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25. Juni 2020 | Deutschland | 

„Bei mir beißen die auf Granit.“ - Franz Reinisch in Würzburg


Einen fundierten Einblick in das Leben und Wirken des Märtyrers Pater Franz Reinisch gibt die Ausstellung, die derzeit in Würzburg zu sehen ist (Foto: © Markus Hauck, POW)

Einen fundierten Einblick in das Leben und Wirken des Märtyrers Pater Franz Reinisch gibt die Ausstellung, die derzeit in Würzburg zu sehen ist (Foto: © Markus Hauck, POW)

Franz-Josef Tremer. Derzeit findet in der Heiligkreuzkirche in Würzburg-Zellerau eine Ausstellung über das Leben von Franz Reinisch statt. Der Ort ist nicht zufällig gewählt. Er steht in einer direkten Verbindung mit dem Leben des aus Österreich stammenden Pallottinerpaters, der den Fahneneid auf Hitler aus Gewissensgründen verweigerte und deshalb 1942 hingerichtet wurde. Die erste kriegsgerichtliche Vernehmung von Reinisch fand in Zellerau statt. Die Ausstellung, die noch bis Ende Juli zu sehen sein wird, informiert auf 14 großformatigen Schautafeln über das Leben, das Sterben und die Nachwirkung des christlichen Martyrers Franz Reinisch. Die Kirche ist täglich von 9-19h geöffnet (Eingang beim Altenbetreuungszentrum, vor der Kirche rechts).

Gewissensentscheidung

Der Zweite Weltkrieg wurde 1939 durch Hitler und die Nazis vom Zaun gebrochen. Doch gab es nur ganz wenige Deutsche und Österreicher, die den Kriegsdienst verweigerten. Einer dieser mutigen Menschen war der österreichische Priester Franz Reinisch. Er wurde 1903 geboren und stammte aus Tirol. Reinisch war Mitglied im Orden der Pallottiner und begeistertes Mitglied der Schönstatt-Bewegung. Er trat schon etwa ab 1934 als Hitler- und Nazikritiker hervor. 1940 bekam er durch die Gestapo Rede- und Predigtverbot.

Anfang 1942 fiel das in der Überschrift zitierte Wort von Reinisch. „Bei mir beißen die auf Granit.“ Am 14. April 1942 sollte er als Sanitätssoldat in die Kaserne von Bad Kissingen einrücken. Dort in Bad Kissingen bekannte er, dass er den Fahneneid auf Hitler und damit den Kriegsdienst nicht leisten werde, weil sein Gewissen ihm das verbiete.

Archivfoto: Blick auf die Heiligkreuzkirche, sowie das Gerichtsgebäude in der Würzburger Sedanstraße (Foto: Archiv)

Archivfoto: Blick auf die Heiligkreuzkirche, sowie das Gerichtsgebäude in der Würzburger Sedanstraße (Foto: Archiv)

Richter versucht Reinisch umzustimmen

So kam es am 22. April 1942 in Würzburg im Gericht der Division 173 in der Sedanstraße 9, Zellerau, nur wenige Meter von der Heiligkreuzkirche entfernt, zur ersten kriegsgerichtlichen Vernehmung. Reinisch war allerdings nicht zum ersten Mal in Würzburg. 1939 hatte er in Würzburg einen Einkehrtag für Frauen und Mädchen der Schönstatt-Bewegung gehalten.

Der vernehmende Kriegsgerichtsrat war ein gläubiger Katholik, Dr. Georg Oehrlein, aus Waldbüttelbrunn stammend. Er hatte nach dem Krieg einen sehr berührenden Erlebnisbericht über diese ungewöhnliche Vernehmung verfasst, eine der spannendsten Quellen für die Reinisch-Forschung. Oehrleins erster Eindruck von Reinisch: „Ein großer, schlanker, sympathischer, aber ernster Mann in grauer Uniform trat in das Zimmer.“ Dr. Oehrlein versuchte den Priester umzustimmen; es war ihm nämlich sehr unangenehm, einen Priester in den Tod zu schicken. Bei Kriegsdienstverweigerung war das Todesurteil zu erwarten. Der Tiroler hatte das alles aber schon bedacht. Er hatte sich schon auf eine Hinrichtung eingestellt.

Reinischs aufrechte, männliche Haltung machte Eindruck

Dr. Oehrlein berichtet, dass ihm die Tränen kamen, weil er den 39-jährigen Mann nicht von seiner Verweigerung abbringen konnte. Er versuchte den sehr schwierigen Fall an einen älteren Kollegen, Dr. Stoll, abzugeben, was ihm nicht gelang. Man spürt das Ringen des christlich geprägten Richters mit dem „Granit“ Reinisch. Am Ende blieb ihm nichts anderes übrig, als den Haftbefehl zu erlassen und die Akten an das Reichskriegsgericht in Berlin weiterzuleiten.

Die ganze Vernehmung dauerte etwa drei Stunden und war voller Dramatik und Spannung. Beide Richter, Oehrlein und Stoll, waren „tief beeindruckt von der aufrechten, männlichen Haltung des Beschuldigten“, wie Oehrlein in seinem Bericht festhielt. Danach kam der Angeklagte entweder in das angrenzende Militärgefängnis oder er kehrte gleich wieder nach Bad Kissingen zurück, das ist nicht mehr sicher zu klären. Auf jeden Fall kam er am 8. Mai ins Gefängnis Berlin-Tegel. Weil man hoffte, dass er die Verweigerung aufgeben könnte, wurde das Verfahren verzögert.

Schließlich kam es am 7. Juli zur Verhandlung, die mit dem Todesurteil endete. Am 21. August 1942 wurde Reinisch wegen der Verweigerung des Fahneneides und des Kriegsdienstes in Brandenburg an der Havel hingerichtet.

Mehr Informationen

Ausstellung über das Leben und Wirken von Pater Franz Reinisch SAC von OstD. Markus Zepp, Bruchsal

  • Ort: Heiligkreuzkirche in Würzburg-Zellerau, Friedrichstraße 26
  • Dauer: bis Ende Juli 2020
  • Öffnungszeiten: 9 – 19 Uhr
  • Eingang: beim Altenbetreuungszentrum, vor der Kirche rechts
  • Gebäude des Gerichtes der Division 173: Sedanstraße 9 (unmittelbar neben der Kirche)
  • Mehr Infos: Artikel Ausstellung über Franz Reinisch in Würzburg

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