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22. Dezember 2020 | Deutschland | 

„Abenteuer Ehe“ – Vorbereitungsseminare einmal anders


Über den gemeinsamen Lebensweg ins Gespräch kommen (Foto: Candit Shots, pixabay.com)

Über den gemeinsamen Lebensweg ins Gespräch kommen (Foto: Candit Shots, pixabay.com)

Hbre. Die aktuelle Lage in der Corona-Pandemie macht es leider nicht möglich, dass der „Ehevorbereitungskurs kompakt“, der normalerweise zwischen Weihnachten und Neujahr im Tagungszentrum Marienland angeboten wird, stattfinden kann. Solche mehrtägigen Kompaktseminare in Präsenzform über die Kar- und Ostertage, zwischen Weihnachten und Silvester oder am Fronleichnamswochenende sind seit vielen Jahren in Deutschland beliebte Angebote der Schönstatt-Familienbewegung für Paare, die bald heiraten wollen. Nachdem es schon vor Jahren erste Ansätze gab, haben  P. Werner M. Kuller und Sr. M. Anke Rechtien mit dem Leitungsteam der Schönstatt-Familienbewegung begonnen, eine weitere Kursform „Ehevorbereitung intensiv“ zu etablieren: ortsnah, 6 Abende in 6 Wochen. Ein Kurs im Februar in Maria Rast, im Erzbistum Köln, wird nun versuchsweise auch als online-Veranstaltung angeboten. schoenstatt.de hat mit Pater Kuller über seine Erfahrungen gesprochen.

Interview mit Pater Werner M. Kuller

Pater Kuller, Sie waren als zuständiger Pater für die Familien in Österreich vor vielen Jahren der Initiator der 6-Abend-Kurse für die Ehevorbereitung, bei denen mittlerweile 1.100 Paare teilgenommen haben. Nun findet dieses Modell auch im Bistum Münster statt. Gab es interessierte Paare?

Pater Werner Kuller (Foto: Imwalle)

Werner M. Kuller, Schönstatt-Pater, Studium der Theologie in Münster/Westf., Weiterbildungen in Psychologie und Pädagogik, Ausbildung in Gruppendynamik und Prozessbegleitung, Familienseelsorger (Foto: Imwalle)

Ja, wenige, aber es gab sie. Wir haben 2019, 2020 je einen Kurs durchgeführt und wollen auch 2021 einen anbieten. Bevor ich nach Österreich ging, bot ich im Schönstattzentrum in Aulendorf, Diözese Rottenburg-Stuttgart, einige Kurs über sechs Abende an. Aus dieser Zeit weiß ich, dass diese Kurse eine lange und intensive Vorlaufzeit brauchen. Damals habe ich alle priesterlichen Mitarbeiter dieser Region informiert und die verschiedenen Schönstatt-Gliederungen. Bis die Info beim Endverbraucher ankommt, braucht es Zeit. In Österreich wirkte dann die Mund zu Mund Propaganda von Paaren, die teilgenommen und die es als wichtigen Baustein für ihre Ehevorbereitung empfunden hatten. Da war schließlich gar keine Werbung von unserer Seite her mehr nötig.

Mit welchen Inhalten, mit welchen Methoden arbeiten Sie und wer gestaltet die 6 Abende?

Wir arbeiten im Team: Ein Begleitehepaar, Referentenehepaare, Pater und Schwester. Dem Begleitehepaar kommt die zentrale Rolle zu. Das muss ein beziehungsstarkes Ehepaar sein. Es führt bei allen sechs Terminen durch die Abende und ist der konstante Ansprechpartner für die Paare. Der Ablauf ist immer derselbe:  Eine Runde zum Ankommen, ein Vortrag, Pause mit kleinen Häppchen, Paargespräch, Schlussrunde, Besuch in der Schönstatt-Kapelle. Der Vortrag des ersten Abends „Gespräch und Umgang mit Konflikten“ liegt meist in meiner Verantwortung. Mir ist an diesem Abend besonders wichtig, die Skeptiker aufzunehmen, die Leute zu gewinnen und deutlich zu machen: „Hier will Ihnen niemand in Ihre Beziehung hineinreden. Sie hören und dann machen Sie mit dem Gehörten, was Sie wollen. Sie wissen, was Ihnen guttut und was nicht. Das ist Ihre Ehe, Ihre Partnerschaft und Ihr Weg zur Hochzeit!“ Die beiden folgenden Abende sowie der fünfte Abend - wir nehmen einander wahr als Mann und Frau, Sexualität, Umgang mit Ursprungsfamilie, Zeit, Geld, Rollenverteilung - werden jeweils von einem Ehepaar gestaltet. Der vierte Abend über das Sakrament der Ehe kommt von Schwester M. Gertraud, die als Familienschwester in der Diözese tätig ist. Das sechste Treffen liegt wieder bei mir: Ein Samstagnachmittag über die Vorbereitung der Hochzeit, dazu gehören kirchenrechtliche Fragen, mit Gedanken zur Gestaltung des Gottesdienstes der Trauung, dem Überdenken von Bräuchen. In einem gemeinsamen Gottesdienst werden den Paaren dann auch die Teilnahmebescheinigungen übergeben. Ein kleines Festessen schließt sich an, wobei jedes Paar mit zum Buffet beiträgt. Nach jedem Kurs ist spürbar, dass über die Zeit der sechs Veranstaltungen Nähe und Gemeinschaft unter den Paaren entstanden sind.

