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10. November 2020 | Deutschland | 

Corona fordert Schönstattzentren heraus


Herausforderung Corona (Montage: POS)

Hbre. Der „Lockdown light“, der zur Eindämmung der unkontrollierten Ausbreitung des Corona-Virus angeordnet wurde, ist für die Menschen, die ihre Kontaktmöglichkeiten einschränken müssen, eine Herausforderung, mit der umzugehen viele erst noch lernen müssen. Doch die Einschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens treffen nicht nur die Menschen und nicht nur Kultur- und Freizeiteinrichtungen oder Bars, Clubs, Kneipen und Restaurants, sondern sie haben auch Auswirkungen auf Einrichtungen der Jugend- und Erwachsenenbildung. Das merken bundesweit u. a. auch die Schönstattzentren. Veranstaltungen sind abgesagt. Buchungen – nicht nur im November – werden storniert. Mitarbeiter müssen in Kurzarbeit.

Schönstattzentrum Liebfrauenhöhe, Diözese Rottenburg-Stuttgart (Foto: schoenstatt-drs.de)

Schönstattzentrum Liebfrauenhöhe, Diözese Rottenburg-Stuttgart (Foto: schoenstatt-drs.de)

Tagungen ohne entsprechendes Verpflegungsangebot sind nicht attraktiv

Sr. M. Dorina Dungel, verantwortlich tätig im Schönstattzentrum Liebfrauenhöhe, Bistum Rottenburg-Stuttgart, zeigt sich froh darüber, dass in Absprache mit dem bischöflichen Ordinariat und den lokalen Gesundheitsbehörden Gottesdienste und Gebetszeiten in dem weitläufigen Zentrum weiterhin stattfinden dürfen, wenn die entsprechenden Hygienevorgaben eingehalten werden können. Diese Angebote seien inzwischen alle in die große Aula des Zentrums verlegt worden, da dort mehr Platz zur Verfügung stehe als in der Krönungskirche. Darüber hinaus gäbe es aber fast keine weiteren Veranstaltungen, da zwar Tagungen stattfinden könnten, aber ein entsprechendes Verpflegungsangebot nicht gemacht werden dürfe. Im Mischbetrieb von Bildungsstätte und Wohnbereich der Schwestern und des Schwesternaltenheimes seien die Mitarbeiter aus dem Küchen- und Waschküchenbereich weiterhin gefordert. Bei frei werdenden Zeitkontingenten würden mit einigen Mitarbeitern zunächst Reparaturarbeiten geplant und durchgeführt, die sonst extern vergeben worden wären. Dankbar zeigt sich die Schönstätter Marienschwester, dass es bisher zu keinen Corona-Infektionen bei den Mitarbeitern und bei den Bewohnern des Zentrums gekommen sei. „Da sind alle sehr diszipliniert und halten sich penibel an die Vorgaben“, so Schwester Dorina. Aktiv planen die Schwestern für den Advent die Initiative "Lichtvolles Weihnachten".

Schönstattzentrum in Borken (Foto: schoenstatt-au.de)

Schönstattzentrum in Borken (Foto: schoenstatt-au.de)

Atmosphäre offener und wohltuender wie beim Lockdown im Frühjahr

Wie die Liebfrauenhöhe im Bistum Rottenburg-Stuttgart ist das Schönstattzentrum Schönstatt-Au in Borken Sitz einer Provinz der Schönstätter Marienschwestern und damit auch Wohnort für ältere Mitglieder der Gemeinschaft im Alten- und Pflegebereich. Sr. Hanna-Luzia Hechinger, die für die Angebote des Zentrums verantwortlich zeichnet, freut sich, dass ihre Gemeinschaft mit der großen zur Verfügung stehenden Kirche, der lokalen Pfarrei behilflich sein kann. So finden schon seit September Gottesdienste der polnischen Gemeinde und ab November nun auch der Familiengottesdienst, der bisher in der Pfarrkirche Borken verortet war, in der Kirche des Zentrums statt. Auch die „Weihwasserflaschenaktion“, die das Zentrum schon während des ersten Lockdowns im Frühjahr begonnen habe, würde weiter gut angenommen. In den Kirchen sind aus Hygienegründen seit Monaten die Weihwasserbecken leer. Das Zentrum bietet deshalb kleine mit Weihwasser gefüllte Fläschchen verbunden mit einem Segensgebet zum Mitnehmen an. Auch wenn sonst keine Veranstaltungen mehr stattfinden könnten, so seien doch die Kirche und die Schönstatt-Kapelle fürs Gebet und der Buchladen für kleine Einkäufe geöffnet. „Damit ist die Atmosphäre deutlich offener und wohltuender wie beim Lockdown im Frühjahr“, so Sr. Hanna-Luzia.

