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16. November 2020 | Deutschland | 

Schönstätter Marienschwester ist „MINT-Lehrerin des Jahres“


Screenshot von der digitalen Preisverleihung am 10. November 2020 (Foto: EWE-Stiftung)

Screenshot von der digitalen Preisverleihung am 10. November 2020 (Foto: EWE Stiftung)

Sr. M. Verena Röhrig / Hbre. Schwester Christamaria, Mitglied des Institutes der Schönstätter Marienschwestern, hat von der EWE-Stiftung in Kooperation mit der Universität Oldenburg den „Klaus-von-Klitzing-Preis 2020“ als beste deutsche Lehrerin für MINT-Fächer – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, erhalten. Die aus Vallendar stammende 44 Jahre alte Lehrerin unterrichtet seit 2014 an der Schönstätter Marienschule Mathematik, Informatik und katholische Religion. Außerhalb des Unterrichts betreut sie eine Roboter-AG, bildet Schülerinnen zu technisch-digitalen Pannenhelfern im Schulalltag („DigiDocs“) aus und arbeitet mit einer Softwarefirma gemeinsam an der Weiterentwicklung einer Schul-Kommunikations-App. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis wurde am 10. November 2020 von seinem Namensgeber, dem Physiknobelpreisträger Prof. Dr. Klaus von Klitzing – coronabedingt – erstmals in einer virtuellen Feierstunde an die Schönstätter Marienschwester übergeben.

Mit Schwester Christamaria fieberte in der weiträumigen Mensa der Schule eine kleine Gruppe von Schülerinnen und Lehrpersonen der Preisverleihung entgegen. Unter ihnen waren Schwester M. Gabriele Schreck, die Schulleiterin, und als besonderer Ehrengast Schwester M. Aleja Slaughter, die Generaloberin der Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern. Per Livestream verfolgten viele mit Spannung das einstündige Programm.

Sr. Christamaria: „Ich freue mich wirklich riesig über diesen Preis, weil er eine ganz große Anerkennung ist, für das, was an unserer Schule tatsächlich läuft. Und ich glaube, die eigentlichen Gewinner sind die Mädchen, die es mir hier ermöglichen, mich so kreativ in vielen Projekten zu entfalten. Der Preis zeigt: das, was wir hier tun, das lohnt sich.“ (Foto: EWE Stiftung)

Sr. Christamaria: „Ich freue mich wirklich riesig über diesen Preis, weil er eine ganz große Anerkennung ist, für das, was an unserer Schule tatsächlich läuft. Und ich glaube, die eigentlichen Gewinner sind die Mädchen, die es mir hier ermöglichen, mich so kreativ in vielen Projekten zu entfalten. Der Preis zeigt: das, was wir hier tun, das lohnt sich.“ (Foto: EWE Stiftung)

Maßgeblicher Beitrag zur Qualifikation der Schülerinnen

„Schwester Christamaria hat die Jury sowohl durch ihre Erfolge im Bereich der Informatik an einer reinen Mädchenschule mit Realschulzweig und Gymnasium, ihre Praxiskontakte in die Wirtschaft als auch durch ihre überdurchschnittliche Einsatzbereitschaft außerhalb des regulären Unterrichts überzeugt“, begründet von Klitzing die Juryentscheidung. Mit ihrer Arbeitsgemeinschaft Robotik, den „DigiDogs“, die als mobile Einsatzgruppe bei digitalen Pannen in der Schule erste Hilfe leisten, der APP „Cocuun“ für verbesserte schulische Kommunikation zusammen mit einem regionalen Softwareunternehmen, sowie ihrem übergeordneten Einsatz zur erfolgreichen Digitalisierung der Bildung trägt sie maßgeblich zur Qualifikation ihrer Schülerinnen und zur Weiterentwicklung unserer Bildungslandschaft bei.“

Schwester Christamaria, die sich gegen 47 Bewerberinnen und Bewerber aus ganz Deutschland durchsetzen konnte, hat ihre Lehrtätigkeit stets durch außerschulisches Engagement ergänzt und sich dadurch einen ausgezeichneten Ruf bei Kolleginnen, Schülerinnen und Eltern erarbeitet. Sie betont: „Ich freue mich wirklich riesig über diesen Preis, weil er eine ganz große Anerkennung ist, für das, was an unserer Schule tatsächlich läuft. Und ich glaube, die eigentlichen Gewinner sind die Mädchen, die es mir hier ermöglichen, mich so kreativ in vielen Projekten zu entfalten. Der Preis zeigt: das, was wir hier tun, das lohnt sich.“