Ist es schwierig, die teilnehmenden Paare über sechs Wochen für die Treffen zu motivieren?

Nein, gar nicht, das ist nie eine Frage gewesen. Die Paare finden die Treffen spannend, interessant und als wichtig für die Vorbereitung ihres ureigenen Eheweges.

Gibt es auch Paare, die sich nach Ablauf der 6 Abende trennen, weil sie gemerkt haben, wir passen doch nicht zusammen?

Aus meiner Erfahrung aus Österreich kann ich sagen, ungefähr 10 bis 15% verschieben ihre Hochzeit, weil sie spüren: das, was wir gemeinsam haben, reicht (noch) nicht für eine Ehe.

Was empfinden Sie als Vorteil der „Ehevorbereitung an 6 Abenden“ gegenüber den viertägigen Kompaktseminaren?

Beide Kursmodelle haben Ihre Berechtigung. Jedes Paar wird sich klar werden, was besser zu ihnen passt. Als Vorteil bei den 6 Abenden sehe ich, dass die Paare in ihrer Lebenswirklichkeit bleiben, in der sie auch sonst ihre Ehe aufbauen. Sie können über einen Zeitraum von sechs Wochen Paargespräche üben, sechs Mal im Kurs und fünf in der Zeit zwischen den Abenden. Sie müssen sich miteinander befassen, können nicht ausweichen in das Gemeinschaftserlebnis der Gruppe hinein. Ein Vorteil ist auch, dass die Wege zueinander kurz sind, sowohl unter den Paaren, als auch zum verantwortlichen Team. Wenn es nach den Abenden in der Partnerschaft hakt, greifen die Paare zum Telefonhörer und machen ein Treffen mit einem der Referenten oder mit dem Begleitehepaar aus. Wir schauen auf den schwierigen Punkt und weiter geht’s in der Partnerschaft, ohne den weitaus anstrengenderen Schritt zu einer Eheberatung gehen zu müssen oder im eigenen Nichtweiterkommen im Konflikt sich weiter zu verletzen.

Informationen zu den von der Schönstatt-Familienbewegung aktuell geplanten Kursen zur Ehevorbereitung sind zu finden auf der Internetseite: www.abenteuer-ehe.de

Informationen zu den von der Schönstatt-Familienbewegung aktuell geplanten Kursen zur Ehevorbereitung sind zu finden auf der Internetseite: www.abenteuer-ehe.de

Da wir im Moment kurz vor Weihnachten stehen: Kann man einem Paar, das im kommenden Jahr heiratet, einen Gutschein schenken für einen 6 Abende Kurs oder ein Kompaktseminar?

Ja, wenn Sie ins Internet auf www.abenteuer-ehe.de gehen, werden Sie dort alle Informationen finden.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft der Ehevorbereitung?

Für einen weiteren Kurs in der Diözese Münster, in Borken, ist das Datum festgelegt. In der Diözese Köln wird 2021 ein Kurs über sechs Abende in Maria Rast zum ersten Mal angeboten. Wir suchen nach weiteren Möglichkeiten, es wäre schön, wenn es auch in anderen Diözesen gelingen könnte, einen solchen Kurs anzubieten.

Herzlichen Dank, Pater Kuller für Ihre Initiative und die Zeit fürs Interview. Wir wünschen ihnen ein ganz lichtvolles Weihnachten und das Spüren, dass Sie und all Ihre Projekte auch im kommenden Jahr von Gott geführt sind.

Das Interview führte Claudia Brehm

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