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12. Juni 2020 | Impuls aus Schönstatt | 

Neue Normalität: Kontrolle um der Sicherheit willen – bleibt unsere Freiheit auf der Strecke?


Impuls aus Schönstatt (Foto: Brehm)

In nie gekannter oder erwarteter Weise wurden in den vergangenen Monaten die Freiheitsrechte des Bürgers eingeschränkt. Ohne Corona wäre es nicht möglich gewesen, die Grenzen dicht zu machen, die Menschen von der Straße fernzuhalten und erst einmal alles zu verbieten, wo Menschen aufeinander treffen könnten. Der Rückgang der Corona-Kranken gibt offenbar denen Recht, die diese Maßnahmen beschlossen und auch allen, die sie zum Schutz für sich und die anderen eingehalten haben.

Zu den umfangreichen Bestimmungen gehört selbstverständlich auch, dass persönliche Daten erfasst werden, um Überträger des Virus und mögliche Infizierte und deren Kontakte schnell ausfindig machen zu können, um diese dann zu isolieren und die Infektionskette unterbrechen zu können. Demnächst wird die "Corona-Warn-App" vorgestellt, die helfen soll, „die Ansteckungen nachzuverfolgen, wenn die Corona-Beschränkungen weiter gelockert werden.“

Auf dem Weg zum Überwachungsstaat?

Für die meisten Bürgerinnen und Bürger sind alle die genannten Maßnahmen nachvollziehbar, während andererseits auch viele Menschen so genannten Verschwörungstheorien immer mehr Glauben schenken, die einen Überwachungsstaat kommen sehen, wie ihn George Orwell in seinem Roman „1984“ beschrieben hat. Da wir es mit einer Flut von Informationen zu tun haben, die wir nicht mehr sortieren, werten und verarbeiten können und die aus Wahrheiten, Halbwahrheiten und „alternativen“ Wahrheiten besteht, haben sich Verunsicherung und Misstrauen breitgemacht. Wir sind auf Experten angewiesen, die uns die Wirklichkeit deuten, und auf Politiker, die hoffentlich ihre Arbeit in Verantwortung für die Menschen wahrnehmen. Wir können aber selbst nicht überprüfen, was wahr und falsch ist. Gleichzeitig bewegen wir uns in einem subtilen Klima der Angst, die auch benutzt wird, um freiheits-beschränkende Maßnahmen durchzusetzen. Angst und das Gefühl von Bedrohung machen es den Menschen plausibler, dass sie sich abschotten und Einschränkungen in Kauf nehmen, die sie ansonsten ablehnen würden. Wir haben in den vergangenen Jahren eine Bedrohung durch terroristische Anschläge erlebt und sind froh, dass es auf belebten Plätzen Überwachungskameras gibt. Wir unterstützen das Sammeln von persönlichen Daten, wenn es der Sicherheit der Allgemeinheit dient. Wir gewöhnen uns an bargeldloses Bezahlen, weil es ein Mittel gegen Geldwäsche ist und die Übertragung von Corona verhindert.

Machtmissbrauch des technisch Machbaren

Bei allen diesen schrittweise anwachsenden Überwachungs- und Daten-Sammel-Maßnahmen können wir in Deutschland froh sein für unser demokratisches System mit vielen Stimmen und Kräften, die Persönlichkeitsrechte einfordern und dem Machbaren Grenzen setzen. Anders gestaltet es sich in China oder in totalitären Systemen, in denen der Machterhalt und Machtzuwachs die eigentlichen Motoren von weiteren Entwicklungen darstellen. Eine Welt, in der es an so vielen Stellen vor allem um Macht geht – politisch, wirtschaftlich, ideologisch -, werden die heute schon vorhandenen technischen Möglichkeiten mit Sicherheit auch Anwendung finden, um Menschen, Wirtschaft und Politik zu kontrollieren und zu bestimmen.

Sicherheit versus Freiheit?

Verschwörungstheorien werden uns nicht weiterhelfen, sondern im Gegenteil den nüchternen Blick auf die Wirklichkeit eher noch verstellen. Gleichzeitig braucht es eine Wachheit für das, was gerade geschieht und in welche Entwicklung wir geraten. Während wir uns nach und nach an Überwachungsszenarien gewöhnen, werden wir möglicherweise nicht gewahr, wann etwas kippt und wir zu viel von unserer Freiheit verlieren. Auch unsere Gottesdienste werden kontrolliert, indem wir gezwungen sind, alle Teilnehmer in Listen zu erfassen. Wann ist der Zeitpunkt gekommen, sich gegen etwas zu wehren, was System wird? Werden wir es merken, werden wir die Kraft haben, für Freiheit einzustehen, falls es einmal soweit kommen sollte?

Ein freier Menschentyp

Den Gründer von Schönstatt, Pater Josef Kentenich, hat es von Anfang an beschäftigt, wie ein Mensch ein innerlich freier werden und bleiben kann. Er zeigt uns einen Weg, wie man in Einklang mit sich, seinen inneren Kräften, Gefühlen und Antrieben leben kann und dadurch auch ein intuitives Gespür für Wahr und Falsch entwickelt, das zu einem größeren Selbstvertrauen führt und uns mit anderen Menschen guten Willens verbindet. Letzen Endes ist es Gott an erster Stelle, der frei macht, weil wir einem Größeren vertrauen über alle sichtbare oder versteckte Wirklichkeit hinaus. Es ist ein Gott der Liebe, der in Seiner Vorsehung uns auch durch die neueste Zeit führen wird.


Redaktion Impuls, Schönstatt

Leserreaktionen

22.06.2020, 00:02 Uhr

Besten Dank an die Redaktion Impuls für diesen Beitrag.
Viele glauben, dass Demokratie sich in dem Satz „Mehrheit gilt!“ erschöpft. Das ist nicht richtig.
Demokratie ist vor allem ein System von Werten:
1. dass niemand staatlichen Willen als obrigkeitlich akzeptieren muss, dass er sich also auch gegen den Staat wehren kann.
2. dass jeder nach seinen Fähigkeiten und seinem Willen leben kann, sofern er das entsprechende Recht anderer Bürger nicht verletzt.
3. dass der Staat nur dort tätig werden darf, wo ihm die vom Volk beschlossene Verfassung Zuständigkeiten einräumt.
Mögen wir ganz im Sinne Pater Kentenichs Mut haben unser Ja auszusprechen: "Wir wollen lernen, uns unter dem Schutze Mariens selbst zu erziehen zu festen, freien christlichen Charakteren. [...] Wir müssen freie Charaktere sein. Gott will keine Galeerensklaven, er will freie Ruderer haben."

So meine ich, dass wir selbstverständlich erahnen können "was wahr und falsch ist". Selbstverständlich können wir selbst die "Wirklichkeit deuten". Selbstverständlich reicht das Hoffen und die Abgabe der "Verantwortung an Politiker" eben nicht aus. Denn, ... wir selbst haben das Ruder in der Hand.

Achim und Maria Müller,
Würzburg


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