sein wird. Wichtig wird vor allem die Vorbereitung auf diesen Kongress sein, denn wenn die Lebensform der Frauen von Schönstatt zeitgerecht umgesetzt werden soll, muss sie immer neu bedacht und abgestimmt werden.


Top