Ein Filmportrait der Presiträgerin (Quelle: www.klaus-von-klitzing-preis.de/preistraeger)

Bemerkenswerter Beitrag zur Geschlechter- und Bildungsgerechtigkeit

Marion Rövekamp, Vorstandsvorsitzende der EWE Stiftung: „Mit dem diesjährigen Klitzing-Preis ist es gelungen, nachdrücklich auf die Bedeutung und die Chancen digitaler Bildung hinzuweisen. Den Lehrerinnen und Lehrern kommt dabei insbesondere in Anbetracht der mit der Corona-Pandemie verbundenen Veränderungen eine besondere Bedeutung zu. Besonders bemerkenswert finde ich, dass Schwester Christamaria es versteht, insbesondere Mädchen, die sich gerade im MINT-Bereich oft weniger zutrauen, schon früh für Informatik und Robotik zu begeistern. Damit legt sie Grundsteine für erfolgreiche Bildungskarrieren und leistet einen bemerkenswerten Beitrag zur Geschlechter- und Bildungsgerechtigkeit.“

Schwester Christamaria (l) und Schwester M. Aleja Slaughter, Generaloberin der Schönstätter Marienschwestern in der Mensa der SMS während der Feier der Preisübergabe (Foto: Jutta Jocks)

Schwester Christamaria (l) und Schwester M. Aleja Slaughter, Generaloberin der Schönstätter Marienschwestern in der Mensa der SMS während der Feier der Preisübergabe (Foto: Jutta Jocks)

Sr. Christamaria bei der Robotik-AG (Foto: EWE-Stiftung)

Sr. Christamaria bei der Robotik-AG (Foto: EWE Stiftung)

Nicht nur Unterreicht und Digitales, auch Zeit gemeinsam „analog“ verbracht ist Schwester Christamaria im Umgang mit ihren Schülerinnen wichtig, zum Beispiel beim Fußballspiel auf dem Pausenhof oder beim Wandern und Zelten an ausgewählten Wochenenden (Foto: EWE-Stiftung)

Nicht nur Unterreicht und Digitales, auch Zeit gemeinsam „analog“ verbracht, ist Schwester Christamaria im Umgang mit ihren Schülerinnen wichtig, zum Beispiel beim Fußballspiel auf dem Pausenhof oder beim Wandern und Zelten an ausgewählten Wochenenden (Foto: EWE Stiftung)

Wichtiger Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung

Prof. Dr. Dr. Hans Michael Piper, Präsident der Universität Oldenburg, ergänzt: „Es beeindruckt mich, wie sehr Schwester Christamaria ihre Schülerinnen für Informatik und das Zukunftsthema Digitalisierung begeistert. Sie vermittelt ihnen dabei weit mehr als Fachwissen. Ebenso wichtig ist es, dass sie die Eigenverantwortung, das Selbstbewusstsein und die positive Grundeinstellung ihrer Schülerinnen stärkt und somit viel zu deren Persönlichkeitsentwicklung beiträgt. Das sind beste Voraussetzungen für qualifizierten und motivierten wissenschaftlichen Nachwuchs, der interdisziplinär denkt und Freude am Forschen hat.“