Schönstattzentrum auf'm Berg (Foto: schoenstatt-memhoelz.de)

Schönstattzentrum auf'm Berg (Foto: schoenstatt-memhoelz.de)

Auf Sicht fahren lernen

Der wunderschöne Ausblick vom Schönstattzentrum auf’m Berg in Memhölz ist bei gutem Wetter derselbe wie im vergangenen Jahr. Aber die Belegung im Haus hat sich im Vergleich mit dem Vorjahr etwa halbiert, so Norbert Jehle, der zusammen mit seiner Frau Gertrud die Leitungsverantwortung für das Schönstattzentrum im Bistum Augsburg trägt. Laut Angaben des bayerischen Kultusministeriums seien zwar Veranstaltungen der Erwachsenenbildung auch im aktuellen Lockdown weiterhin erlaubt, es dürfe jedoch keine gemeinschaftliche Verpflegung geben. Unter diesen Umständen könne es außer einigen kleinen Gottesdiensten faktisch keine Veranstaltungen im Haus und auch keine Urlaubsgäste geben. Träger und Leiter des Hauses müssten immer mehr lernen „auf Sicht zu fahren“ und erst mal den aktuellen Tag zu leben.

Seminarzentrum Marienland, Vallendar (Foto: bildungsstaette-marienland.de)

Seminarzentrum Marienland, Vallendar (Foto: bildungsstaette-marienland.de)

Vor allem internationale Gruppen und Gäste fehlen

In diese Erfahrungen einiger Schönstattzentren in den deutschen Diözesen reihen sich die Bildungs- und Gästehäuser am Gründungsort der Schönstatt-Bewegung in Vallendar nahtlos ein. Schwester Anna-Simona Menz, zuständig für die Rezeption des Seminarzentrums Marienland in Schönstatt, Vallendar, zeigt sich zunächst froh darüber, dass es unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bislang keine Ausfälle durch Coronainfektionen gegeben habe. Der Träger des Hauses habe allerdings, wegen der durch den neuerlichen Lockdown bedingten Belegungseinbrüche beschließen müssen, das Haus zunächst bis Ende November komplett zu schließen.

Haus der Familie, Vallendar (Foto: hausderfamilie.info)

Haus der Familie, Vallendar (Foto: hausderfamilie.info)

Auch das Haus der Familie, das Bildungszentrum der Schönstatt-Familienbewegung, ist für die nächsten Wochen mehr oder weniger geschlossen. Zwar wäre es möglich, einzelne Geschäftsreisende mit Übernachtung und Frühstück aufzunehmen, aber das sei kaum lohnend, wenn man den Personal- und Kostenaufwand im Verhältnis zu den möglichen Einnahmen betrachte, macht Hausleiterin Anna Schwaderlapp deutlich. Zunächst würden noch Reparatur- und Grundreinigungsarbeiten, die zum Jahresende sowieso angestanden hätten, vorgezogen. Trotzdem seien alle angestellten Kräfte in Kurzarbeit. Auf das ganze Jahr gesehen, sei die Belegung auf etwa ein Drittel des Vorjahres eingebrochen. Zwar sei im Sommer die Belegung im Rahmen des Familienurlaubsangebotes „ganz gut“ gewesen, was aber die Stornierungen von Gruppen aus dem Ausland und internationaler Einzelbesucher nicht habe auffangen können.

Jugendbildungsstätte Sonnenau, Vallendar (Foto: sonnenau.de)

Jugendbildungsstätte Sonnenau, Vallendar (Foto: sonnenau.de)

In der Jugendbildungsstätte Sonnenau der Schönstattbewegung Mädchen/Junge Frauen können ebenfalls mindestens bis Ende November, eventuell auch bis Dezember keine Veranstaltungen mehr stattfinden, wie Hausleiterin Schwester M. Sarah Bauer mitteilt. Da es kaum Einzelpilger gäbe, die derzeit Unterkunft suchen und die Gruppen aus dem internationalen Bereich ihre geplanten Aufenthalte storniert haben, rechne sie erst ab dem kommenden Frühjahr wieder mit signifikant steigenden Belegungszahlen. Kaum betroffen vom aktuellen Lockdown sei die Küche des Hauses, die sowohl für die Mensa der Schönstätter Marienschule wie auch für ein Haus in Schönstatt mit Pflegestation und weiteren Dauerbewohnern die Mahlzeiten zu garantieren habe.


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