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27. Januar 2021 | Kommentar der Woche | 

Wilfried Theising: Etwas Diabolisches


(Foto: pixabay.com)

Kommentar der Woche: Etwas Diabolisches

Weihbischof Wilfried Theising | Münster · Vechta (Foto: basis-online.de)

Weihbischof Wilfried Theising | Münster · Vechta (Foto: basis-online.de)

27.01.2021

Wilfried Theising

Etwas Diabolisches

„Im Corona-Jahr sterben deutlich mehr Menschen“ lautete dieser Tage eine Schlagzeile meiner regionalen Tageszeitung. In meinem Landkreis seien fast zwölf Prozent mehr Menschen im Jahr 2020 verstorben als im Durchschnitt der vergangenen vier Jahre. Und auch für ganz Deutschland wird eine erhöhte Sterblichkeit für 2020 beobachtet, die mutmaßlich in einem engen Zusammenhang mit Covid-19-Infektionen steht. Wenn auch noch nicht wissenschaftlich belegt, so lehne ich mich dennoch überzeugt mit der Behauptung aus dem Fenster, dass Corona die Mortalität erhöht. Aber nicht nur diese, in verschiedenen Untersuchungen wird zudem eine Erhöhung psychischer Belastungen in der Bevölkerung erwartet wie Anpassungsstörungen, Angsterkrankungen und Depressionen etc. Ich habe daran keinen Zweifel. Das Coronavirus fordert seine Opfer, Tote und Lebendige. Tragisch, aber zunächst einmal Fakt!

Und dann sind da auf der anderen Seite die sogenannten Querdenker und Corona-Leugner. Mit penetranter Ignoranz werden wissenschaftliche Erkenntnisse, wird die offenkundige Wirklichkeit verdreht oder gleich ganz geleugnet. Man versteigt sich in abstrusen Verschwörungstheorien und schafft sich eine eigene Realität. Das Leid der Betroffenen wird oftmals gänzlich ausgeblendet. Für mich einfach unverständlich. Ich verstehe es einfach nicht, wie (eigentlich) mit Verstand und Vernunft ausgestattete Menschen sich in solcherart verwirrte Gedankengebilde versteigen können. Es macht mich annähernd zornig und irgendwie auch hilflos. Und es beruhigt mich nicht wirklich, dass diese Gruppe eine Minderheit darstellt. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass zunehmend mehr Menschen sich eine eigene Realität schaffen und alles andere drumherum ausblenden, Fakten hin oder her.

Mir scheint, bei einigen ist etwas deutlich durcheinandergeraten bzw. verworren. In der jüdisch-christlichen Tradition kennen wir das Wort „diabolein“. Es ist das griechische Wort für Durcheinanderbringen, Zerwürfnis verursachen und entzweien. Für mich hat die ganze Szene rund um die Corona-Leugner und Verschwörungstheoretiker etwas Diabolisches. Etwas, was aus eigener Kraft kaum noch in den Griff zu bekommen ist, da es selbst fest im Griff hat.

Im kommenden Sonntagsevangelium ist es Jesus selbst, der mit Diabolischem konfrontiert wird. „Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret?“, fragt der unreine Geist eines von ihm erfassten Mannes. Er wisse zwar, wer Jesus ist: der Heilige Gottes, Träger der Wahrheit. Aber seine anfängliche Frage entlarvt ihn als eine Kraft, die nichts mit der Wahrheit zu tun haben will, sondern Besitz vom Menschen ergreift und dessen Geist und Leben durcheinanderbringt. Jesus tritt ihm entgegen: „Schweig und verlass ihn!“ Und so geschieht es. Die Wahrheit siegt. Das macht Hoffnung. Sie will aber auch durchgesetzt werden. Haben wir also den Mut, auch in aussichtslosen Situationen für die Wahrheit einzustehen. Jesus steht dabei an unserer Seite.



Quelle: www.basis-online.net
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung


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