Erste Frau nach sechs männlichen Preisträgern

In einer kleinen Laudatio sprach Karolin Gräwer, Jahrgangsstufe 11 der Schönstätter Marienschule, über ihre Erfahrungen mit Schwester Christamaria, die sie schon seit der 5. Klasse in Religion und Informationstechnischer Grundbildung als „besondere Lehrerin“ kennengelernt habe. Durch die Roboter-Wochenenden der Roboter-AG habe sie so viel Spaß am Roboterbau und Programmieren gefunden, dass sie zusammen mit anderen interessierten Schülerinnen jährlich erfolgreich an Wettbewerben der „First lego league“ teilgenommen habe. Schwester Christamaria habe den AG-Teilnehmerinnen jeden Freitag gezeigt, „wie viel Spaß und Freude man an Technik haben kann.“ Karolin Gräwer weiter: „Bei Problemen hilft sie gerne, gibt Denkanstöße, verrät aber nie die eigentliche Lösung. Sie lässt uns immer alles ausprobieren und, wenn mal etwas nicht funktioniert, macht sie uns Mut, dass sich schnell eine Lösung finden wird. Mit ihrem unermüdlichen Einsatz überzeugt sie einfach jeden. Ihre positive Art überträgt sich auf uns Schülerinnen und deshalb möchten wir die AG an unserer Schule nicht mehr missen.“ Dieses Erfolgsrezept habe Schwester Christamaria auch bei anderen Fragen der Digitalisierung eingesetzt. Mit einer kleinen Gruppe von Schülerinnen sei es dadurch 2017 zur Einrichtung der schuleigenen Kommunikationsplattform Cocuun gekommen, wovon seither alle Klassen, Lehrer und Eltern profitieren.

Schwester Christamaria mit ihrer Laudatorin Karolin Gräwer (Foto: Jutta Jocks)

Schwester Christamaria mit ihrer "Laudatorin" Karolin Gräwer (Foto: Jutta Jocks)

Die Preisträgerin auf dem Schulhof der SMS (Foto: Jutta Jocks)

Die Preisträgerin auf dem Schulhof der SMS (Foto: Jutta Jocks)

Schwester M. Gabriele Schreck, Schulleiterin der Schönstätter Marienschule (SMS) (Foto: EWE Stiftung)

Schwester M. Gabriele Schreck, Schulleiterin der Schönstätter Marienschule (SMS) (Foto: EWE Stiftung)

Wie Karolin Gräwer weiter ausführte, sei Schwester Christamaria nicht nur das technische Knowhow wichtig, mit dem sie die Schülerinnen im Technik-Team unterstütze oder den Neuaufbau der Schulhomepage leite. Ebenso wichtig seien ihr die Erhaltung christlicher Werte und die Persönlichkeitsentwicklung durch das Angebot von Frühschichten und die Einladung zum Pilgerwochenende „Ich bin dann mal weg“. Die Schülerin hob Schwester Christamarias „Leidenschaft für Mathematik“ hervor, ihre Geduld beim Erklären und ihre Gelassenheit, mit der sie auch Schülerinnen motiviere, bei denen Mathe nicht das absolute Lieblingsfach sei. „Für uns hat sie immer ein offenes Ohr und nimmt sich die nötige Zeit, um sich unserer Sorgen und Nöte anzunehmen. Dabei spürt man die tolle Verbindung, die sie zu uns Schülerinnen aufbaut. Wir können sehr viel von ihr lernen, nicht nur schulisch, sondern auch menschlich. Mit viel Freude am Leben und durch ihre offene, freundliche Art, die sie anderen Menschen gegenüber zeigt, ist sie zu einem Vorbild für uns geworden.“ Karoline Gräwer zeigte sich überzeugt, dass Schwester Christamaria den Klaus-von-Klitzing-Preis definitiv verdient habe, „da sie besonders mit ihrem Engagement im MINT- Bereich zeigt, wie gut auch Mädchen sich dort behaupten können. Denn dieser Bereich gilt immer noch als von Männern dominiert, weswegen hervorzuheben ist, dass sie die erste Schwester und die erste Frau nach sechs männlichen Preisträgern in Folge ist, die diese Auszeichnung erhält. Mit der Förderung von heranwachsenden Frauen ermöglicht sie uns den Einblick in einen Bereich, in den wir uns sonst vermutlich nicht gewagt hätten. Sie ermutigt uns alle, niemals aufzugeben und immer weiterzumachen, egal wie viele Steine uns dabei in den Weg gelegt werden.“

In den MINT-Wissenschaften die frauliche Perspektive einbringen

Schwester M. Gabriele Schreck meinte in ihrer Rede, dass Sr. Christamaria den Preis stellvertretend für das ganze Kollegium, für so viele einsatzfreudige Lehrerinnen und Lehrer erhalte. Sie hob das „außergewöhnliche Engagement“ ihrer Mitschwester hervor sowie die „authentische Begeisterung“ und die Fähigkeit, das Beste in den Schülerinnen zu entfalten. Wörtlich sagte sie: „Heute gilt es, Antworten zu finden auf die vielen drängenden ethischen, medizinischen, ökologischen Fragen, um nur einige der brennenden Themenfelder exemplarisch zu nennen. Darum brauchen wir Frauen wie dich, die sich mit Verstand, Wille und Herz einsetzen und viele junge Menschen befähigen, sich für tragfähige und verantwortliche Lösungen zu engagieren.“ Herzlich dankte die Schulleiterin Sr. Christamaria für ihren wertvollen Beitrag an der SMS, bei dem sie wie Pater Kentenich, dem Gründer Schönstatts und der Schule, immer gleichzeitig „das Ohr am Herzen Gottes und die Hand am Pulsschlag der Zeit“ habe. Bei ihrem Dank an die Stifter des Preises verwies Schwester M. Gabriele auf die Aussicht, mit der Auszeichnung Forscherinnen der Zukunft entdecken und ausbilden zu können und damit der christlichen Verantwortung für die neue Gestaltung der Gesellschaft gerecht zu werden. Sie betonte: „Gerade die jungen Frauen werden gebraucht, um auch in den MINT-Wissenschaften die frauliche Perspektive einzubringen und dadurch eine abgerundete Sicht intensiver zum Zug kommen zu lassen. Hier sehen wir als Mädchenschule mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt unseren ganz spezifischen Auftrag.“

Eine dankbare Preisträgerin (Foto: EWE Stiftung)

Eine dankbare Preisträgerin (Foto: EWE Stiftung)

Dank für Mitverantwortung, Freiheit, Kreativität, Einsatzbereitschaft, Freundschaft und Teamgeist

Zum Schluss bedankte sich Sr. Christamaria bei der EWE-Stiftung, Professor von Klitzing und der Jury für die Auszeichnung. Ihr Dank galt auch dem Startup-Informatikkurs aus dem Abi-Jahrgang 2018, der mit seiner Begeisterung und Bereitschaft, Zeit zu investieren, den Startschuss für die ersten Roboter an der SMS gegeben hat. Außerdem dankte sie den Freundeskreisen der Schule und dem Ehemaligenverein für die großzügige finanzielle Unterstützung sowie der Schulleitung für den „Raum zur Entfaltung“. Ein weiterer Dank galt auch den externen Partnern Herrn Dr. Fislake von der Universität Koblenz und Herrn Stefan Schwaderlapp von Exec Software, für die gute Zusammenarbeit. Auch alle Eltern, die ihr Expertenwissen in den AGs miteinbringen, besonders Frau Plies und Frau Pötzschke galt ihr Dank. Besonders hob sie aber ihre Schülerinnen und Kollegen hervor; denn es bedeute ihr sehr viel, gemeinsam mit ihnen den Schulalltag so zu gestalten, dass Schülerinnen ihre Talente und ihre Persönlichkeit entfalten und ihre Chancen ergreifen können. Schwester Christamaria bekannte: „Hier bei uns zählen Mitverantwortung, Freiheit, Kreativität, Einsatzbereitschaft, Freundschaft und Teamgeist. Für all euer Mittun sage ich von ganzem Herzen Dankeschön! Ich bin der festen Überzeugung, dass der Klaus-von-Klitzing-Preis nicht nur mir, sondern uns allen gehört. Danke!“

Der Namensgeber des Preises: Klaus von Klitzing

Der Jury gehören neben von Klitzing Vertreter der Universität Oldenburg, der EWE Stiftung (eine Stiftung des Energieversorgungsunternehmens EWE AG), der IHK sowie der Schulleiter der Graf-Anton-Günther-Schule, Wolfgang Schoedel, an. Klaus von Klitzing, der die ersten Jahre seiner Schulzeit in Oldenburg verbrachte, ist unter anderem Direktor am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart und Mitglied des Internationalen Solvay Instituts. 1980 entdeckte er einen neuen Quanteneffekt und erhielt dafür 1985 den Nobelpreis für Physik. Die nach ihm benannte Von-Klitzing-Konstante beeinflusste wesentlich die moderne Halbleiterentwicklung und die Präzisionsmesstechnik. 2006 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Oldenburg.

Quelle: Pressemitteilung der EWE AG

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